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Sofas laufen gut bei Made.com.

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Möbeldesign: Made will Design demokratisieren

Ning Li von Made.com verkauft online Möbel

War Made von Anfang an als globale Marke gedacht?

Ja. Ich bin in China aufgewachsen, habe in Frankreich studiert und bin dann nach England gegangen, um meine Firma zu gründen. Das Team rekrutiert sich aus vielen europäischen Ländern.

Sie wollen größer als Ikea werden.

Wir hatten die Ambition, vom ersten Tag an groß zu sein. Sowohl in Frankreich und England als auch in Deutschland gibt es eine Menge nationaler Champions, aber sie sind nicht global. Es gibt in unserer Branche nur ein einziges wirklich großes Unternehmen, das alle nationalen Grenzen überschritten hat. Also sind wir die zweite Marke nach Ikea, die ernsthaft versucht, global zu agieren. Wir investieren eine Menge Geld, damit die Geschäfte in jedem Land laufen.

Warum sind die meisten Marken nur national ausgerichtet? Sind sie zu teuer?

Nein, aber Möbel sind traditionell ein Geschäft, das über die Nähe zu seinen Kunden funktioniert. Du brauchst eine große Ladenfläche und musst sehr viele Läden haben, um ein nationaler Player zu sein. International zu werden, ist noch sehr viel schwieriger.

Wie gehen Sie vor?

Das ganze Kaufverhalten hat sich geändert. Deshalb haben wir ein online basiertes Unternehmen gegründet. Das Geschäft ist auswertbarer, schneller und billiger. Für den Möbelmarkt sind Leute zwischen 20 und Mitte 30 interessant. Die sind mit dem Internet aufgewachsen wie wir selbst. Für uns ist es normal, das Internet für unsere Recherchen zu benutzen, wenn wir zum ersten Mal Möbel kaufen. Frühere Generationen haben das nicht getan, sie sind von Laden zu Laden gegangen und haben die Produkte verglichen.

Ning Li, der Mitgründer des Start-ups Made.
Ning Li, der Mitgründer des Start-ups Made.

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Haben die Kunden gelernt, sich Dinge, die sie zweidimensional sehen, dreidimensional vorzustellen?

Als wir anfingen, wussten wir nicht, was funktionieren würde. Also haben wir erst kleine Dinge wie Lampen und Kissen verkauft. Aber tatsächlich verkaufen sich Sofas hervorragend. Man würde denken, dass die Leute gerade Sofas ausprobieren wollen. Aber auch wenn sie in einen Laden gehen, bekommen sie immer nur drei Modelle sehen – online dagegen kann man sich alle 200  Modelle anschauen.

Also halten Sie den Einzelhandel für überholt?

Wir haben nichts gegen Shops. Aber die sollten heute mit den modernen Bedürfnissen der Kunden verbunden sein. Es geht nicht darum, dass Kunden nicht mehr offline kaufen. Aber wer heute einkaufen geht, tut das aus Vergnügen. Alltägliche Dinge kaufen heute schon viele Leute online, sogar Lebensmittel.

Trotzdem haben Sie einen Showroom in Berlin. Warum?

Diese Showrooms sind wichtig für das Vertrauen, da wird nicht verkauft, aber man kann die Qualität testen.

Der Look von Made ist modern, skandinavisch. Denken Sie, dass die Leute heute einen höheren Anspruch haben, wenn sie ihre Wohnung einrichten?

Wir lieben den skandinavischen Stil! Für einen großen Teil des Marktes müssen Möbel eine Funktion haben, diese Kunden kümmert nicht so sehr, wie es aussieht. Da hat Ikea einen sehr guten Job gemacht, sie haben demokratisiert, was ich Funktion nenne. Aber sie haben sich nicht um Ästhetik und Design gekümmert. Bisher hat niemand für diesen Teil des Marktes einen wirklich guten Job gemacht und dafür investiert.

Wie schnell reagieren Sie auf Kundenvorlieben?

Die Konsumwelt bewegt sich heute sehr schnell.  In der Generation meiner Eltern erbte man die Möbel von seinen Eltern, der Lebenszyklus der Produkte hielt ewig.

Aber das ist doch nett!

Ja, da ist nichts gegen zu sagen.  Aber wir leben mehr und mehr in einer Wegwerfgesellschaft. In der Mode geben heute Zara und H&M den Ton an. Und auch die Interiortrends wollen die Leute sofort haben – das sind ungeduldige, junge, urbane Berufstätige. Die  haben wenig Zeit, einen hohen Anspruch an Qualität, und sie wollen dafür nicht so viel Geld bezahlen. Sie kommen zu Made, weil wir zwei Kollektionen mit fünf bis zehn Produkten pro Woche haben. In der traditionellen Welt gibt es eine Herbst- und eine Frühlingssaison – oder sogar nur eine im Jahr. Wir sind eine große Maschine, die ständig neue Produkte herausbringt. Weil wir online agieren, müssen wir nicht von jedem Modell Hunderte herstellen und sie weltweit in Läden verteilen. Wir stellen ein Foto auf unsere Seite und  sammeln die Bestellungen, bevor wir anfangen zu produzieren.

In großen Städten haben die Leute wenig Platz, kleine Wohnungen –spielt das für Sie eine Rolle?

Eine wichtige. Wir verkaufen in sieben europäischen Ländern und die meisten Anfragen kommen aus den großen Städten. Die Leute haben heute generell ein anderes Lebenskonzept und leben viel beengter. Viele junge Leute arbeiten im Bett. Früher saß man zum Arbeiten am Schreibtisch – heute sitzt da niemand mehr.

Das Gespräch führte Grit Thönnissen

Im Showroom von Made kann man sich die Möbel anschauen und Probe sitzen: Friedrichstr. 224 in Berlin-Kreuzberg.

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