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Gesunder Genuss. Oliven sind der wichtigste Bestandteil der Mittelmeerküche.

© Kitty Kleist-Heinrich

Gesunde Ernährung: Olivenöl gegen Alzheimer

Bei der Vorbeugung von Demenzleiden wie Alzheimer ist guter Rat teuer. Versuche an Mäusen zeigen nun, dass Olivenöl eine gute Idee sein könnte.

Zum Kochen nehme ich meist Olivenöl, vor allem wegen seines würzigen und aromatischen Geschmacks. Da trifft es sich gut, dass das mediterrane Flüssigfett auch gesundheitliche Vorzüge hat. Einer neuen Untersuchung zufolge soll Olivenöl sogar Alzheimer vorbeugen können. Klingt ein bisschen zu schön, um wahr zu sein. Schauen wir uns die Sache einmal genauer an.

Die Studie erfolgte an genetisch veränderten Mäusen. Ihnen waren Erbanlagen für eine vererbte Form von Alzheimer eingepflanzt worden. Deshalb hatten sie ein hohes Risiko, an der Demenz zu erkranken. Sie erhielten entweder normales Futter oder solches, das mit naturbelassenem (nativem) Ölivenöl angereichert worden war und mussten Leistungstests absolvieren.

Weniger Eiweißmüll im Gehirn - dank Olivenöl?

Es stellte sich heraus, dass die „Öl-Mäuse“ bei Gedächtnis- und Lerntests (gibt’s auch für Nager!) deutlich besser abschnitten als die normal ernährten Tiere. In ihren Gehirnen fanden sich zudem erheblich weniger Anzeichen von Alzheimer (Ablagerungen von Amyloid-Eiweißschrott und krankhaftem Tau-Eiweiß), auch die Kontakte zwischen den Nervenzellen waren besser in Schuss.

„Unsere Studie zeigt erstmals, dass natives Olivenöl die typischen Merkmale von Alzheimer positiv beeinflussen kann“, sagte der Studienleiter Domenico Pratico von der Temple-Universität in Philadelphia der Website „Medscape“. „Die Ergebnisse sind wichtig genug, um die Leute klar zu ermutigen, mehr natives Olivenöl zu sich zu nehmen. Weil es seit wenigstens 2000 Jahren konsumiert wird, erwarte ich keine Nebenwirkungen.“

Um etwas Wasser ins Öl zu schütten: Da sie sich lediglich mit Mäusen befasste, lässt die Untersuchung keine direkten Rückschlüsse auf den Menschen zu. Damit man eine wirklich gut untermauerte Empfehlung aussprechen kann, müsste Olivenöl auch am Menschen selbst getestet werden.

Wer sich mediterran ernährt, bleibt geistig fitter

Immerhin, mindestens halb ist das schon geschehen. Es gibt eine ganze Menge großer Studien zur als gesund anerkannten Mittelmeerkost (viel Olivenöl, frisches Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Fisch, etwas Alkohol und wenig Fleisch) und ihren Einfluss auf die geistige Fitness. Dabei zeigte sich: Je mehr man der mediterranen Diät zuspricht, umso geringer ist die Gefahr, intellektuell abzubauen. Ob das immer zwingend an der Ernährung liegt, ist allerdings nicht bewiesen. Es könnten auch weitere Faktoren im Spiel sein.

Wer sich wie ein Italiener oder Grieche ernährt, der kann seinem Gehirn auf dreifache Weise nützen. Die Durchblutung wird verbessert, die Gefahr durch freie Radikale (aggressive Sauerstoffverbindungen, die Zellbestandteile attackieren) und durch Entzündungen dagegen verringert. Dem Olivenöl dürfte bei diesen Prozessen eine wesentliche, wenn nicht die wichtigste Rolle zukommen. Dass es darüber hinaus sogar vor Alzheimer schützen kann, ist nicht nur ein schöner Traum, sondern eine durchaus begründete Hoffnung.

Unser Kolumnist leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegels und schreibt an dieser Stelle alle vier Wochen. Haben Sie eine Frage zu seiner guten Nachricht? Bitte an: sonntag@tagesspiegel.de

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