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Königspinguine können mit ihrem dicken Unterhautfettgewebe und dem dichten Federkleid Temperaturen bis minus 60 Grad Celsius ertragen.

© picture-alliance / dpa

Der Königspinguin im Zoo: Popstar im Frack

Im Film "Happy Feet" hat ein kleiner Königspinguin tanzend die Welt erobert. Dabei sind die Vögel gar nicht so süß, wie sie uns glauben machen.

Pélé weigert sich. Träge trottet der Königspinguin auf ein Schneefeld im Berliner Pinguinarium, lässt zwei attraktive Pinguin-Weibchen links liegen, legt seinen Kopf auf die Brust und schläft ein. Mit seinem schwarzen Federfrack erinnert er an einen Sparkassendirektor, der bei einem Nickerchen im Stehen das Mittagessen verdaut. Dabei haben sie ihn doch extra aus dem Zoo in Antwerpen geholt, damit er nicht alleine, sondern zu zweit, naja, Sie wissen schon.

Seit 2002 ist im Berliner Zoo kein Königspinguinküken mehr geschlüpft. Und so langsam wird Heiner Klös nervös. Der Kurator steht vor dem Pinguinarium und blickt auf den schlafenden Pélé. „Unsere Hoffnung“, sagt er. „Possierlich, nicht?“

Die Königspinguine sind wichtig für Klös. Weil sie so drollig aussehen, hat die Popkultur sie für sich entdeckt. „Happy Feet“ heißt ein Film, in dem ein Pinguinbaby tanzend die Welt erobert. Wer in den Berliner Zoo geht, freut sich auf Pinguine und Eisbären gleichermaßen – obwohl Erstere weder groß noch gefährlich sind.

Stan und Ollie lebten als schwules Pinguinpaar

Dabei sind die Vögel gar nicht so süß, wie sie uns glauben machen. Der britische Forscher George Murray Levick beobachtete schon 1915 die artverwandten Kaiserpinguine in der Antarktis. Levick sah, wie sie eng zusammenstehend der Kälte trotzten, wie sie ihre Kinder aufzogen – und wie sie Sex hatten. Letzteres verstörte ihn so, dass er seine Notizen nie publizierte.

Pinguine, schrieb er, trieben es zu dritt, masturbierten, vergewaltigten schwächere Tiere oder kopulierten gar mit toten Weibchen. Alles ohne Fortpflanzungsabsicht.

Auch Heiner Klös beobachtete Interessantes. Zwei Männchen aus seinem Gehege, Stan und Ollie, pfiffen jahrelang auf die Arterhaltung und lebten als schwules Pinguinpaar. Anfang des Jahres gab Klös sie an den Tierpark Hamburg ab. Für sie holte er Pélé.

Sie lieben es eng

Vier Männchen und zwei gebärfähige Weibchen leben heute im Berliner Pinguinarium. Eigentlich doch genug für Nachwuchs?

„2002“, sagt Klös, „haben wir den Pinguinen ein größeres Becken gebaut, mit einem tiefen Bassin und einem Kunstschnee-Feld.“ Heute vermutet er, dass sich die Weitläufigkeit negativ auf die Sexfreude der Tiere auswirkt. Denn Königspinguine lieben es eng. In gigantischen Kolonien bevölkern sie flachabfallende Strände der Subantarktis, zum Beispiel auf den Falkland-Inseln oder in Neugeorgien. „Es ist wie bei uns Menschen“, sagt Klös. „In der Butze im Wedding sind sich die Menschen meist näher als in der Villa in Zehlendorf.“

Jetzt ist Zeit für Nachwuchs

Damit es doch bald klappt mit dem Nachwuchs, hat Klös das Licht im Pinguinarium an die Natur angepasst, er hat eine ältere, gebärunfähige Pinguindame aus dem Gehege genommen und statt immer nur billigen Hering kriegen die Tiere nun auch teuren Tintenfisch.

Sollte die Strategie Erfolg bringen, könnten Besucher etwas beobachten, was dann doch wieder „süß“ wäre: Abwechselnd balancieren Männchen und Weibchen das Ei während der Brutzeit auf ihren Füßen und schützen es mit ihrer wulstigen Bauchfalte. Ist das Küken geschlüpft, leben Herr und Frau Pinguin meist für Jahre monogam.

Vor ein paar Tagen freute sich Klös. Im Pinguinarium entdeckte er ein Ei. Dann merkte er, dass der Embryo abgestorben war.

KÖNIGSPINGUIN IM ZOO

Lebenserwartung:  im Zoo bis 35 Jahre

Fütterungszeit: täglich 14.00 Uhr

Interessanter Nachbar: Seelöwe

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