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Eine Silbermöwe (Larus argentatus) steht am 22.05.2014 auf der Mole am Strand von Sassnitz auf der Insel Rügen (Mecklenburg-Vorpommern) und hält nach Leckerbissen Ausschau. In England hat man so seine Probleme mit den Tieren.

© dpa

Großbritannien: Angst vor den "Killermöwen" in England

In England beschweren sich Bürger über brutale Angriffe von Möwen. Premierminister David Cameron fordert eine "große Debatte" über das Problem, das auch Irland erreicht. Eine Möwen-Aufklärungsgruppe warnt davor, Babys könnten die nächsten Opfer sein.

Seit Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ ist eigentlich klar, dass man Möwen nicht trauen kann. Wie in einer Szene dieses Films sei es gewesen, sagt Sue Atkinson. Ein Foto zeigt ihre Kopfwunde. Die Rentnerin aus Cornwall, das für beschauliche Landschaften à la Rosamunde Pilcher bekannt ist, wurde Opfer einer Möwenattacke. Ebenso der vierjährige James, der eine Fingerverletzung davontrug. „Killermöwen“ hätten eine Schildkröte namens Stig getötet, berichtete die „Times“ neulich. Yorkshire Terrier „Roo“ musste nach einem Angriff eingeschläfert werden. Im Sommerloch fürchten die Briten die Möwen-Invasion.

Premierminister David Cameron hat eine „große Debatte“ über das Problem gefordert. Seine eigenen Erfahrungen klingen erträglich: „Ich erinnere mich, dass vor langer Zeit ein paar Möwen versucht haben, den Schinken aus einem Sandwich zu nehmen. Aber ich habe das seitdem nicht dem gesamten Möwenbestand angekreidet.“ Im Frühjahr hatte die Regierung eine Viertelmillion Pfund für Möwen-Aggressionsforschung zugesagt - nach der Wahl wurde aber nichts draus. Ein verhängnisvoller Fehler? Eine sogenannte Möwen-Aufklärungsgruppe mit ihrem Sprecher warnt in verschiedenen Medien, dass unbewachte Babys die nächsten Opfer sein könnten.

Er sei gerade vom Supermarkt zu einem Schnellrestaurant gegangen, berichtete ein aufgebrachter Anrufer aus Bristol der Polizei, „und eine der Möwen hat versucht, mir das Sandwich aus der Hand zu reißen!“ Das Opfer des Überfalls wusste sich nur mit einem Notruf zu helfen. Die Aufregung ist längst ins benachbarte Irland übergeschwappt. „Man sieht ein Kind, das Fish and Chips isst, und eine Möwe greift das Essen an“, beschreibt Parlamentarier Denis O'Donovan seinen Kollegen in Dublin die Lage. Und fordert, die Tiere zu keulen.

Die erregte Debatte hat die Königliche Gesellschaft zum Schutz von Vögeln (RSPB) auf den Plan gerufen. Die Sache sei „kompliziert“, denn an den Küsten gingen die Möwenbestände zurück, während es in der Stadt immer mehr würden, erklärt ein Sprecher. Sein Tipp: Nicht füttern, sonst betrachteten die Tiere Menschen am Ende als Nahrungsquelle. Pommes und Eis sei für die Möwen außerdem nicht gerade gesund. Das sieht auch die Deutsche Ornithologen-Gesellschaft so. Von den Küsten der Bundesrepublik sei so ein Möwenverhalten auch bekannt, sagt Generalsekretär Ommo Hüppop. In aller Regel handele es sich dabei um Silbermöwen. Ein Fütterverbot mag nach einer guten Lösung klingen.

Doch kaum denkt die Stadtverwaltung des malerischen walisischen Seebads Llandudno über eine Strafen für hartnäckige Möwenfütterer nach, kommt Einspruch aus unerwarteter Ecke: „Wir haben über Bußgelder nachgedacht, aber man hat uns gesagt, es sei in manchen Religionen ein Recht, Vögel zu füttern!“, twittert der Tourismusbeauftragte Jim Jones. Vielleicht könnte stattdessen die Idee einer Londoner Anwaltskammer Schule machen: Um der Lage Herr zu werden, ist dort seit drei Jahren Wüstenbussard Sally im Einsatz und soll die Möwen vom Nisten abschrecken - das funktioniere prima, sagt eine Sprecherin. (dpa)

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