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Sebastian Steudtner im portugiesischen Nazaré.

© AFP

Big-Wave-Surfer Sebastian Steudtner: "Die Welle war wie eine Bombenexplosion"

Als Kleinkind sprang der Big-Wave-Surfer Sebastian Steudtner in den Pool, sein Vater rettete ihn. Schade, fand der Junge. Er wollte ins Wasser zurück. Ein Interview.

Sebastian Steudtner, 31, geboren in Esslingen am Neckar, ist viel unterwegs. Es ist schwierig, mit ihm einen Treffpunkt zu vereinbaren. Meist reist er Stürmen hinterher. In List auf Sylt weilte er auch nur ein paar Stunden, sein Sponsor wollte einen Werbefilm mit ihm drehen. Über seine Lieblingswelle auf Hawaii sagte er, „wenn sie sich um einen schließt wie eine Röhre, fährt man nicht mehr vor ihr weg, sondern ist in ihr und dadurch auch mehr ein Teil von ihr“.

Herr Steudtner, es gibt ein Foto, das zeigt, wie Sie als eine winzige Figur auf einer meterhohen Monsterwelle surfen, verfolgt von einer riesigen Weißwasserlawine. Was bekommen Sie von dem Unheil hinter Ihnen mit?

Gar nichts. Ich sehe nach vorne. Was hinter mir passiert, wenn der Wellenkamm kollabiert, spüre ich erst, wenn das Weißwasser mich vom Brett fegt.

Sie wissen in diesem Augenblick nicht, wie hoch die Welle ist?

Darauf achte ich nicht. Ein Indiz ist höchstens, dass sie mir einen extrem langen Ritt erlaubt. Doch dann ist es auch schwieriger, die Linie zu wählen, die einen hinein- und wieder hinausführt.

Im Jahr 2015 wurde Ihnen die höchste Auszeichnung für Big-Wave-Surfer verliehen, der XXL-Award, für eine Welle im portugiesischen Nazaré, die 21,6 Meter hoch gewesen sein soll. Das entspricht der Traufhöhe in Berlin.

Es hört sich vielleicht komisch an, aber die Welle, mit der ich den Titel gewonnen habe, war unspektakulär. Es war weder die größte noch die schönste Welle des Tages. Damals flog viel Wasserstaub durch die Luft, so dass die Fotografen an Land sehr oft in ihrer Sicht behindert waren. Aus irgendeinem Grund ist diese Welle aus 20 verschiedenen Perspektiven aufgenommen worden und konnte als frei stehende Wasserwand bewertet werden. Ich wäre beinahe aus ihr wieder herausgefahren, der einzige Grund, warum ich es doch nicht tat, war, dass sie zum Abdrehen zu unruhig war.

Lange waren Wellen mit mehr als zwölf Metern für Surfer unerreichbar, weil sie zu schnell heranschießen. Sie haben sich von einem Jetski-Fahrer in die Welle ziehen lassen, Fußschlaufen hielten sie auf dem Brett.

Ich hatte es mit kabbeligen Buckeln zu tun, die waren höher als ein Tisch, und über die bretterte ich mit 70 Stundenkilometern hinweg. Man braucht bei dem Tempo ziemlich stabile Beine, um heftige Stöße abzufedern. „Untere Dynamik“ nennen wir das. Von der Hüfte abwärts passiert, was passiert. Ich konzentriere mich oberhalb davon auf die Route.

Was, wenn Sie die Balance verloren hätten?

In Nazaré bin ich an dem Rekordtag nur einmal gestürzt. Da war ich bereits acht Stunden im Wasser. Mir unterlief ein Konzentrationsfehler.

Die Brasilianerin Maya Gabeira wäre 2013 am selben Ort beinahe ertrunken, nachdem die Welle über ihr zusammenschlug.

Ich sage mir: Wer keine Angst hat, ist auf Drogen oder dumm. Angst ist etwas Gutes – außer an einem Ort, von dem du keine Ahnung hast, was dich natürlich in Panik geraten lässt.

