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Auf ihre Paella lassen die Spanier nichts kommen. Ob ohne oder mit Meeresfrüchten - aber keinesfalls mit Chorizo.

© dpa-tmn/Manuel Meyer

Kritik an Starkoch Jamie Oliver: Es geht um die Wurst - im Reis

Jamie Oliver hat es gewagt, eine Paella mit Chorizo zuzubereiten – die Spanier sind außer sich, weil Köche ihr Essen verschandeln.

Dass Wurst einen Sturm der Entrüstung auslösen kann, hat der britische Starkoch Jamie Oliver erfahren, als er im Oktober ein Foto eines Gerichts in seinen Social-Media-Kanälen postete. Er hatte ein neu kreiertes Paella-Rezept vorgestellt: "Meine Version kombiniert Hähnchenflügel mit Chorizo und Garnelen." Das war Grund genug für Aufruhr im Netz: Jamie Oliver hatte Chorizo, würzige, spanische Wurst, in seiner Paella verarbeitet.

Eine halbe Stunde nach dem Post liefen die ersten Kommentare auf Facebook ein: "Paella hat keine Chorizo. Das ist wahnsinnig", schrieb ein Nutzer. "Wir haben in Spanien nur Paella oder ,Reis mit Zutaten‘" postete ein anderer, Paella mit Chorizo falle eindeutig unter "Reisgericht". "So etwas Paella zu nennen, ist ein Beleidigung ins Gesicht der Valencianer!!", postete ein User.

Die Spanier nehmen ihre Paella sehr ernst

Die Paella nach "Valencia-Art" ist neben der Meeresfrüchte-Paella die verbreitetste im Land. Viele Spanier nehmen die Reisspezialität als Nationalgericht sehr ernst. Und so zog die Diskussion immer weitere Kreise: Mehrere Zeitungen titelten: "Paellagate" oder "Essenswaterloo." Aber nicht nur Oliver trifft die Kritik der spanischen Rezepthüter, auch seine Fernsehkochkollegen Gordon Ramsay, Nigella Lawson und Lorraine Pascale müssen sich wegen ihrer Experimentierfreude dem Zorn vieler Spanier stellen. Eine aufgebrachte Paella-Expertin, online mit dem Namen Margaret Castor präsent, hat eine Petition gegen die Köche und Chorizo in Paella angestrengt und in wenigen Tagen mehr als 1000 Unterschriften gesammelt.

In dem Aufruf schreibt sie: "Alle von ihnen haben Chorizo in ihren Rezepten verwendet, um sie "spanisch" zu machen. Am schlimmsten ist, dass sie sie alle einer Paella hinzugefügt haben. Schande über euch! Bitte recherchiert eure Rezepte genau, bevor ihr die Gerichte derer ruiniert, die euch zusehen und vertrauen." Und weiter: "Stoppt diesen Wahnsinn!" Diesem "Wahnsinn" wollte auch der Journalist Mikel López Iturriaga nachgehen.

Der britische Botschafter schaltete sich ein

Bereits im Sommer bat er den britischen Botschafter in Madrid, Simon Manley, zum Gespräch. Thema: Warum die Briten spanisches Essen verschandeln. Was habe es mit einem Paella-Sandwich auf sich, wollte der Journalist wissen, außerdem mit Patatas-Bravas-Suppe, Chorizo-Waffeln und natürlich der Chorizo-Paella, allesamt Erfindungen der Briten. Der Diplomat gab sich gelassen: "Wir Briten haben einen innovativen Geist. Wir nehmen die guten spanischen Zutaten und machen neue Gerichte daraus."

Für seine Experimentierfreude mit Reis inzwischen bekannt: TV-Koch Jamie Oliver
Für seine Experimentierfreude mit Reis inzwischen bekannt: TV-Koch Jamie Oliver

© picture alliance / dpa

Mit einem Reisgericht hat Jamie Oliver schon einmal für Furore gesorgt. 2014 hatte er Jollof nachgekocht, eine westafrikanische Spezialität, und entgegen dem traditionelle Rezept Zitrone und Koriander verwendet. Der Widerhall im Netz war erhitzt: "Ich finde das extrem beleidigend", schrieb eine Frau auf seiner Website. Oliver habe ihre Tradition "geschändet". Ein Nutzer kommentierte: "Das ist kein Jollof-Reis. Sie haben das Recht, es irgendwie zu nennen, aber nicht Jollof. Das ist Essen, Kultur, Identität." Und wie reagiert der Chefkoch persönlich auf Vorwürfe dieser Art? Kürzlich sagte er in einer Fernsehsendung: "Ich habe gesagt, dass das meine Version ist, und dazu stehe ich. Es ist superlecker."

Clara Lipkowski

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