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In die Röhre gucken. Unser Autor wollte eine neue Duscharmatur lieber im Baumarkt kaufen. Der Klempner war beleidigt.

© imago/biky

Austilat spart: Aus der Dusche klingt ein trauriges Lied

Die Badarmatur selbst auszutauschen, das kann doch nicht so schwierig sein, oder?

Von Andreas Austilat

Die Wasserleitungen mussten allesamt ausgetauscht werden. Die alten waren marode. Ständig tropfte es, wäre unser Haus ein Schiff, es wäre längst gesunken.

Bei der Gelegenheit installierte der Klempner einen neuen Wasserhahn in der Küche. Sehr schöner Hahn, ich hätte mich trotzdem vorher erkundigen sollen, was das Ding kostet. Es war exakt doppelt so teuer wie ein vergleichbares Modell aus dem Baumarkt.

„Vielen Dank“, sagte ich also, „aber eine neue Duscharmatur besorge ich mir selber.“ Ich glaube, er war ein wenig beleidigt. Jedenfalls sagte er: „Schön, aber für fremdes Material übernehme ich keine Verantwortung.“

Ich beschloss trotzdem, das mach’ ich zu meinem Projekt, kaufte in einem Baumarkt eine neue Armatur, ganz billig war sie auch nicht, und scheiterte beim Einbau. Mit einiger Mühe fand ich einen Klempner, der mir das Ding anbrachte, „aber Garantie gebe ich nicht“. Ich weiß, ist nicht sein Material.

Ich hatte keine Ahnung, was eine Thermokartusche ist

Nach ungefähr einer Minute Duschen kam nur noch kaltes Wasser. Weil ich schon ahnte, was der Installateur sagen würde, alarmierte ich stattdessen den Baumarkt. Der verwies mich an den erstaunlich kulanten Hersteller: „Wird die Thermokartusche sein, wir schicken eine neue.“

Ich hatte keine Ahnung, was eine Thermokartusche überhaupt ist. Nun, sie steckt in der Armatur und regelt die Wassertemperatur. Ich meisterte den Austausch, was mich ein bisschen stolz machte. Das Wasser floss jetzt auch heiß, dafür pfiff die Dusche, ein hoher, äußerst unangenehmer Ton.

Der Hersteller antwortete, dass nach seinen Erkenntnissen in solchen Fällen die Wasserleitungen schuld seien. Ich nahm allen Mut zusammen, fragte den Installateur. „Nein, ist die Armatur“, antwortete er knapp, und fügte noch „Baumarkt“ hinzu, was aus seinem Mund ziemlich geringschätzig klang.

Handwerker? Das widerspräche dem Do-it-yourself Gedanken

Was nun? Ein Lied für Duscharmaturen komponieren? Tatsächlich gelang es mir, den Ton durch drehen des Temperaturwählers zu verändern, stoppen ließ er sich nicht. Dafür bemerkte ich, dass am zweiten Regler, dem für die Brausewahl, ein Rinnsal austrat.

Im Baumarkt versicherten sie, man werde den Hersteller bitten, eine neue Armatur des gleichen Typs zu schicken. Meinen Einwand, dass ich das Vertrauen in dieses Produkt verloren hätte, ließen sie nicht gelten. Stattdessen müsste ich das alte Gerät aus- und das neue einbauen. Nein, Anspruch auf einen Handwerker hätte ich dabei auch nicht, das widerspräche dem Do-it-yourself Gedanken und sei vom Gesetzgeber nicht vorgesehen.

Vielleicht sollte ich beim Duschen singen, „Wind of Change“ böte sich an.

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