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Spiel mit mir: Panzernashörner im Berliner Tierpark.

© Paul Zinken/dpa

Das Panzernashorn im Tierpark: Dicke Dinger im Schlammbad

Albrecht Dürer hat das vermutlich bekannteste Nashorn der Kunstgeschichte gezeichnet. Aber wie verhält es sich mit dem Vorbild? Ein Besuch.

Eines muss gleich klargestellt werden: Das Panzernashorn trägt keinen Panzer. Man sollte sich nicht vom deutschen Namen täuschen lassen und auch nicht von Albrecht Dürers 500 Jahre altem Holzschnitt „Rhinocerus“, der wohl bekanntesten Darstellung dieses Tieres.

Sie mag faszinieren, mit ihrer detaillierten Ausführung scharfkantiger Platten, die sich über den klobigen Leib legen. Die Beine sind nach Dürer mit einer Art natürlichem Kettenhemd bedeckt, der Kopf sieht aus, als hätte ihn ein Schmied bearbeitet, das Horn wächst spitz aus dem Nasenrücken empor. Ein Körper wie eine Festung.

Doch so kann nur ein Panzernashorn darstellen, der noch nie eines leibhaftig gesehen hat. Dürer orientierte sich an Beschreibungen und den Zeichnungen eines anderen Künstlers, der das abgebildete Tier zu Beginn des 16. Jahrhunderts skizzierte.

Rarität in Lissabon

Dieses Nashorn kam aus Indien auf dem Seeweg nach Lissabon. Damit war Portugals König Manuel I. im Besitz einer absoluten Rarität. Seit dem Untergang des Römischen Reiches hatte es kein Nashorn mehr in Europa gegeben – und nun das, diese Erscheinung! Ein gefährlicher Ruf eilte dem Tier voraus und dürfte auch Dürers Fantasie beflügelt haben.

Ein Abstecher ins Dickhäuterhaus des Tierparks sorgt für Aufklärung. Hier lebt das Panzernashornpaar Belur und Betty nicht wirklich zusammen, aber nebeneinander – was manchem Menschenpaar vage vertraut sein dürfte.

Die Tiere werden in Einzelgehegen gehalten. „In der Natur sind sie auch Einzelgänger, und wir glauben, dass es weniger gefährlich für den Nachwuchs ist“, sagt Revierleiter Mario Hammerschmidt und nickt in Richtung Belur. Sohn Thanos kam im September auf die Welt und sieht schon aus wie eine geschrumpfte Version der Eltern.

Eine gesprengelte Schildkröte?

Eine gute Gelegenheit, um den kurzen Erklärtext in Dürers Holzschnitt auf seinen Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen: „Es hat ein farb wie ein gespreckelte Schildtkrot“, heißt es da.

Nun ja, die drei Tierparkexemplare sind in nüchternem Grau gehalten, „gespreckelt“ ist da nur der Dreck vom letzten Schlammbad – das mögen sie wie all ihre Artgenossen.

Die „dicken Schalen“, von denen Dürer redet, sind nicht vorhanden. Die Haut ist bis zu vier Zentimeter dick und wirft an Schultern, Bauch, Hüfte und Gesäß wulstige Falten, die den Anschein einer Rüstung erwecken. Hinzu kommen Hautknubbel, die wie Metallnieten aussehen.

Elefanten vs. Nashörner

Dürers Grafik enthält außerdem die Behauptung, so ein Nashorn sei der „todt feyndt“ des Elefanten. Es würde ihm zwischen die Vorderbeine laufen und mit seinem furchterregenden Horn von unten aufschlitzen.

Schon eine kurze Youtube- Recherche zeigt, dass ein Elefant einem Nashorn gegenüber sehr wohl wehrhaft, ja sogar aggressiv sein kann.

Runde Hörnchen

Dazu kommt es im Tierpark glücklicherweise nicht, und wie sollten Belur und Betty so einen Elefantenbauch überhaupt zerreißen mit ihren ratzekurzen, runden Hörnchen? „Typisch für Panzernashörner, sie reiben ihr Horn etwa an Steinen ab“, klärt Mario Hammerschmidt auf.

Ungefährlich ist so ein Nashorn deshalb nicht. Vor allem nicht für sich selbst. Belur wollte kürzlich unbedingt seiner brünftigen Gattin einen Besuch abstatten und geriet so in Wallung, dass er sich am Kopf verletzte. Ein Panzer wäre da ganz praktisch gewesen.

PANZERNASHORN IM TIERPARK

Lebenserwartung:  40 Jahre

Fütterungszeiten:  keine festen Zeiten

Interessanter Nachbar: Rothund

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