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Wir sparen uns den Klempner

© PantherMedia / vicnt2815

Sparkolumne: Wie ich das Haus flutete

Ein Klempner im Haus ist ein Risiko. Kein Klempner auch

Von Andreas Austilat

Meine Tochter formulierte die Aufgabe ganz einfach: „Mach, dass das Wasser nicht so heiß ist!“ Seit der Sommer ausgebrochen ist, haben wir nämlich bei der Duschtemperatur nur noch die Wahl zwischen ganz kalt oder extrem heiß. Das Dazwischen ist irgendwie verloren gegangen.

Im Winter, als das Wasser viel kälter ins Haus kam, funktionierte alles einwandfrei. Und überhaupt, kalt duschen ist doch im Sommer ganz schön. Und billiger. Sie verdrehte die Augen und sagte: „Hol halt einen Klempner.“

Klempner lasse ich nicht gern rein. Es gibt diesen privaten Investitionsstau, weshalb unser Haus ein wenig marode ist. Dafür steht die schwarze Null. Ein Klempner würde wahrscheinlich behaupten: „Die Rohre müssen raus.“ Und überhaupt, wer erwärmt sein Wasser schon elektrisch? Außerdem war gerade Samstag, sicher kein Handwerker zu kriegen, und wenn, dann nur zum teuren Wochenendtarif. „Ich mach es selbst“, sagte ich also.

Rasch stellte ich fest, der Durchlauferhitzer hat zwei Positionen. Eine, bei der das Wasser nicht warm genug wird. Und eine weitere, die meine Frau als ganz okay empfindet. Alle anderen springen schreiend aus der Dusche und sehen aus wie gesottene Hummer.

Stufe eins muss also heißer werden oder Stufe zwei kälter. Und da mir aufgefallen war, dass aus dem Kaltwasserhahn nur noch ein Rinnsal kommt, das jeden Urologen alarmiert hätte, entschied ich: Das ist der wunde Punkt. Mein Blick fiel auf drei Hähne an der Wand, vermutlich ließe sich mit einem davon der Wasserzulauf regulieren.

Ich holte die Rohrzange

Ich drehte an Hahn Nummer eins. Nichts geschah.

Mutiger geworden, wandte ich mich Nummer zwei zu. Der saß fest. Ich holte eine Rohrzange und hatte Erfolg. Nur dass sich dafür jetzt aus einer von mir bislang unbemerkten Öffnung ein schmaler, aber stetiger Wasserstrahl auf den Badezimmerfußboden ergoss. Ich versuchte, das Ventil zu schließen. Es ging nicht. Jedenfalls nicht ganz. „Wahrscheinlich eine poröse Dichtung“, sagte ich der zuschauenden Familie. Schon erreichte der Wasserstand die Türschwelle.

Den Rest des Wochenendes verbrachte ich damit, das Ventil abzudichten und die Sauerei zu beseitigen. Seit Montagfrüh stehe ich etwas früher auf, um die Dusche schon mal aufzudrehen. Ich bin der Einzige, der diese ganz bestimmte Hahnposition findet, bei der meine Tochter die Wassertemperatur für akzeptabel hält. Seit Montagabend weiß ich, dass da immer noch etwas tropft. Seit Dienstag versuche ich auszurechnen, was mich teurer kommt: ein Klempner oder die nächste Wasserrechnung.

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