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Da ist das Ding! Der Champions-League-Pokal ist schon seit Montag in München.

© dpa

Final-Wahnsinn: München im Champions-League-Fieber

Am Samstag empfängt Bayern München den FC Chelsea zum "Finale dahoam". Schon jetzt befindet sich die bayerische Hauptstadt im Ausnahmezustand.

Normal ist anders. Normal ist das Oktoberfest zum Beispiel. Da appellieren die Verantwortlichen in München, das Auto daheim stehen zu lassen und U-Bahn oder Bus zu nehmen. Das gilt nicht für diesen Samstag. Da ist alles anders. Geschätzte 200.000 Besucher fluten an dem Tag die Stadt, es droht der U-Bahn-Infarkt, wenn in der Isar-Metropole das Finale der Uefa-Champions-League zwischen Bayern München und Chelsea London ausgetragen wird. „Es mag ungewöhnlich sein, wenn ein Verkehrsunternehmen Rad fahren oder zu Fuß gehen empfiehlt“, sagt Herbert König, Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft MVG. „Wir geben alles, aber irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht.“ München ist im Ausnahmezustand. Im Final-Wahnsinn.

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Polizei und Sicherheitsdienste sind schon jetzt in Bereitschaft. Gerade nach dem Skandalspiel von Düsseldorf. Denn nicht nur die Allianz Arena muss gesichert werden, auch in der Innenstadt und beim Public-Viewing im Olympiastadion wie auf der Theresienwiese erwartet München Menschenmassen. Spätestens seit dem 25. April, als sich die Heynckes-Kicker für das Finale „dahoam“ qualifizierten, arbeiten Stadtverwaltung, Polizei und Verkehrsbetriebe mit höchstem Druck an der Organisation, damit nicht Chaos oder Gewalt einziehen. 2000 zusätzliche Polizisten sind im Einsatz und 160 MVG-Mitarbeiter. Im Bayern-Stadion in Fröttmaning werden mehr als 60.000 Besucher erwartet, über 100.000 sollen es im Olympiastadion und auf der Theresienwiese sein. Tausende schauen in der Innenstadt, in den großen Biergärten im Englischen Garten, das riesige Mathäser-Kino zeigt an diesem Abend keinen Spielfilm, sondern Fußball live. Die MVG stellt klar: Bei Überfüllungen werden U-Bahnhöfe zeitweise auch gesperrt.

Sollten die Massen nach dem Spiel auf der Schwabinger Ludwig- und Leopoldstraße weiterfeiern, wie das bei wichtigen WM-Spielen üblich ist, so wird die Polizei das gesamte Gebiet für den Autoverkehr sperren. Für die erwarteten 30.000 englischen Fans gibt es spezielle „Meeting-Points“, die Polizei geht von 400 gewaltbereiten „Problemfans“ aus. In der Innenstadt ist es an diesem Abend verboten, Bier in Glasflaschen oder -krügen zu verkaufen – aus Sicherheitsgründen. Wirte und Gäste müssen auf Plastikbecher und Dosen umstellen, dabei hat Paulaner ein spezielles „Festbier“ abgefüllt in Flaschen mit rot-weißem Bayern-Etikett.

Alles überfüllt, alles ausverkauft und astronomische Preise, so blickt München auf das Wochenende. Kurz nach dem Chelsea-Sieg über den FC Barcelona wurden die Münchner Hotelreservierungsportale von England aus gestürmt. Die Preise für die Zimmer schnellten um das Fünf-, Sechs-, Siebenfache in die Höhe. Schon vor zwei Wochen war es nicht mehr möglich, eine Unterkunft unter 200 Euro die Nacht zu bekommen. Mittlerweile sind es teils 2000 Euro, doch es ist sowieso praktisch nichts mehr frei.

Abzocke gibt es beim Kauf von Tickets für die Arena auf dem Graumarkt. Fantasiepreise von bis zu 30.000 Euro für zwei der begehrten Karten wollten Verkäufer haben. Allerdings: Die Uefa hat die Tickets längst regulär verkauft, und zwar personalisiert. Das bedeutet, der Name des Käufers und Zuschauers steht auf der Karte. Sollten die Karten echt sein, könnte der Käufer dennoch vor dem Stadion abgewiesen werden, weil sein Name nicht mit dem auf dem Ticket übereinstimmt. Stichprobenartig werden solche Kontrollen durchgeführt.

Das Fußballfest ist für die Stadt München nicht billig. Mindestens 1,4 Millionen Euro muss sie aufbringen. Im Olympiapark gibt es ein großes Fanfest. Das Olympiastadion erhielt für das Frauen-Finale einen Rollrasen, nachdem der Boden schon für Motorsport-Veranstaltungen asphaltiert worden war. Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ bezahlt die Stadt auch 200.000 Euro für ein Vip-Fest der Uefa am Freitagabend. Streng geheim sollen da die Fußball-Präsidenten und -funktionäre zum „Dinner“ zusammenkommen. Presse ist nicht zugelassen, die Gästeliste nicht bekannt. Im Stadtrat wurde das Geld dafür dennoch abgesegnet, von der CSU über die SPD bis zu den Grünen. Sonst wäre das Endspiel für München nicht zu haben gewesen.

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