Wie sich Sebastian Steudtner auf eine Welle vorbereitet

Meister und Brett.
Meister und Brett.

© picture alliance / dpa

Träumen Sie von Wellen?

Ich bin ein Tagträumer.

Wir sitzen in einem Hotel auf Sylt. Die Nordsee ist ruhig. Wo wären jetzt die besten Wellen für Sie?

In zwei Tagen in Mexiko. Wer auf besonders große Wellen aus ist, muss auf Stürme hoffen. Große Wellen werden weit draußen auf den Ozeanen erzeugt. Wir sehen den Sturm zehn Tage, bevor wir seine Auswirkungen an einer Küste spüren, und verfolgen dann im Internet, in welchem Winkel die Dünung auf Riffs und Sandbänke trifft. Je größer die Wellen, desto schwieriger wird jedoch die Prognose, denn die Parameter ändern sich schneller.

Warum sind Sie noch hier?

Ich habe in Mexiko keine Boards und Jetskis, mit denen ich in die Welle fahren könnte. Außerdem bin ich die Welle noch nie gesurft. Es wäre vermessen, einfach so dort aufzukreuzen.

Sie müssten sich vorbereiten?

Ich müsste mir Videos ansehen, mit Freunden sprechen, die die Welle kennen. Es ist ein Herantasten. Ich müsste über Rhythmus und Beat reden, um das zu verdeutlichen. Wenn ich tanzen will, muss ich Musik in mich aufnehmen. Surfer müssen den Rhythmus der Welle wie einen Song verstehen, denn er steuert ihre Bewegungen. Wenn es mich reizt, bunkere ich mein Equipment in einer Garage und bin eine Saison lang vor Ort.

Der Heilige Gral des Surfens ist die 30-Meter-Welle. Der US-Surfer Garrett McNamara hält den Weltrekord mit 24 Metern. Gebührt Ihnen dieser Rekord?

Da ist viel Politik im Spiel.

Sie meinen, weil McNamara Amerikaner ist und Sie Deutscher?

Bis letztes Jahr wurde die Höhe einer Welle von ihrem angenommenen Sockel aus bis zum Wellenkamm gemessen. In diesem Jahr, in dem ich ausgezeichnet wurde, bestimmte man die Wellenhöhe von meinem Brett aus. Die vier oder fünf Meter, die es von mir aus noch nach unten ging, wurden nicht mitgezählt.

Der Surf-Pionier Buzzy Trent sagte, Wellen würden nicht in Fuß oder Metern gemessen, „sondern in Graden der Angst“.

Um Adrenalin geht es beim Surfen nicht. Auch nicht um die Frage, ob man sich einer Welle gewachsen fühlt. In einer 20-Meter-Welle steckt das Gewicht von 500 000 Tonnen. Mit meinen 75 Kilogramm bin ich ein kleines, unwichtiges Teil, das weniger wiegt als der Müll, der im Ozean schwimmt.

Jaws - die tödlichste Welle der Welt

Steudtner vor Riesenrad.
Steudtner vor Riesenrad.

© picture alliance / dpa

Der Typ für malerische Sonnenuntergänge sind Sie nicht, oder?

Es gibt einen Grund, warum man Big-Wave-Surfer wird, und der ist das Wasser. Als ich gerade Laufen gelernt hatte, bin ich in einen Pool gesprungen. Ich geriet unter Wasser, meine Schwester rief meinen Vater zu Hilfe, der sprang hinterher und zog mich entsetzt wieder raus. Ich bin ausgeflippt. Aber nicht vor Schreck, weil ich fast ertrunken wäre, sondern weil ich mich unter Wasser wohl gefühlt hatte und unbedingt dorthin zurück wollte.

Aufgewachsen sind Sie in Nürnberg. Kein Meer weit und breit.

