zum Hauptinhalt
Blick auf den Glockenturm von Split und die Adria.

© Ivo Biocina/Kroatisches Fremdenverkehrsamt

48 Stunden Kultur: Tipps für Split

Reisende kennen Split als Fährhafen für die nahen Inseln. Dabei ist die dalmatinische Hafenstadt voll von Geschichte und Kunst. Zwei Kulturtage.

9 Uhr

Wenn man sich erst einmal die steilen Treppen zum kalksteinweißen Glockenturm hinaufgearbeitet hat, löst das Panorama Schnappatmung aus. Vom 70 Meter hohen Kampanile aus dem 13. Jahrhundert geht der Blick über die Ruinen eines römischen Palastes, die giftgrünen Palmen an der Promenade hinüber zur kristallblauen Adria und zerklüfteten Inseln wie Hvar, wo inzwischen sogar Jay-Z und Beyoncé mit ihrer Yacht andocken.

Eine Vista für faustische Anwandlungen: Verweile doch, du bist so schön. Vorsicht vor dem Jugo! Setzt der gefürchtete Südwind ein, ruckeln nicht nur die Flugzeuge bei der Landung am Flughafen, auch oben auf dem Turm zieht es gehörig.

10 Uhr

Split hat das Pech und das Glück, nie im Zentrum der Geschichte gestanden zu haben. Die Stadt mit den 170 000 Einwohnern wurde über die Jahrhunderte gemächlich gebaut und selten zerstört. Unten am Glockenturm beginnt die Exkursion in die Vergangenheit, am zentralen Platz – dem Peristil. Von hier aus führen Stufen hinab in die Unterkellerung des Diokletian-Palastes.

Der römische Soldatenkaiser regierte nie von hier aus, der Komplex war sein Altersruhesitz. Er wurde 305 bezogen, rund 170 Jahre später zerfielen Reich und Palast. Erst im 7. Jahrhundert siedelten Menschen wieder an derselben Stelle, sie bezogen die Gewölbe und bauten die Obergeschosse zu Wohnungen aus. Löcher in der Kellerdecke erinnern daran, wie die Bauherren danach die untere Etage nutzten: als Müllhalde.

Dadurch fiel zwar der Abfall über Jahrhunderte lang in die meterhohen Hallen, bis er durch Archäologen im 20. Jahrhundert klassifiziert und entsorgt wurde, aber deshalb sind diese Räume auch bis heute erhalten. In ihnen spürt man den modrigen Hauch der Geschichte, was vielleicht die Produzenten der Fantasyserie „Game of Thrones“ bewog, hier einige Szenen zu drehen.

11.30 Uhr

Auf dem Peristil kann man im „Luxor“ eine Espressopause einlegen. Die Kalksteinstufen von der nahen Insel Bram, auf denen die Gäste sitzen, haben die Jahrhunderte glatt geschliffen. Schon für das Weiße Haus in Washington und die Wiener Hofburg wurde der Stein verbaut. Tipp für den Abend: Im Sommer spielen Musiker die größten Hits aus den 80er und 90er Jahren nach.

Nebenan geht es durch den erhaltenen Eingangsbereich des antiken Palastes zum Ethnografischen Museum. Ein Traum für jeden, der sein Leben kroatischen Trachten und Instrumenten widmet. Der Großteil der Besucher klettert die verwinkelten Treppen hinauf zum halboffenen Dach. Von dort sieht man auf Augenhöhe, welche Fantasien die Bildhauer des Glockenturms hatten: Ein Drache, der eine barbusige Frau schändet? Hm.

Aperitiv vor Adriakulisse

Skulpturen auf dem Platz des Peristil.
Skulpturen auf dem Platz des Peristil.

© Alamy

14 Uhr

Antike, Mittelalter, Renaissance. Und nur die Eisdielen mit ihrem opulenten Angebot sind Zeugnisse der Moderne? Nein, nördlich des Peristils, in der Galerie Emanuel Vidovik finden sich Gemälde des gleichnamigen Künstlers.

Er brachte Ende des 19. Jahrhunderts den Modernismus in seine Geburtsstadt. Die expressionistischen Landschaftsmalereien sind verdammt düster für so eine sonnendurchflutete Stadt. Ein Gemälde schaffte es in den 1970er Jahren auf eine jugoslawische Briefmarke. Das hat Vidovik nicht mehr erlebt, er starb 1953 in Split.

16 Uhr

Aufschlussreich, wie ein Handbuch für venezianische Kaufleute aus dem 14. Jahrhundert Split beschrieb: „weder besonders groß noch besonders reich“. Genau deshalb überlebte die Stadt Venezianer, Osmanen und Habsburger. Das Kaufmannsbuch liegt im Stadtmuseum (Papaliceva 1) aus, einem ehemaligen gotischen Palast. Das Haus hat bis 22 Uhr geöffnet. Eine Siesta am Nachmittag ist also drin, nur kein schlechtes Gewissen!

