zum Hauptinhalt
Blumenkohl mit Granatapfelkernen aus dem "Candy on Bone".

© John Brömstrup

Berliner Imbisse im Test: Wer einmal aus dem Blechnapf aß...

...kommt immer wieder: Im "Candy on Bone" wird Fermentiertes und Mariniertes serviert, gibt's Kohl mit Rettich und roten Stachelbeeren.

Ein „wie immer“ existiert hier nicht. Denn sobald in diesem Deli etwas Neues, raffiniert Komponiertes in der Beilagen-Vitrine auftaucht, ist es schon bald wieder weg. Verschwunden aufgrund der großen Nachfrage. Wegen des natürlichen Fortgangs der Saison. Oder einer neuen Inspiration des Kochs.

Dies ist Slow Cuisine, schnell serviert. Aber nie hastig zubereitet. Seit Januar erst hat das "Candy on Bone" eröffnet. Die Angestellten arbeiten auf Marmor, die Gäste essen aus emaillierten Blechnäpfen. Darin vor allem: kondensierte Zeit. Zeit, die der Gast nicht hat, sich aber kaufen kann für 5,90 Euro in der kleinen und 7,90 in der großen Portion. Fleisch und Gemüse sind lange eingelegt, fermentiert, mariniert, geschmort oder geräuchert. Einfache Zutaten, über Tage großzügig behandelt. Geduld, diese wichtigste Zutat, veredelt alles. Das Pulled Pork war lange im Rauch und das asiatische Huhn lange in der Marinade. Ist das schon der Zeit-Geist?

Das Kreuzberger Publikum nimmt davon mittags etwas mit hinaus in die Büros oder auch nur in die Sonne. Soll man jetzt den geschmorten Fenchel mit Paprika und getrockneten Aprikosen nehmen? Oder spricht der Sommertag eher für gegrillte Auberginen? Wassermelone mit Schafskäse? Womöglich kommt die Gelegenheit nicht wieder ...

Während der Blick noch auf einem Glas fermentierender Radieschen ruht, kann man über den theoretischen Überbau des Essens hier nachdenken. Ihn kann man auf der Website des „Contemporary Food Lab“ des Gastronomen Ludwig Cramer-Klett nachlesen, der neben diesem Deli noch die Restaurants „Katz Orange“ und das „Panama“ ausgeheckt hat. Eine „Academy“ vermittelt Detailwissen vom Buttern bis zur Herstellung chinesischer Nudeln. Aber weil es mit dem Essen ist wie mit der Kunst, kann man die Prosa auch einfach vergessen: Wirken muss das Werk unmittelbar.

Kohl mit Rettich also und roten Stachelbeeren! Wirkt frisch und überraschend. Fast wundert es einen, dass der Kohl nicht fermentiert, sondern bloß angemacht ist. Das mürbe, mit Curry marinierte asiatische Huhn wirkt lauwarm serviert wie an einem ganz eigenen Höhepunkt angekommen. Gegrillte Auberginen verbreiten Urlaubsgefühl. Deutschlands erste Limonade auf Gurkensaftbasis pritzelt dazu.

Adresse  Planufer 92b, Kreuzberg, www.candyonbone.com

Geöffnet  Mo–Fr 12–21.30 Uhr,

Sa 10–21.30 Uhr, So 10–19 Uhr

Interessanter Nachbar Gelateria Tosoni, Planufer 92d

Zur Startseite