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Hotel Park Inn: 37 Etagen,150 Meter über dem Alexanderplatz.

© imago

Park Inn: This is Berlin

Der Fernsehturm zum Greifen nah, quer über die Straße gibt's Bier und Schweinshaxe, nachts wütet ein Geist im Aufzugsschacht: Am Alex kann man was erleben.

Kurz im Bett umdrehen – und plötzlich sieht Berlin aus, wie es sonst nur in Reiseführern aussieht. Der Fernsehturm! In voller Länge! Ohne störende Häuser im Vordergrund! Nirgends wirkt er so nah wie hier, und nirgends so riesig, weil alles unter ihm so winzig wirkt. Hotel Park Inn, 35. Etage, 150 Meter über dem Alexanderplatz: Franz Biberkopf, steig aus dem Grab, du musst das sehen!

In der Realität genießen den Ausblick vor allem Spanier, Italiener, Briten und Skandinavier. Begegnet man ihnen draußen auf dem Platz, sieht man manchen die Verwunderung förmlich an. So this is Berlin? Sieht irgendwie eher wie Moskau aus hier, oder jedenfalls wie die Hauptstadt eines anderen Landes, was dieser Teil der Stadt, man vergisst es leicht, ja auch mal war.

Currywurst im Hofbräuhaus - ein trauriger Anblick

Im Hotel empfehlen sie ausgehwilligen Gästen deshalb gerne, rüber zu den Hackeschen Höfen zu laufen. Es sei denn, die Touristen fragen nach „authentic Germany“, dann wissen die Hotelleute, was verlangt wird: Lederhosen. Die gibt’s quer über die Straße im „Hofbräu“, wo Berlin aussieht wie die Hauptstadt eines anderen Bundeslandes. Selbst unter der Woche ist der Riesensaal gut gefüllt, junge Menschen stemmen Bierkrüge im Oktoberfestformat. Eine Humpa-Band spielt, um halb zehn ist die Tanzfläche rammelvoll. Einer Kellnerin im Dirndl fällt fast der Arm ab, weil alle sie noch schnell vors Smartphone bekommen wollen, bevor sie ihre zehn Maßkrüge absetzen kann.

Schweinshaxe heißt auf Englisch „crispy pork knuckle“, auf Spanisch „codillo crujiente“, auf Russisch „sweschesapetschjonnaja chrustjaschtschaja rulka“. Nur Currywurst heißt immer Currywurst, es ist das einzige Berliner Gericht auf der Karte. Die beiden jungen Engländerinnen am anderen Ende der Bierbank haben es bestellt und sitzen jetzt etwas irritiert vor ihren Tellern. Stand wohl im „Lonely Planet“. Gibt es einen traurigeren Anblick als Currywurst im Hofbräuhaus?

Nachts geht es im Hotel gespenstisch zu

Der Weihnachtsmarkt auf dem Alex macht früh dicht, um elf sammeln sich alle Touris am Fuß der sechsstöckigen Erzgebirgspyramide, nur hier gibt’s noch Getränke. „Two small beer“, bestellt einer. Der Zapfer hält ihm einen 0,4-Becher vor die Nase: „Smaller jibt et nich.“ Über ihm drehen sich Esel, Ochsen und Hirten still im Kreise.

Nachts pfeift im Park Inn der Wind durch die Fahrstuhlschächte. Das sei der Hausgeist, raunen die Hotelangestellten, manchmal lasse der auch die oberen Etagen schwanken, aber nur ganz leicht, nicht alle Gäste merken es. Unten auf dem Platz ist es dunkel, die Eislaufbahn ist verwaist, die Pyramide stehengeblieben. Nur der Fernsehturm, der leuchtet noch.

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