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Rettungskräfte stehen am 02.10.2017 in Las Vegas neben einer abgedeckten Leiche. Ein Todesschütze hat bei einem Musikfestival in der US-Touristenmetropole Las Vegas mindestens 58 Menschen umgebracht und über 500 verletzt.

© dpa/ Steve Marcus

Attentat in Las Vegas: Ermittler bezweifeln IS-Beteiligung am Angriff

Der 64-jährige Täter soll den Anschlag in Las Vegas lange vorbereitet haben. Der IS bekannte sich rasch über sein Propagandaorgan Amaq. Sicherheitskreise gehen jedoch nicht von einem Terroranschlag des IS aus.

Von Frank Jansen

Beinahe 60 Menschen wurden bei dem Attentat auf ein Country-Konzert des "Route 91 Harvest Music Festival" in Las Vegas getötet. Der Angreifer, Stephen Craig Paddock, feuerte minutenlang mit Gewehren aus dem 32. Stock des Hotel-Casinos "Mandalay Bay". Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat reklamierte den schlimmsten Schusswaffenangriff der jüngeren US-Geschichte zwar rasch für sich: Der Schütze sei vor einigen Monaten zum Islam konvertiert, erklärte das IS-Propagandaorgan Amaq in einer knappen Nachricht.

Doch nach Angaben der US-Bundespolizei FBI lieferten die ersten Ermittlungen keinerlei Hinweise auf eine Terror-Verbindung des Rentners. Nichts deutete auch zunächst darauf hin, dass Paddock irgendwelche Sympathien für islamistisch-extremistische Gruppierungen gehegt haben könnte. Die Tat stehe nicht in Zusammenhang "mit einer international agierenden Terrororganisation", sagte FBI-Sprecher Aaron Rouse am Montagmorgen (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz in Las Vegas.

Deutsche Sicherheitskreise zweifeln an IS-Beteiligung

Auch deutsche Sicherheitskreise hegen große Zweifel, dass der IS hinter dem Massaker in Las Vegas steckt. "Es gibt genügend Anlass, sehr skeptisch zu sein", hieß es am Montagabend. Mehrere Sicherheitsexperten zählten Gründe auf: der IS habe über die mit ihm liierte Medienagentur Amaq keine Details zum Anschlag genannt, der Täter Stephen Paddock sei vor der Tat unauffällig gewesen, es gebe bislang keine Hinweise auf ein islamistisches Umfeld. Und: Paddock liege mit seinen 64 Jahren deutlich über dem Altersdurchschnitt radikalisierter Dschihadisten. Diese seien meist junge Männer zwischen 15 und 35 Jahren.

Dass der IS behaupte, der Täter sei zum Islam konvertiert, lasse sich ebenfalls nicht belegen. Ein Sicherheitsexperte, der sich schon lange mit islamistischem Terror befasst, sagte, "vor ein paar Jahren hätte ich bei einer Bekennung des IS noch gesagt, dann ist es auch so." Heute jedoch sei zu vermuten, dass die Terrormiliz angesichts ihrer militärischen Niederlagen auch mit falschen Meldungen versuche, den Westen in Angst und Schrecken zu versetzen. Es sei bislang auch nicht ersichtlich, dass die jüngste Audio-Botschaft des IS-"Kalifen" Abu Bakr Al Baghdadi in Zusammenhang mit dem Anschlag in Las Vegas stehen könnte.

Persönliche Probleme des Attentäters als Motiv vermutet

Baghdadi hatte vergangene Woche über die Propagada-Plattform Al Furqan zu Angriffen auf den Westen aufgerufen und einen Krieg zwischen den USA und Nordkorea prophezeit. Das werde dem Islam nützen. Die Audio-Botschaft sei wahrscheinlich authentisch, sagten Sicherheitskreise. Die Behauptung des russischen Verteidigungsministeriums vom Juni, Baghdadi sei tot, stimme offenkundig nicht.

Offen bleibt, ob bei dem Massaker auch Deutsche starben oder verletzt wurden. Bislang lägen dazu keine Meldungen der US-Behörden vor, hieß es in Sicherheitskreisen. "Wir wissen nicht, ob Deutsche unter den Opfern sind."

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