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Kauflust. Auch im frühen Herbst lohnt es sich, ins Gartencenter zu kommen.

© Holger Hollemann/dpa

Die Sparkolumne: Wie man im Gartencenter Geld sparen kann

Meine Frau spart jetzt auch. An notleidenden Pflanzen.

Von Andreas Austilat

Meine Frau spart jetzt auch. Was nicht bedeutet, dass sie das Geld ansonsten freigiebig zum Fenster raushaut. Nein, gar nicht. Außer vielleicht im Urlaub, wenn sie der Meinung ist, sie braucht eine neue Tasche. Oder eine neue Jacke, an die sie sich nach dem Urlaub kaum noch erinnert. Zum Beispiel diese kaffeefarbene Lederjacke, die sie mal in einer venezianischen Seitenstraße erworben hat. Ich meine, wer kauft denn in Venedig eine Lederjacke? Da gönne ich mir ja nicht einmal einen Kaffee, seit ich gesehen habe, dass sie am Markusplatz dafür 15 Euro haben wollen. Ach, lassen wir das.

Also, immer im späten August wird meine Frau unruhig. Dann will sie unbedingt ins Gartencenter. Im August, allerspätestens im September, so ihre Beobachtung, schmeißen sie dort nämlich die Pflanzen raus, die nicht mehr viel hermachen. Weil sie verblüht sind oder von ihnen in diesem Jahr keine ganz großen Dinge mehr zu erwarten sind. Das ist der Moment, in dem sie zuschlägt, für kleines Geld Pflanzen kauft, von denen sie behauptet, sie würden entweder in diesem Jahr noch einmal kommen oder im nächsten.

Auf diese Weise gelangten wir vor drei Jahren in den Besitz eines Apfelbaums, der bis heute keinen einzigen Apfel hervorgebracht hat. Meine Frau hält trotzdem an ihm fest, weil sie sich nicht sicher ist, ob unser zweiter Apfelbaum den Mickerling als Sexualpartner benötigt. Blühen tut er ja, wenn auch nicht toll. Vielleicht hat sie aber auch einfach nur ein großes Herz für notleidende Pflanzen.

Das Blatt hat sich im wahrsten Sinne gewendet

Dieses Jahr waren Rosen dran. Sie hat gleich mehrere kleine Büsche gekauft, alle zum halben Preis oder sogar noch weniger. Abends zog sie mich dann in den Garten und sagte: „Schau mal.“ Wahrheitsgemäß antwortete ich: „Ich seh nichts.“ Tatsächlich waren da die neuen Rosen, die vor der grünen Hecke allerdings sehr unscheinbar blieben, weil sie eben keine oder doch nur sehr wenige Blüten hatten.

Nicht anders erging es mir mit der Kletterrose, die sich neuerdings unauffällig an einem Terrassenpfeiler emporrankt und mit der abgeblühten Sommerspiere, die es ebenfalls nicht schaffte, meine Aufmerksamkeit zu erregen. „Schön“, sagte ich stattdessen, zeigte wahllos in die Gegend, murmelte, „das wird bestimmt ganz groß“, und ging wieder rein.

So weit der Stand vor zwei Wochen. Inzwischen, das muss ich zugeben, hat sich das Blatt im wahrsten Sinne ein wenig gewendet. Einige der floristischen Härtefälle meiner Frau legen sich tatsächlich ins Zeug, die Knospen könnten durchaus noch aufgehen. Vielleicht bin ich einfach zu streng.

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