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Herbstkollektion von Stine Goya.

© promo

Stine Goya in Berlin: Dänen sind anspruchsvoll

In Kopenhagen ist Stine Goya ein Modestar - jetzt will sie in Deutschland bekannter werden.

Die erste Überraschung: Stine Goya trägt Schwarz. An sich ist es nichts Außergewöhnliches, dass Designer, die farbenfrohe Kleider entwerfen, immer die gleichen schlichten Sachen tragen. Aber Stine Goya sieht normalerweise aus wie ihr bestes Model. Sie ist groß und schlank, hat mit ihrer hellen Haut und den langen roten Haaren etwas Ätherisches und passt perfekt in ihre Entwürfe: Fließende, bunt bedruckte Kleider, Blusen mit Volants und Keulenärmeln, weite Hosen und weiche Pullover in Pastelltönen.

Sie ist hier, um ihr zehnjähriges Firmenjubiläum zu feiern. Seit 2009 war sie nicht mehr in Berlin, damals war sie zur Berliner Fashion Week eingeladen, jetzt ist sie hier, um ihre Geschichte weiterzu- erzählen.

Stine Goya fällt nicht nur wegen ihres Namens aus dem Reigen der dänischen und schwedischen Labels. Die tragen entweder nordische Namen wie Day Birger et Mikkelsen, Mads Nørgaard und Munthe plus Simonsen, oder abstrakte englische Bezeichnungen wie Hope oder Wonhundred.

Auch Stine heißt eigentlich Nistrup mit Nachnamen, aber die Modelagentur, die sie entdeckte, fand den Namen einfach zu unglamourös. Für ihr Label, dass sie 2007 gründete, hat sie den Namen einfach behalten. „Ich denke viel über mein Design nach, es ist wagemutig, künstlerisch und verspielt. Es ist wichtig, diese Wörter oft zu benutzen, man kann als Designer sehr schnell in so viele Richtungen abdriften.“ Dabei helfen ihr vor allem ihre Muster. Sie sind auf fast all ihren Kleidern zu sehen. Nach Berlin hat sie ihre Herbst-Winter-Kollektion mitgebracht, Da tummeln sich viele kleine Bienen auf Seidenblusen, ein Kleid sieht aus wie eine Blumenwiese auf moosgrünem Grund. Auch wenn die Designerin weiß, dass sich diese einfachen Muster am besten verkaufen, hat sie einen anderen Favoriten: „Ich mag die Muster besonders, die wie große Bilder aussehen“, sagt sie. Wie das auf dem Seidenkleid, auf dem sich zwei Frauen küssen. „Auf einer größeren Fläche kann man einfach mehr zeigen, das ist fast ein Kunstwerk.“ Deshalb arbeitet sie auch regelmäßig mit Künstlern zusammen.

In den letzten drei Jahren ist ihr Unternehmen gewachsen. Sie hat jetzt 15 Mitarbeiter und drei Läden. Vor drei Jahren hat sie sich noch auf ihren Heimatmarkt Dänemark konzentriert. „Dänen sind kritisch, sie sind sehr modisch und nicht so leicht zufriedenzustellen, das machen sie einem sehr klar“, sagt die Kopenhagenerin.

Stine Goya ist ihr bestes Model.
Stine Goya ist ihr bestes Model.

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Lange hat sie als Stylistin gearbeitet, um ihre Firma zu finanzieren. Es hat ihr geholfen, dass die dänische Hauptstadt eine eigene Fashion Week hat. Aber mehr noch war entscheidend, dass sie vom skandinavischen Look abweicht, der oft sehr zurückhaltend ist.

Jetzt sind die Deutschen dran. Deren eher behäbige Einstellung zur Mode würde sie gerne ändern. Stine Goya hat ein paar Schlüsselreize zu bieten: Ihre Mode ist farbenfroh, aber nicht kreischend bunt, weiblich, aber nicht exaltiert, und sie achtet sehr darauf, dass der Preis stimmt. Sie will, dass möglichst viele Leute sich ihre Kleider leisten können.

Nicht zum ersten Mal hört sie, dass der dänische Designer Henrik Vibskov so etwas wie das männliche Pedant zu ihr ist und beide zusammen als Aushängeschild für dänische Mode gelten. Sie bedankt sich für den Vergleich und erwähnt gleich mal, dass sie vor langer Zeit mit Henrik Vibskov liiert war. Sie haben zusammen in London gelebt, am Central Saint Martins College Design Mode studiert. Dann haben sie beide ihre Labels gegründet. Heute sehen sie sich privat, weil ihre Kinder gute Freunde geworden sind. „Aber wir sprechen nicht viel über unsere Arbeit.“ Dafür gehen sie auch zu unterschiedlich vor: „Er macht viele andere Projekte wie Ausstellungen und Theaterkostüme. Aber er redet nicht gern übers Geschäft.“

Sie hat für solche Gespräche andere Freunde. Zum Beispiel ihren Mann Thomas Hertz, der seine Stelle als Marketingchef beim staatlichen Fernsehsender DR aufgab, als sie ihr erstes gemeinsames Kind bekamen, um bei ihr im Unternehmen zu arbeiten. „Oft fragen wir uns über die Schreibtische hinweg: Wer ist heute mit dem Abholen der Kinder dran?“

Stine Goya ist froh, dass sie ein paar Jahre mit dem Kinderkriegen gewartet hat, bis ihre Firma lief: "Ich arbeite ständig daran, eine gute Mutter und eine gute Chefin zu sein, das ist schwierig, und es gelingt mir nicht immer. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, sehr strukturiert zu sein und dass man Dinge auf eine neue Art und Weise arrangieren kann. Bevor ich Kinder hatte, habe ich nonstop gearbeitet. Jetzt habe ich ein sehr gutes Team, das alles möglich macht.“

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