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Zerstörte Häuser.

© Reuters/Navesh Chitrakar

Update

Himalaya: Tausende Tote durch schweres Erdbeben in Nepal befürchtet

Ein gewaltiger Erdstoß mit der Stärke 7,8 hat Nepal erschüttert, die Erde bebte 90 Sekunden lang. Die Behörden sprachen zuletzt von 1.450 Toten, doch könnte die endgültige Zahl ein Mehrfaches davon sein. Opfer gab es auch in Indien und Bangladesch. Am Mount Everest starben Bergsteiger durch eine vom Beben ausgelöste Lawine. Internationale Hilfe ist angelaufen, auch aus Deutschland.

Bei dem schweren Erdbeben im Himalaya sind allein in Nepal nach Regierungsangaben mehr als 1.450 Menschen ums Leben gekommen. Das sagte Informationsminister Minendra Rijal am Samstagabend vor Journalisten. Die endgültige Zahl der Toten könne noch viel höher liegen, womöglich sogar dreimal so hoch. In mehreren Staaten Asiens hatte die Erde am Samstag heftig gebebt, Nepal war jedoch am schlimmsten betroffen.

Das ganze Ausmaß der Zerstörung in Nepal sei noch nicht auszumachen, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Laxmi Dhakal. „Wir haben noch nichts von weit entfernten Dörfern gehört“, sagte er. In den betroffenen Gebieten wurde der Notstand ausgerufen.

Nach Angaben des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam und der US-Erdbebenwarte hatte der Erdstoß eine Stärke von 7,8. Die Erde bebte 90 Sekunden lang. Es kam zu Nachbeben. Erste Hilfsmaßnahmen sind angelaufen.

Schwere Zerstörungen in Kathmandu

Am schwersten betroffen war die 700.000 Einwohner zählende nepalesische Hauptstadt Kathmandu. Das Epizentrum des Bebens lag laut GFZ nur etwa 80 Kilometer entfernt, in etwa 18 Kilometern Tiefe. Überall in der Stadt stürmten die Menschen auf die Straßen. Nach Augenzeugenberichten trauten sie sich stundenlang nicht in ihre Häuser zurück, weil Nachbeben den ganzen Nachmittag über die Erde weiter erzittern ließen. Vor allem alte Gebäude, Gemäuer und historische Tempel stürzten ein. Der Verkehr kam zum Erliegen, weil die Straßen aufrissen. „Wir fürchten, dass noch viele Menschen unter alten Häusern und Gebäuden begraben sind“, sagte Ministeriumssprecher Laxmi Dhakal. 

Tote Bergsteiger am Mount Everest

Eine durch das schwere Erdbeben in Nepal ausgelöste Lawine am Mount Everest hat zahlreiche Bergsteiger in den Tod gerissen. Allein das Expeditions-Team der indischen Armee habe 13 Leichen aus dem Basislager ins Tal gebracht, teilte die Armee mit. Es handele sich um ausländische Bergsteiger, die sich auf den Gipfel vorbereitet hätten. Die Suche und Rettungsaktion dauere an.

Die Lawine ging in der Nähe des Everest-Basislagers ab. Dort hätten sich Hunderte Bergsteiger auf den Aufstieg auf den höchsten Berg der Welt und andere umliegende Gipfel vorbereitet, sagte Gyanendra Shrestha vom Tourismusministerium in Kathmandu. Im vergangenen Jahr waren 16 Nepalesen in einer Lawine am Mount Everst ums Leben gekommen.

Der norwegische Bergsteiger Tobias Glomnes Johansen sagte der Osloer Zeitung VG, die Lawine sei durch das Basislager gefegt. Er schätzte die Zahl der Verletzten auf 30. „Die Unverletzten versuchten, bei den Rettungsaktionen zu helfen. Männer, Frauen und Sherpas arbeiteten alle Seite an Seite“, sagte er. Jeder assistiere so gut es gehe den Ärzten im Camp.

Eingestürzte Gebäude in Nepals Hauptstadt Kathmandu.
Eingestürzte Gebäude in Nepals Hauptstadt Kathmandu.

© EPA/Narendra Shrestha

Indische Behörden sprachen von vier Toten auf indischer Seite. In China starb laut staatlichen Medien eine 83-Jährige, als ihr Haus einstürzte. Auch in Bangladesch kam eine Frau ums Leben. 25 Textilarbeiterinnen wurden nach offiziellen Angaben außerdem verletzt, als sie aus ihrer Fabrik in Savar vor den Toren der Hauptstadt Dhaka flüchteten. Aus Pakistan wurden zunächst keine Toten gemeldet.

Der kulturell wichtige Durbar-Platz im Zentrum Kathmandus - ein Unesco-Weltkulturerbe - sei nicht mehr wiederzuerkennen, sagte der Autor Kashish Das Shrestha von vor Ort. Er twitterte Bilder, auf denen nur noch Holzhaufen zu sehen sind, wo einst historische Gebäude standen. Auch der neunstöckige Dharahara-Turm, der schon einmal durch ein Erdbeben beschädigt wurde, sei in sich zusammengestürzt.

"Wir haben uns schon so lange vor dem großen Beben gefürchtet“, sagte Liz Satow, Nepal-Büroleiterin der Hilfsorganisation World Vision. Nun sei es eingetreten. Die Betroffene Pooja Lama sagte nach einem Telefonat in ihren nepalesischen Heimatort Ranipauwa, ihr Haus sei komplett zerstört. „Aber immerhin sind wir am Leben.“

Internationale Hilfe läuft an

Nepals einziger internationaler Flughafen, der wegen der Nachbeben zwischenzeitlich geschlossen war, wurde am Nachmittag teilweise wieder geöffnet. Indiens Luftwaffe schicke ein Flugzeug mit Nahrungsmitteln, Wasser, Rettungsausrüstung, Spürhunden, Ärzten und Krankenpflegern, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Neu Delhi.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Nepal deutsche Hilfe zugesagt. Merkel sprach Premierminister Sushil Koirala am Samstag ihr Mitgefühl aus, wie die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz in Berlin mitteilte. Die Kanzlerin sei bestürzt über das Ausmaß der Naturkatastrophe und die hohe Zahl der Opfer. Die Bundesregierung stehe bereit, nach Kräften zu helfen.

Im Jahr 2011 kamen bei einem Beben der Stärke 6,9 im Nordwesten Indiens und in Nepal 110 Menschen ums Leben. (dpa)

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