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Eine Todeszelle in den USA.

© pa/dpa

Hinrichtung in den USA: Das qualvolle Sterben eines Mörders

Zum ersten Mal wurde in den USA bei einer Hinrichtung ein neuer Chemikalien-Mix eingesetzt. Offensichtlich ging der Versuch schief.

Human Rights Watch hat das qualvolle Sterben eines zum Tode Verurteilten im US-Bundesstaat Ohio als "skandalösen Vorgang" bezeichnet. Die Todesstrafe sei ein "schrecklicher Anachronismus", sagte der Deutschlanddirektor der internationalen Menschenrechtsorganisation, Wenzel Michalski, am Freitag in Berlin. Eine sogenannte "grausame Bestrafung" sei nach Menschenrechtstandards auch in den USA verboten. Der 53-jährige Dennis McGuire, der 1989 eine schwangere Frau vergewaltigt und ermordet hatte, war am Donnerstag hingerichtet worden. Augenzeugen berichteten nach amerikanischen Medienberichten, er habe zehn Minuten lang sichtbar mit dem Tode gekämpft. Bei der Hinrichtung, die insgesamt 25 Minuten gedauert haben soll, war den Angaben zufolge ein neuer Chemikalien-Mix verwendet worden. Hintergrund ist die Weigerung europäischer Firmen, Mittel für Hinrichtungen zu exportieren. McGuires Familie will gerichtlich gegen die neue Hinrichtungspraxis vorgehen, berichtete die britische BBC.

Die Verteidigung des 53-Jährigen habe vergeblich Einspruch gegen die Verwendung der Giftmischung eingelegt, weil sie ihrer Ansicht nach einen panischen Todeskampf auslöse und damit wegen Grausamkeit gegen die Verfassung verstoße. Die Hinrichtung sei ein "gescheitertes, qualvolles Experiment des Staates Ohio" gewesen, wurde einer der Bundes-Pflichtverteidiger des Verurteilten anschließend zitiert. Die Familie seines Mordopfers, die zum Teil der Hinrichtung beiwohnte, verwies in einer Erklärung dagegen auf die Todesängste der jungen Frau. Der Verurteilte erfahre eine wesentlich humanere Behandlung als sie.

Auch die bei der Hinrichtung anwesende Fernsehjournalistin Sheila Gray berichtete später, McGuire habe vor seinem Tod etwa zehn Minuten lang verzweifelt um Luft gerungen. "Seine Kinder und seine Schwiegertochter weinten und waren sichtlich bestürzt", schrieb sie auf Twitter. Rechtsexpertin Deborah Denno von der Fordham University of Law kritisierte die verantwortlichen Behörden scharf: "Angesichts der Länge und der verstörenden Beschreibungen von Dennis McGuires Hinrichtung erscheint die Exekution durch Giftspritzen in diesem Land ungeheuerlicher und problematischer denn je", erklärte sie. Maya Foa von der für Häftlingsrechte eintretenden Organisation Reprieve warf die Frage auf, "wie viele pfuscherhafte Hinrichtungen wir noch brauchen, bevor die Henker damit aufhören, Menschen als Versuchskaninchen zu missbrauchen".

McGuires Hinrichtung war schon die zweite in den USA seit Jahresbeginn, bei der augenscheinlich große Qualen verursacht wurden. Bereits in der vergangenen Woche gab es bei der Exekution des verurteilten Mörders Michael Lee Wilson in Oklahoma offenbar Probleme mit neuen Medikamenten. Die letzten Worte aus dem Mund des sterbenden Todeskandidaten lauteten: "Ich fühle, dass mein ganzer Körper brennt."

Michalski wertete es als positives Zeichen, dass immer mehr US-Bundesstaaten die Todesstrafe abschaffen. Ziel müsse aber eine Abkehr von dieser Praxis in den ganzen Vereinigten Staaten und auch in anderen Ländern sein.
Insgesamt wurden in den USA im vergangenen Jahr weniger Todesstrafen vollstreckt. 2013 seien dort 39 Menschen hingerichtet worden und damit vier weniger als 2012, hatte das Washingtoner Todesstrafen-Informationszentrum Ende 2013 mitgeteilt. Im Jahr 1999 waren noch 98 Todesurteile vollstreckt worden. In 32 US-Bundesstaaten droht Tätern bei besonders schweren Mordfällen die Todesstrafe. (epd/dpa/AFP)

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