19 Uhr

Die Pjaca, ausgesprochen wie die italienische Piazza, ist der erste Platz, der im 13. Jahrhundert außerhalb der Palastmauern angelegt wurde. Im Café „Central“ haben die Intellektuellen Splits über Ideen aus ganz Europa gestritten. Heute diskutieren Einheimische in den Freiluftcafés über die kroatische Fußball-Nationalmannschaft und trinken Aperol Spritz.

Noch mehr Platz zum Fläzen zu Martini und Campari gibt es an der Hafenpromenade. Angeblich huschten früher die Damen der feinen Gesellschaft hier nur selten vorbei – und wenn, mit erröteten Wangen oder Händen auf den Ohren, weil die Matrosen ihnen Zoten hinterherriefen. Inzwischen halten sich Touristen die Nase zu, wenn sie zu weit rechts am Ufer sitzen. Split liegt auf schwefligem Grund – und dort riecht man das auch.

22 Uhr

Von der feuerroten Wand der Ghetto Bar lächelt das Konterfei von Joseph Beuys herunter, im Hof steht eine Art Friedrich Engels mit Flügeln und Schlafmaske. In der versteckten Bar nahe dem Obstmarkt treffen Möchtegern-Bohemiens auf Partytouristen, das Publikum ist sexuell unentschieden, aber politisch eindeutig. Überall liegen antifaschistische Pamphlete herum. Ein Gin Tonic und dann ab ins Bett.

Meister der Moderne

Statue des Gregor von Nin.
Statue des Gregor von Nin.

© imagebroker/Martin Moxter

10 Uhr

Nach dem Croissant zum Frühstück ist Bewegung fällig. Mit dem Fahrrad (kann man an vielen Stationen für etwa 15 Euro pro Tag ausleihen) lohnt sich eine Fahrt zur Galerija Meštrovic. In den 30er Jahren ließ der Bildhauer Ivan Meštrovic diese Villa am Hang als Sommerresidenz errichten. Wer auf repräsentativem Ämterschick steht, findet das Haus mit den strengen Treppenaufgängen und wuchtigen Säulen bestimmt wohnlich. Als Museum funktioniert es besser.

Mestrovic studierte Kunst in Wien, wo er Auguste Rodin auffiel, und fertigte monumentale Skulpturen an. Die Galerija zeigt Dutzende davon, vor allem sein Hiob, ein buckliger alter Mann mit verzweifelt ausgestreckten Händen, ist sehr eindrücklich. Im Garten gibt es frisch gepressten Orangensaft unter Zypressen, und von der Terrasse blickt man, wie einst der Künstler, auf das Meer.

12 Uhr

Weiter die hügelige Marjan-Halbinsel hinauf – und der Weg führt an winzigen romanischen Kirchen vorbei, die früher Mönchen zur Klausur dienten. Am Hang zurück in die Stadt gelangen Besucher automatisch zur Vidilica: ein Aussichtspunkt mit Café. In der ersten Reihe trinken Ausflügler ein kühles Bier und schauen auf das Zentrum. Hinter dem Gebäude liegt der jüdische Friedhof, der etwas pflegebedürftig ist.

Auf dem Weg in die Unterstadt kommt man automatisch an einigen Restaurants vorbei. Steak vom Grill, frische Brasse oder Dorade, im Gasthaus Marjan gibt es das alles.

15 Uhr

Die Kunstsammlung der Stadt befindet sich im ehemaligen Krankenhaus am Goldenen Nordtor. Gegenüber dem Gebäude droht die überlebensgroße Statue des Bischofs von Nin seinen Widersachern, die nicht wollten, dass er im 10. Jahrhundert die Bibel ins Kroatische übersetzte. Der geschulte Blick erkennt inzwischen: Ah, ein Meštrovic!

Im Museum lohnen die Kunstwerke aus dem 20. Jahrhundert – die Fotografien von den Zerstörungen während des Kroatienkrieges vor 25 Jahren und die bissigen Gastarbeiter-Zeichnungen von Dragutin Trumbetas aus den 1970er Jahren.

19 Uhr

Zum Abschluss ein Fest: Im Restaurant Boban etwas außerhalb des Zentrums soll es den besten Fisch der Stadt geben. Im Sommergarten kann man dazu einen der 100 Weine aus der Region probieren. Zum Beispiel den edlen Weißwein Grk. Nach so viel Fußarbeit über Pflastersteine hat man sich das verdient.

Zur Startseite