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US-Filmproduzent Harvey Weinstein.

© AFP

Filmproduzent unter Missbrauchsverdacht: Harvey Weinstein verlässt Verwaltungsrat der Weinstein Company

Neben Weinstein nimmt auch Amazon-Unterhaltungschef Roy Price seinen Hut. Beiden wurden in letzter mit schweren Vorwürfen der sexuellen Belästigung konfrontiert.

Der unter Vergewaltigungs- und Missbrauchsverdacht stehende US-Filmproduzent Harvey Weinstein hat seinen letzten Posten in der von ihm mitgegründeten Firma aufgegeben. Der 65-Jährige trat nach Angaben aus seinem Umfeld am Dienstag aus dem Aufsichtsrat der Produktionsgesellschaft Weinstein Company zurück. Demnach erfolgte der Rückzug bei einem Treffen von Weinsteins Anwälten mit Vertretern der Weinstein Company in New York.

Die von den Brüdern Bob und Harvey Weinstein gegründete Produktionsgesellschaft hatte den 65-Jährigen bereits am 8. Oktober kurz nach Bekanntwerden der Belästigungsvorwürfe als Ko-Chef entlassen. Der Produzent hatte aber zunächst seinen Sitz im Aufsichtsrat behalten.

Die "New York Times" und das Magazin "New Yorker" hatten Anfang Oktober enthüllt, dass Weinstein über Jahrzehnte Frauen sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt haben soll. Seither meldeten sich mehr als 40 Schauspielerinnen und Models mit entsprechenden Vorwürfen zu Wort, darunter Stars wie Angelina Jolie und Gwyneth Paltrow.

Am Dienstag berichtete der "Game of Thrones"-Star Lena Headey, auch sie sei von Weinstein sexuell belästigt worden. Als sie ihm gesagt habe, dass sie lediglich einen rein beruflichen Umgang mit ihm wünsche, sei er "wütend" geworden und habe sie aufgefordert, über den Vorfall zu schweigen. Sie habe nie wieder eine Rolle in einem Film von Weinsteins damaliger Produktionsfirma Miramax bekommen.

Stichwort "MeToo" (Ich auch)

Der Fall hat in den USA eine breite Debatte über Missbrauch und Belästigung von Frauen ausgelöst - nicht nur im Filmgeschäft. Nach einem Aufruf der Schauspielerin Alyssa Milano meldeten sich tausende Frauen unter dem Stichwort "MeToo" (Ich auch) mit ihren Erfahrungen. Am Dienstag schloss sich die Schauspielerin America Ferrera der Kampagne an und berichtete, sie sei im Alter von neun Jahren sexuell missbraucht worden.

Weinstein zählte bisher zu den erfolgreichsten Hollywood-Produzenten. Die von seiner Firma produzierten Filme holten mehr als 300 Oscar-Nominierungen und 81 Oscars. Die Oscar-Akademie schloss Weinstein vergangene Woche aus ihren Reihen aus. Die US-Produzentenvereinigung hat ebenfalls ein Ausschlussverfahren eingeleitet.

Der ebenfalls mit Vorwürfen sexueller Belästigung konfrontierte Chef der Amazon-Unterhaltungssparte, Roy Price, zog am Dienstag ebenfalls Konsequenzen und trat zurück. Der 51-Jährige war vergangene Woche bereits beurlaubt worden. Die Vorwürfe gegen Price waren laut geworden, als im Zuge der Weinstein-Affäre immer mehr Frauen von derartigen Erfahrungen berichteten.

Unterdessen ist auch das weitere Schicksal von Harvey Weinsteins Bruder Bob ungewiss. Laut dem Magazin "Variety" wird inzwischen auch er von einer Produzentin der Belästigung beschuldigt. Bob Weinstein wies den Vorwurf zurück. (AFP)

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