Ich kann mich an einen Urlaub mit meinen Eltern in der Bretagne erinnern, bei dem ich ein Bodyboard hatte und am Ende der Ferien so gut war, dass ich darauf kurz stehen konnte. Zuhause habe ich mit Windsurfen angefangen und schaute die Vorabendserie, „Gegen den Wind“ mit Hardy Krüger Jr. und Ralph Bauer. Mit 13 las ich in einem Surf-Magazin von einem Internat auf Hawaii, das Windsurfen und normalen Schulunterricht anbot. Von dem Moment an wollte ich natürlich unbedingt dahin.

Und Ihre Eltern?

Niemand hat gesehen, dass ich diesen Weg gehen müsste. Schule war mir nie das Wichtigste. Ich bin kein Systemmensch. Als ich 16 war, nahm meine Mutter mich für drei Monate von der Schule.

Hielt die Realität dem Paradies Ihres Kindheitstraums stand?

In meinem Kopf hatte ich mir unter der „Performance Academy“ eine professionelle Surfschule vorgestellt. Mich erwarteten dann nur Holzhütten in einem Hinterhof auf Maui. Bis zwölf Uhr saßen wir in einem Klassenzimmer, arbeiteten mit einem High-School-Internet-Programm, mittags gab es Instant-Nudeln. Danach sind wir an den Strand gefahren und abends wieder abgeholt worden. Im nächsten Jahr war ich als Windsurfer bereits ziemlich erfolgreich, so dass ich von Sponsorengeldern leben konnte. Ich tingelte von Weltcup zu Weltcup, nach Gran Canaria und Dänemark. Doch Profi-Windsurfer kamen mir nicht wie Sportler vor, da die einzige Herausforderung für sie darin bestand, die Punktrichter in ihrem Sinne zu beeinflussen.

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Es fehlte dabei das Gewaltige?

Als ich auf Maui „Jaws“ brechen sah, änderte das alles. Um diese Riesenwelle zu sehen, fährt man durch eine Ananasplantage und kommt an eine Klippe, auf der tausend Leute stehen. Die Brandungszone ist 700 Meter weiter draußen. Selbst aus dieser Entfernung war die Wasserwalze gut zu erkennen, auf der ein Männchen unterwegs war. Dann zerlegte es ihn, und von der Seite rasten Helfer auf Jetskis heran, um den Surfer aus der Gefahrenzone zu bringen. Obwohl ich schon zwei Jahre dort gelebt hatte, war die Welle nie zu dieser Größe angewachsen. Wenn sie kollabierte, glich das einer Bombenexplosion. Ich war elektrisiert und fragte mich, wie lange man als Surfer wohl die Luft anhalten müsste, wenn der Brecher einen unter sich begrub. Von da an blieb ich, wenn wir uns mit Mädchen in die Hotels einschlichen, in den Whirlpools so lange unter Wasser, wie ich konnte.

Wie lange können Sie die Luft anhalten?

Bis ich bewusstlos bin.

Haben Sie das etwa ausprobiert?

Ja. Beim Apnoetauchen lernt man entsprechende Techniken, um den Atemreflex zu unterdrücken. Zeitlich variiert das, je nachdem wie hoch mein Puls ist.

Laird Hamilton, ein Pionier des Big-Wave-Surfens, hat einmal auf dieselbe Frage erwidert, dass er es gar nicht so genau wissen wolle, um das Schicksal nicht herauszufordern. Proben Sie den Ernstfall?

Hamilton meinte, dass er nicht für etwas trainiere, was er vermeiden wolle. Und dieser Auffassung bin ich auch. Ich trainiere das Luftanhalten fürs Apnoetauchen und nicht in der Erwartung, unter einer großen Welle begraben zu sein und nicht mehr nach oben zu gelangen. Das wäre eine absolute Horrorvorstellung. Als Surfer setze ich alles daran, dem zu entgehen. Dass es aber gut ist, zu wissen, wie weit man gehen kann und was unter Wasser mit dem Körper passiert, bestreite ich nicht. Meine Philosophie lautet, lieber zu gut als ein bisschen zu wenig vorbereitet zu sein.

Jaws gilt wegen der vielen Unfälle als tödlichste Welle der Welt.

