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Inzwischen bringt es Suitsupply auf mehr als 80 Geschäfte weltweit, im November eröffnete das erste in Berlin.

© promo

Das Suitsupply-Konzept: Männern muss man es einfach machen

Fokke de Jong will mit Suitsupply die Welt der Anzüge umkrempeln.

Wer zu Fokke de Jong vorgelassen werden will, muss zuerst einen 20-minütigen Rundgang durch seinen Laden absolvieren. Der wirkt wie ein Setzkasten, in dem sich Männer ein Outfit zusammenstellen können. Die Geschäftsidee von Suitsupply mit Sitz in Amsterdam: Anzüge zum günstigen Preis, die trotzdem Luxusqualität besitzen und dazu noch ein Schneider vor Ort. Im letzten Raum schließlich de Jong, lässig wartend.

Würden Sie den Anzug als ein Symbol von Macht und Erfolg bezeichnen?
Viele traditionelle Anzugmarken stellen ihn gerne so dar, aber für mich steht er für Eleganz und Schönheit. Vielleicht, weil es in meiner Familie normal war, Anzug zu tragen. Ein Anzug erlaubt viele Spielereien. Viel mehr als ein T-Shirt. Man kann ihn auf eine formale, aber auch auf legere Weise tragen. Wichtig ist nur, dass er gut sitzt und dass das Material hochwertig ist. Dann kann man eigentlich nichts falsch machen.

Viele nehmen den Anzug eher als Uniform wahr.
Hier in Deutschland gibt es ja tatsächlich eine große Firma für Anzüge, die ursprünglich Uniformen herstellte. Aber Spaß beiseite: Es gab doch auch immer die Figur des Dandys, an der sich zeigte, wie spielerisch ein Anzug getragen werden kann. Daran orientieren wir uns bei Suitsupply, wir wollen den Anzug nicht so ernst nehmen.

In welcher Lebenssituation ist der typische Kunde von Suitsupply?
Die meisten sind zwischen 28 und 35 Jahre alt. Weil unsere Preise vergleichsweise niedrig sind, herrscht oft die Vorstellung, dass es sich um Männer handelt, die ihren ersten Anzug kaufen. Aber eigentlich ist das nicht der Fall. Die meisten haben ein gewisses Vorwissen, bevor sie auf uns stoßen.

Ist unter Männern das Bewusstsein für einen modischen Auftritt größer geworden?
Wir alle sind heute viel mehr Bildern ausgesetzt, zum Beispiel durch Instagram. Das beeinflusst unsere Ästhetik. Viele Männer wissen heute besser Bescheid über den perfekten Sitz und die wichtigen Details. Lange hieß es: Junge Männer wollen keine Sakkos oder Anzüge mehr tragen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Man muss sich doch nur Bruno Mars anschauen, oder den Rapper Macklemore, die tragen alle gerne Anzüge. Nicht nur die Bänker.

Welche Unterschiede stellen Sie zwischen Ihren Märkten fest?
Es gibt mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Auch das hat mit den sozialen Medien zu tun. Aber natürlich gibt es regionale Besonderheiten. Wir haben einen Laden in Venice Beach, dort tragen die Männer unsere Jackets zu Shorts. In Japan ist die Wertschätzung für einen guten Anzug besonders hoch. Dort wird geglaubt, wenn viel Arbeit und Leidenschaft in ein Produkt gesteckt wird, dann bekommt es dadurch eine Seele.

Wie sieht ein guter Anzug aus?
Es sollte keine scharfen Kanten, keine geraden Linien geben. Die Formen sollten eher rund sein und dem Körper folgen.Man kann ein Jacket nicht einfach enger machen und schon sieht es modern aus. Die Qualität eines Anzugs zeigt sich in seinem Innenleben. Bei uns sind die Einlagen aus Ross-, oder Kamelhaar. Das gibt dem Oberstoff Stabilität und Form. Viele industriell hergestellte Anzüge sind geklebt und an den Schultern ist oft Schaumstoff eingenäht.

Wie lässt sich erklären, dass es bei Anzügen derselben Qualität so große preisliche Unterschiede gibt?
Im Luxusmarkt funktioniert vieles ineffizient. All die Modenschauen, die Messen, die vielen Einkäufer mit den kleinen Stückzahlen. Hinzu kommt, dass alle Läden an den Luxusmeilen haben wollen. Wir investieren lieber alles in das Produkt und in Angestellte mit Fachwissen.

Wichtig sind sicherlich auch Ihre Kampagnen, die oft als provokativ, manchmal sogar sexistisch wahrgenommen werden, da turnen zum Beispiel Männer in Anzügen auf nackten Frauen herum.

Natürlich ist es uns wichtig, Aufmerksamkeit zu erregen. Darum geht es doch, wenn der Anzug nicht länger als Uniform wahrgenommen werden soll – Spaß haben. Ich habe mir in der Helmut-Newton-Foundation die Fotos angeschaut. Die sind wirklich provokativ, aber würden wahrscheinlich nicht von Facebook oder Instagram zensiert werden.

Sie haben gerade eine Linie für Frauen eingeführt. Kann man die Prinzipien von Herrenanzügen auf Frauen übertragen?

Es braucht ein anderes Verständnis für Proportionen und es war schwierig, Leute zu finden, die sich damit auskennen. Der Anzug für Frauen hat eben nicht so eine lange Tradition. Gleichzeitig schwingt in ihm viel mehr Aussagekraft mit. Bei Frauen ist der Anzug auch ein Sinnbild für Befreiung. Unsere Smokings sind beliebt. Viele Frauen, die unsere Modelle kaufen, sagen: Zum Glück brauche ich nicht mehr nach zehn verschiedenen Kleidern zu suchen.

Welcher Mann ist gut gekleidet?
Barack Obama hat sich immer elegant und dynamisch gekleidet. In Deutschland halte ich den Fernsehkoch Tim Raue für gut angezogen. Er trägt unsere Anzüge, aber nie mit einer Krawatte, sondern mit einem Rollkragenpullover oder einem T-Shirt darunter. Wichtig ist, dass Männer aus einem Anzug ihr eigenes Ding machen.

Das eigene Ding zu machen. Ist das die Erfolgsformel?
Manchmal sind die besten Ideen das Resultat von Beschränkungen. Weil wir kein Geld für teure Läden hatten, mussten wir den Schwerpunkt anders setzen. Zum Glück kann ich sehr überzeugend sein. Am Anfang bin ich zu den Sekretärinnen in den Firmen gegangen und habe sie gebeten, meine Anzüge ihren Chefs vorstellen zu dürfen. Seitdem kann ich diesen Satz auf Deutsch: „Wenn der Herr Direktor nicht im Haus ist, hat die Sekretärin das Kommando.“ Es stimmt, wenn man die Sekretärin auf seiner Seite hat, klappt alles.

Suitsupply, Münzstr. 12, Mitte.

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