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Streicheln ist nicht. So ein kleines Nagetierchen kann schon mal zubeißen.

© imago/Sabine Gudath

Berliner Schnauzen: Der Degu: Liebe Eltern, bleibt standhaft!

Man kann es verstehen, wenn Kinder sich einen Degu als Haustier wünschen, sooooo süüüüß. Aber Achtung: Die kleinen Nager sind, trotz allen Anscheins, nicht kuschelig.

Also, liebe Kinder, man kann es ja verstehen, wenn ihr euch einen Degu als Haustier wünscht. Sie sind wirklich possierlich, so klein mit vielleicht 15 Zentimetern, dahinter mit dem etwa ebenso langen puscheligen Schwanz. Und wenn er dann seine Körner und Möhren in den Vorderpfoten hält wie ihr das Butterbrot, sooooo süüüüß.

Ein paar Dinge aber solltet ihr, liebe Kinder, bedenken: Streicheln ist nicht, Degus sind nicht kuschelig. Da beißt so ein kleines Degu-Nagetierchen schon mal zu, das tut weh, und Kuscheln mit Handschuhen ist so schön ja auch nicht. Auch müsst ihr wissen, dass Degus ihren Schwanz verlieren, wenn man daran zieht. Wir wissen das von René Viete, dem Degu-Pfleger im Tierpark, und noch viel mehr, was ihr wissen solltet, wenn ihr Degus haben wollt.

Ein Degu leidet unter Einsamkeit und sozialer Missachtung. Degus leben in Kolonien. Und das ist das nächste Problem, was euch im Detail aber Vater oder Mutter erklären soll. Hier nur so viel: Wir Zweibeiner bewegen uns ja endlich in Zeiten, in denen das menschliche Zusammenleben sehr liberal gehalten wird. Insofern könnten die Degus auch als vorbildlich angesehen werden. Aber, nun ja, Monogamie ist nicht ihre Sache, es wird eher so rudel-rumgemacht, also ein bisschen wahllos. Dafür werden die Kleinen dann auch von allen in der Kolonie – im Tierpark zählt sie 60 bis 70 Köpfe – zur Verfügung stehenden Müttern gesäugt. Wahrscheinlich blickt einfach niemand mehr durch, wer von wem mit wem ist. Es geht aber trotzdem sehr harmonisch zu. Nur manchmal, in der Balzzeit, kann so ein Degu-Bulle grantig werden, wenn er meint, er müsse sich seine Vielweiberei vor Konkurrenten sichern.

Er ist reinlich und kotet übersichtlich in die Zimmerecke

Noch mehr gilt es zu beachten für Degus in der Dreizimmerwohnung. Die kleinen, niedlichen Pflanzenknabberer sind irre flink, irre behände und irre gute Kletterer. Bei vermeintlicher Gefahr sind sie schneller als bei „drei“ auf dem Baum, also auf dem Wohnzimmerschrank. Auch sind Degus geschickte Tunnelbauer, und ob eure Eltern, liebe Kinder, es so lustig finden, wenn unter dem Perser oder dem Parkett plötzlich der Boden nachgibt wegen einstürzender Neugruben? Das geht vielleicht in Chile, wo die Degus herkommen, aber in Charlottenburg, 2. Stock, Altbau? Auch wichtig: Ihr solltet keine Schlange nebenher halten, keine Katze, keinen Fuchs, keine Kojoten, keine Krähe, auf deren Speiseplänen steht der Degu ganz oben.

Nicht, dass hier der Degu-Wunsch ausgeredet werden soll: Es spricht neben seiner Possierlichkeit noch einiges für unseren kleinen Nager. Er ist sehr gesellig und will beschäftigt werden, es bleibt dann bei verantwortungsbewusster Haltung weniger Zeit für Facebook. Zudem ist er sehr reinlich und kotet nicht in seine unterirdischen Gänge unter dem Perser oder dem Parkett. Er kotet übersichtlich in die Zimmerecke. Und er vermehrt sich gerne und schnell, was Ursache hat in seinem natürlichen Lebensraum, wo er als beliebtes Nahrungsmittel eben für eine hohe Population sorgen muss, um die Art zu erhalten.

Wägt man, liebe Eltern, alle Fürs und Widers ab: Bleibt standhaft, verwehrt den Wunsch, nehmt die Kleinen, spaziert in den Tierpark, da geht es den Degus bei Herrn Viete und Kollegen saugut.

Degu im Tierpark

Lebenserwartung:  In Freiheit fünf Jahre, im Tierpark acht

Interessante Nachbarn: Schweine, Kuschelziegen

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