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Annäherung an Deutschland. Laut Studie finden 27 Prozent der befragten Franzosen, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel Deutschland am besten präsentiert.

© picture alliance / dpa

Französisch-deutsches Verhältnis: L’ Amour ist es nicht

Eine französische Studie zeigt: Die Franzosen sind den Deutschen gegenüber eher reserviert eingestellt. Doch die Jungen sehen das anders – sie träumen den „Berliner Traum“.

Die Franzosen respektieren die Deutschen, aber Liebe ist etwas anderes. Von L’Amour kann im deutsch-französischen Verhältnis nicht gesprochen werden. Das zeigt eine Studie des Forschungsinstituts CSA, die in der deutschen Botschaft in Paris in Anwesenheit von Botschafter Nikolaus Meyer-Landrut vorgestellt wurde. Der Titel der Studie, für die 1303 Franzosen über 18 Jahren, davon 300 junge Leute zwischen 18 und 24 Jahren, befragt wurden, ist wegweisend: „France–Allemagne, un partenariat de raison?“ (Frankreich–Deutschland, eine Partnerschaft der Vernunft?)

„Die Franzosen stehen den Deutschen reserviert gegenüber“, sagte Julie Gaillot von der Research-Abteilung des CSA. So sehen 83 Prozent der Franzosen Deutschland eher positiv, aber im Image überwiegen Respekt, Sympathie, Bewunderung und Neid. Finden 52 Prozent der Deutschen Frankreich sympathisch, gilt das umgekehrt nur für 29 Prozent der Franzosen bezogen auf Deutschland. Vor allem die jungen Franzosen zwischen 18 und 24 Jahren sehen Deutschland positiver als die Franzosen aller Altersklassen. 40 Prozent von ihnen wollen Deutsch lernen. Botschafter Meyer-Landrut betonte: „Die Sichtweise der Jugend ist wichtig. Aber wir müssen mit jeder Generation in Frankreich zusammenarbeiten.“

Und was repräsentiert das Image von Deutschland am besten? Weit voran auf Platz eins steht Bundeskanzlerin Angela Merkel mit 27 Prozent. Gleich dahinter mit 16 Prozent folgt die deutsche Rigidität und mit 15 Prozent die deutsche Macht und Solidität. Die Vergangenheit des Nationalsozialismus ist für die Franzosen dagegen Vergangenheit. Was zählt an Deutschland, ist neben Merkel vor allem die Bindung an die EU.

Eine herausragende Stellung in der Studie nimmt auch Berlin ein. Über die deutsche Hauptstadt reden 15 Prozent der jungen Franzosen ganz spontan, ohne danach gefragt zu werden. Es gibt so etwas wie den „Berliner Traum“ in Frankreich. In der Gesamtbevölkerung sind neun Prozent von Berlin fasziniert.

Deutschland sorgt für viel Bewunderung, vor allem die starke Stellung als Wirtschaftsmacht, die 80 Prozent der Franzosen hervorheben. 62 Prozent sehen Deutschland zudem als starke politische Macht. Den kulturellen Aspekt nennen allerdings nur zwölf Prozent in diesem Zusammenhang, bei den jungen Franzosen sind es mit 26 Prozent mehr als doppelt so viele.

Das kühle Image Deutschlands kommt in Frankreich weniger an

Insgesamt hat Deutschland ein kühles Image, geprägt davon, dass 90 Prozent der Franzosen die Deutschen für fleißig und arbeitsam halten. Das kommt in Frankreich offenbar weniger an. Es fehlt beim Image etwas an Lebensstil, interpretieren das die Experten von CSA. Als Trümpfe in Deutschland gelten nach Wirtschaft und Industrie die Bildung und Lehre.

Weniger gut kommt bei den Franzosen an, dass sie Deutschland für wenig ausgerüstet im Kampf gegen Terrorismus halten, 40 Prozent sehen Deutschland in dem Zusammenhang als schlecht vorbereitet. In Sicherheitsfragen würden sie Deutschland eher nicht vertrauen. Die Autoren notieren, dass das Attentat in Berlin die Franzosen möglicherweise beeinflusst habe. Und auch das Flüchtlingsthema kommt auf den Tisch und hier zeigt sich ganz klar, dass viele Franzosen einer zu großen Einwanderung negativ gegenüberstehen. Nur 41 Prozent betonten, dass sich Aufnahme und Empfang der Flüchtlinge positiv auf ihr Deutschlandbild ausgewirkt habe. 48 Prozent sehen den deutschen Umgang mit der Flüchtlingskrise als negativ an. „Deutschland wird wie der reiche Nachbar gesehen, dessen Großzügigkeit einem ein wenig auf die Nerven geht“, sagte Gaillot.

Ein Handicap finden die Franzosen an Deutschland ebenfalls die schwierige Sprache. 30 Prozent der Franzosen geben an, dass sie ein wenig Deutsch sprechen, doch nur drei Prozent erklärten, dass sie mit der Sprache gut zurechtkommen. Und wie sieht es mit der deutsch-französischen Beziehung aus? In den Augen von 41 Prozent der jungen Franzosen geht es damit aufwärts, bei den Gesamtfranzosen sind 23 Prozent der Ansicht. Und 54 Prozent der Franzosen insgesamt haben ein positives Bild von der deutsch-französischen Freundschaft. Es sei ein „solides Paar“, meinen 84 Prozent und sogar 91 Prozent der jungen Franzosen. Deutschland sei aber eher ein Partner als ein Freund, so 58 Prozent der Franzosen. „Die Gefühle sind positiv, aber nicht herzlich“, betonte Gaillot. Die Franzosen stehen den Deutschen ein wenig distanziert gegenüber. Das rühre aber auch daher, dass es einen Komplex gegenüber der Wirtschaftsmacht Deutschland gebe.

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