Ein Jahr später waren wieder große Wellen angesagt. Es begann damit, dass die Polizei wegen der Brandung die Küstenstraße absperrte. Übers Fernsehen wurden Warnungen verbreitet, dass man sich von den Stränden fernhalten solle. Das war mein erster Tag. An einem solchen findet man heraus, ob man für das Big-Wave-Surfen gemacht ist.

Mit diesem Schritt verloren Sie Ihre Windsurf-Sponsoren. Traute man Ihnen nichts zu?

Kann man so sagen. Big-Wave-Surfen hat einen anderen Status. Es ist das Größte. Und wenn ein unbedeutender deutscher Windsurfer meint, dass er die größten Wellen der Welt surfen werde, klingt das unglaubwürdig. Außerdem sahen die deutschen Surf-Firmen, dass ich in einer hawaiianischen Familie lebte und nichts mehr mit den Leuten im Business zu tun haben wollte, die davon lebten, dass sie hofiert wurden. Dafür arbeitete ich vier Jahre auf dem Bau, schleppte Zementsäcke und setzte Armierungsstahl in Swimmingpool-Fundamente. Es war eine zermürbende Arbeit. Aber ich hätte alles ertragen, weil ich mein Ziel klar vor Augen hatte.

2010 wurden Sie erstmals mit einem Big-Wave-Oscar ausgezeichnet. Besserte das Ihre Situation ein wenig?

Es verschlimmerte sie. Die US-Einwanderungsbehörde heftete mir an, dass ich auf Hawaii als Profisurfer gearbeitet hatte, und ich musste das Land verlassen. Damals war Big-Wave-Surfen noch nicht in Europa angekommen. Es gab keinen Weltrekord. In Deutschland musste ich Sponsoren erst dazu bringen, sich mit mir zu beschäftigen. Big-Wave-Surfen steht für Action, Adrenalin, Gefahr. Ein deutscher Konzern wie Mercedes Benz steht jedoch für Sicherheit. Der kann wenig anfangen mit einem Typen, der sich beim Surfen quasi umbringen will.

Was ist passiert, dass Sie heute ein Mercedes-Benz-Emblem auf dem Neoprenanzug tragen?

McNamaras Weltrekord half, Big-Wave-Surfen erklärbar zu machen. Ich initiierte 2014 eine Crowd-Funding-Kampagne mit dem Ziel, die Weltrekord-Welle zu surfen. Heute versteht man, mit wie viel Professionalität so ein Projekt verfolgt werden muss.

Steudtner über die Hackordnung unter Surfern

Die Eisbachwelle in München.
Die Eisbachwelle in München.

© dpa/dpaweb

McNamara war mit 46 Jahren ein Veteran der Szene und auf den Flutwellen kalbender Gletscher in Alaska gesurft, da wurde er von einem portugiesischen Stadtrat an der Atlantikküste eingeladen. Vor dem Hafen gab es gigantische Wellen. Bald hatte der Ort seine Attraktion: einen verrückten Ami auf Rekordjagd. Ist Big-Wave-Surfen reines Spektakel?

In Nazaré fühlt man sich am meisten als Jäger. Die Wellenenergie wird durch eine Erdspalte unter Wasser nach oben gedrückt und praktisch freigegeben. Anders als bei einem Riff, an dem die Wellen immer an derselben Stelle brechen, machen sie in Nazaré, was sie wollen. Die meisten laufen durch bis zu einer Zone, in die wir uns bislang nicht hineingewagt haben, da sie dicht unter Land liegt. Dort sind sie fünf bis zehnmal so groß wie die besten Wellen in Hawaii und 40 mal so stark.

Als McNamara Sie in Nazaré auftauchen sah, war er nicht erfreut, richtig?

Er ließ sich nichts anmerken. Ich nehme an, dass seine Mitstreiter Druck auf die Behörden ausgeübt haben, so dass unsere Ausrüstung an dem einen Tag konfisziert wurde, an dem die Bedingungen einen neuen Weltrekord zugelassen hätten. Viele meinten zwar, dass der Wind draußen zu stark sei. Doch ich sah von Land aus, welche Wellen ich hätte surfen können.

