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Robert-Koch-Institut: HIV-Neuinfektionen gehen nicht zurück.

© dpa

Kein Rückgang in Deutschland: Wieder 3200 HIV-Neuinfektionen

Rund 3200 Menschen haben sich im vergangenen Jahr in Deutschland mit HIV infiziert. Das waren ebenso viele wie im Jahr zuvor, teilte das Robert-Koch-Institut am Montag in Berlin mit. Seit 2006 sind die Neuinfektionszahlen in Deutschland damit weitgehend stabil.

Trotz Aufklärungskampagnen und Medikamenten geht die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland nicht zurück. Das Robert-Koch-Institut in Berlin schätzt, dass sich 2014 wie im Vorjahr 3200 Menschen infiziert haben. Dabei sei der Anteil der Infizierten, die Medikamente einnehmen und dadurch in der Regel kaum noch infektiös sind, in den vergangenen Jahren gestiegen. „Dieser positive Effekt und die bisherigen Präventionsanstrengungen haben aber bislang nicht ausgereicht“ sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Montag. Die RKI-Schätzung beruht auf Modellrechnungen, denn HIV wird oft erst Jahre nach der Infektion festgestellt. Demnach steigt die Zahl der Neuinfektionen bei heterosexuellen Frauen und Männern leicht an. Die meisten Betroffenen sind trotz leicht sinkender Neuinfektionszahlen Männer, die Sex mit Männern haben.
Neu diagnostiziert wurde HIV im vergangenen Jahr bei 3525 Menschen, sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Zahl hatte das Institut im Juli veröffentlicht. Insgesamt leben in Deutschland rund 83400 Menschen mit HIV oder Aids. Schätzungsweise 13.200 Menschen wissen aber den Angaben zufolge noch gar nichts von ihrer HIV-Infektion, weil sie noch nicht getestet wurden. 2006 lag diese Zahl bei 11.300. Das Institut geht davon aus, dass im vergangenen Jahr 480 Infizierte gestorben sind. Das Humane Immunschwächevirus HIV ist die Ursache für die Immunschwächekrankheit Aids.

Ursache sei ein "geringeres Risikobewusstsein", dass erst spät zu einer HIV-Diagnose führe. Eine schnellere und frühere Diagnose trage aber dazu bei, die höhere Sterblichkeit und die Behandlungskosten zu verringern. Auch förderten Spätdiagnosen die Verbreitung von Infektionen. Das RKI fordert bei Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko häufigere Tests. Dies gelte auch für Drogenabhängige. Im vergangenen Jahr haben sich demnach rund 240 Drogenkonsumenten neu infiziert.

Auch die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) mahnte, alle Schutzmöglichkeiten auszuschöpfen. "Wer sich frühzeitig testen und gegebenenfalls behandeln lässt, kann lange und gut mit HIV leben", erklärte DAH-Vorstand Ulf Hentschke-Kristal. Vor allem die Angst vor Diskriminierung und der Glaube, mit HIV sei ein erfülltes Leben nicht mehr möglich, halte Menschen aber vom HIV-Test ab.

Zahl der Infektionenim Ausland nimmt zu

Wie das RKI weiter berichtete, nimmt auch die Zahl der HIV-Infektionen im Ausland zu. Dies sei wahrscheinlich in erster Linie eine Konsequenz verstärkter Migration nach Deutschland. Gerade für homosexuelle Männer aus Ost- und Zentraleuropa sei Deutschland aufgrund der geringeren gesellschaftlichen Stigmatisierung ein bevorzugtes Migrationsziel.
Die Behörde verwies zugleich darauf, dass es für Migranten ohne Papiere und für EU-Ausländer ohne gültige Krankenversicherung keinen geordneten Zugang zu einer angemessenen HIV-Behandlung gebe. Es sollten aber "alle in Deutschland lebenden Infizierten die Möglichkeit eines Zugangs zu einer angemessenen Behandlung erhalten". AFP

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