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Der Sika- Hirsch ist einer der anpassungsfähigsten Paarhufer weltweit.

© ddp

Berliner Schnauzen - Der Sika-Hirsch im Zoo: Super getarnt, trotz strengem Geruch

Der Sika-Hirsch ist ein Symbol für Fruchtbarkeit. Ausgerechnet ihm wurde jetzt ein Paarungsverbot aufgelegt.

In der japanischen Mythologie steht der Sika-Hirsch wie bei uns der Rothirsch für Fruchtbarkeit. Er ist ein Frühlingsbote, ein Symbol des sich immer erneuernden Lebens. Oder wie Biologe Tobias Rahde, Zoo-Kurator für das Hirschrevier, sagt: „Er ist sehr vermehrungsfreudig.“ Weil das so ist, sieht man im Moment keinen Bock unter den Laubbäumen pausieren, sondern nur fünf Weibchen. Jetzt ist Schluss mit Lendenenergie und Nachwuchs.

Das ist kein böser Wille. Der Sika- Hirsch, der mehrere Unterarten hat und von dem der Zoo die weitverbreitete japanische zeigt, ist einer der anpassungsfähigsten Paarhufer weltweit. Er kann in Wäldern, Sümpfen und Graslandschaften überleben, er kommt in Indien, Korea und Vietnam vor. Da die Hirsche so leicht zu halten und als repräsentatives Jagdwild begehrt waren, wurden sie im 19. Jahrhundert vielerorts eingebürgert: in Neuseeland, Großbritannien und Marokko genauso wie in Schleswig-Holstein. Mit solchem Erfolg, dass sie heute als invasiv gelten, als Eindringlinge, die einheimischen Arten das Futter wegnehmen. Deshalb will der Zoo sie nicht mehr züchten, sagt Tobias Rahde, wenn es vorrangig darum gehen müsste, ihren Bestand in bestimmten Regionen einzudämmen.

Er schwitzt nicht bei 30 Grad und friert nicht bei minus 20

Im Gegensatz zu manchen Hirscharten, die nur Blätterknospen auf ihrer Speisekarte haben, ernährt der Sika sich von Gräsern, Blättern und Eicheln, er friert nicht bei Temperaturen um 20 Grad minus und leidet nicht bei heißen 35 Grad im Schatten. Sikas sind genügsam, und dafür werden sie nun mit einem Zeugungsbann bestraft.

Die Kühe, die sich jetzt eine nach der anderen auf das Gras legen, zuerst die Vorderbeine einknicken, dann die Hintergliedmaßen, haben gerade ihr Sommerfell bekommen. Auf dem rötlich-braunen Untergund sind weiße Punkte verteilt, auf dem Rücken verläuft ein schwarzer Aalstrich entlang der Wirbelsäule. Tobias Rahde erklärt, dass diese Zeichnung für sie in schattigen Wäldern überlebenswichtig ist. Denn so werden Sikas eins mit ihrer Umgebung im Unterholz. „Das ist eine Supertarnung.“ Im Winter wechseln sie dafür in den Schattenmodus und bekommen ein graubraunes Fell – perfekt für die dunklen Wälder, denen in jener Jahreszeit alle Farben entzogen scheinen.

Da die Hirsche so leicht zu halten und als repräsentatives Jagdwild begehrt waren, wurden sie im 19. Jahrhundert vielerorts eingebürgert.
Da die Hirsche so leicht zu halten und als repräsentatives Jagdwild begehrt waren, wurden sie im 19. Jahrhundert vielerorts eingebürgert.

© llustration: Andree Volkmann

Die Siamang-Affen brüllen lautstark vom Affenhaus herüber, in den Bäumen über den Hirschen streiten ein paar Graureiher, doch die Sika-Weibchen käuen ungestört wider, was vor ihnen wächst. Diese Ruhe hätten sie in freier Wildbahn nicht. Sobald sie eine Gefahr ausmachen, stellen sie ihren Schwanz hoch, der weiße Spiegel mahnt dann die Herde: Loslaufen! – und die rehgroßen, aber deutlich plumperen Tiere rennen dann vor Tigern, Wölfen oder Bären davon. Sie können sogar schwimmen, was ihnen einen Vorteil bei der Flucht verschafft.

Allein durch seinen Geruch ist er schnell zu orten

Bei aller strategischen Klugheit sind sie dank ihres streng animalischen Geruchs manchmal leicht zu orten. Sika-Böcke scharren mit den Vorderhufen gern Gruben, in die sie urinieren und sich anschließend hineinlegen. Dieses „Parfüm“ lockt paarungswillige Weibchen an. Es hat also einen Vorteil, dass der Bock gerade nicht auf der Anlage lebt. Denn wie soll man Kindern, die sich liebend gern im Dreck wälzen wollen, bloß dieses Verhalten erklären?

SIKA-HIRSCH IM ZOO

Lebenserwartung:  im Zoo bis 20 Jahre

Fütterungszeit: täglich 14.30 Uhr

Interessanter Nachbar: Pudu, Ameisenbär

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