Ihr Sport erlebt einen Boom. Im Jahr 2001 gab es 26 Millionen Surfer, zehn Jahre später bereits 35 Millionen. An beliebten Surfspots wird es immer voller und der Umgang rauer.

Stimmt. Es gibt eine Hackordnung. Da zählt vor allem die Erfahrung. Diejenigen, die sich auskennen, orientieren sich an Landmarken, ein Baum, Stein oder Haus, um zur richtigen Zeit metergenau an der Stelle zu sein, von der aus der Drop, der Sprung in die Welle, möglich ist. Die Unerfahrenen kommen immer zu spät. Sie holen erst Schwung, wenn der Gute sich die Welle bereits geschnappt hat. Und es ist schlechter Stil, ihm dann in die Quere zu kommen.

Gute Wellen sind lokale, zeitlich begrenzte Phänomene. Steigert das die Konkurrenz untereinander?

Ich hatte nie das Problem, dass mir einer mit seinen fünf Kumpels am Strand aufgelauert hat. In Hawaii war ich allerdings Nelson Armitage vorgestellt worden, der seinen Söhnen gerade das Big-Wave-Surfen beibrachte und mich in seine Familie aufnahm. Die Armitages sind eine der größten Familien auf Hawaii mit 16 Brüdern und Schwestern, und einen von denen trifft man immer irgendwo wieder. Auf der anderen Seite musste ich mich als Teil der Familie beweisen, musste die Aggression adaptieren, mit der meine sehr vielen Kumpel selbst namhaften Surfern sagten, dass sie sich verziehen sollten. In der Zeit habe ich mit Boxen angefangen. Nelson und seine Söhne waren eine Fighter-Familie. Man traf sich regelmäßig in einem privaten Gym, um über ein paar Runden zu gehen oder Gewichte zu stemmen. Daraus entwickelte sich natürlich auch die Fähigkeit, es am Strand nicht nur mit einer riesigen Welle aufnehmen zu können. Auf Auseinandersetzungen war man dann schon vorbereitet.

William Finnegan, der im Kindesalter aus Kalifornien nach Honolulu kam, schreibt in seinem Surfer-Buch „Barbarian Days“, dass Surfen das Einzige gewesen sei, um von Einheimischen akzeptiert und als Freund angenommen zu werden.

Ja, das ist so. Den Königen der Inseln wurden aus dem besten Holz ihres Reichs ein Brett gebaut. Und sie verdienten sich den Respekt ihres Volkes, indem sie große Wellen hinabglitten. Die hawaiianische Mentalität wird bis heute von Wettkämpfen geprägt. Wer springt vom höheren Wasserfall? Wer paddelt schneller zur nächsten Insel? Wer fährt mit dem Motorrad am schnellsten über die Piste? Man schafft sich Platz, indem man irgendetwas Krasses vollbringt.

Surfer-Gangs wie die Lunada Bay Boys verjagen Eindringlinge aus ihrem kalifornischen Revier, indem sie Autoreifen aufschlitzen, pöbeln und stänkern. Gilt auf dem Wasser das Recht des Stärkeren?

Da sind viele Hampelmänner unterwegs, weil die Hipster glauben, man müsste auf Facebook ein Bild von sich mit Surfboard posten. In der Münchner Innenstadt etwa, an der Eisbach-Welle, muss es schlimm zugehen. Von dort wurde Pato Teixeira verjagt, einer der besten brasilianischen Big-Wave-Surfer, weil Anwaltssöhnchen einen auf hart gemacht haben.

Am anderen Ende dieser Entwicklung stehen Sie, der Surfen zu einer professionellen Materialschlacht macht. Wie viel hat das noch mit einem Lebensstil zu tun?

Alles. Wenn die hawaiianischen Stammeskönige sich zu ihrer Zeit schon Jetskis und schnellere Bretter hätten besorgen können, hätten sie es getan.

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