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"Maus"-Erfinder Armin Maiwald und die Maus in Berlin zur 48. Verleihung der Goldenen Kamera 2013.

© dpa

Armin Maiwald: Der Erfinder der Maus wir 75

Seine Stimme und seine Geschichten kennt jeder. Armin Maiwald ist untrennbar mit der „Maus“ im Ersten verbunden. Er beherrscht das Fernsehgeschäft aus dem Effeff - und spart nicht mit Kritik an Programm und Quoten-Kniefall. Am 23. Januar wird er 75 Jahre alt.

Ein kleines, orangefarbenes Nagetier hat sein Leben bestimmt: Armin Maiwald ist Miterfinder des TV-Klassikers „Die Sendung mit der Maus“ im Ersten und zugleich Stimme und Gesicht der Serie. Wie viele Tausend Sachgeschichten er in mehr als 40 Jahren produziert hat, weiß der Regisseur nicht genau. Klar ist aber: „Die schönste Sendung ist immer die nächste.“ Seit gut 50 Jahren ist der Kölner im Fernsehgeschäft, hat dessen Anfänge miterlebt - ganz klassisch zunächst als Kabelträger. Das Kinder- und Jugendprogramm hat Maiwald mitgeprägt. Am 23. Januar wird er 75 Jahre alt, feiert das schlicht.

Zu erzählen hat er was

„Ohne Geschenke und ohne Reden.“ Pünktlich zum Geburtstag ist seine Autobiografie „Aufbau vor laufender Kamera“ erschienen. Kollegen hätten ihn dazu gedrängt, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Zu erzählen hat er was. Über 1000 Filme hat der Autor gedreht - viel für den WDR und auch andere TV-Sender, Verbände, Kultureinrichtungen, Städte. Oft an den Nachwuchs gerichtet, manchmal an die Erwachsenenwelt, mit Beiträgen etwa zum Ladenschluss oder Auslandsreportagen. Auszeichnungen wie der Adolf-Grimme-Preis oder das Bundesverdienstkreuz bedecken die Wände seines Kölner Reihenhauses, wo er wohnt und wo seine Produktionsfirma sitzt.

Maiwalds Schwerpunkt: Wissensfilme für die Jugend. „Wir gehen auch in Atomkraftwerke oder Stahlwerke rein und erzählen, was da passiert. Im besten Fall ist das Interesse der Kinder so geweckt, dass sie später vielleicht mal dazu forschen.“ Dass die Öffentlich-Rechtlichen ihr Programm für den Nachwuchs zur besten Sendezeit runterfahren, hält er für „nicht vernünftig“. Kontrast: „Die Börsennachrichten kommen täglich zur Hauptsendezeit.“ Für das TV-Programm generell gelte: „Es gibt schon noch Klasse, aber man muss suchen.“ Ob es die „Maus“ - eine der beliebtesten deutschen Kinderserien und längst auch Exportschlager - in Zukunft geben werde, sei nicht gesichert, glaubt Maiwald. Der WDR spricht von weiter sehr großem Interesse - bei rund 1,8 Millionen großen und kleinen Zuschauern pro Woche. Maus-App und Podcast seien ebenfalls gefragt, betont eine Sprecherin.

Konkurrenz aus Internet, Youtube und DVD

Maiwald meint: „Wenn die Quote als heiligste aller heiligen Kühe gehandelt und alles danach ausgerichtet wird, gibt es für nichts eine Garantie. Dieses Knien vor der Quote ist für mich nicht nachvollziehbar.“ Stimme das Angebot der Sender nicht, falle die Konkurrenz - auch aus Internet, Youtube oder DVD - umso schwerer ins Gewicht. „Wenn die Fernsehanstalten denen das Feld überlassen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn sie sich irgendwann selber abschaffen.“ Blick zurück: Der kleine Armin hatte es schwer. Krieg, Armut, Hunger.

Als Fünfjähriger klaute er Kartoffeln, drehte aus weggeworfenen Kippen neue Zigaretten zum Eintauschen gegen Brot. Seine Mutter schlug sich mit ihm und der kleinen Schwester alleine durch. Vom ausgebombten Köln ging es nach Bayern, 1953 wieder zurück. Maiwald studierte Theaterwissenschaft, heuerte beim WDR an. Während Dieter Kronzucker und Hanns-Joachim Friedrichs moderierten, wuselte er lautlos als Kabelhilfe durchs Studio. Vom Regieassistenten wurde er mit 25 Jahren zu einem der jüngsten Regisseure Deutschlands, machte sich parallel selbstständig.

"Die Kinder wollen Erklärungen und wir liefern sie"

Bittere Kinder-Armut wie nach dem Krieg gebe es heute nicht mehr, aber: „Wir leben in einer nicht sehr kinderfreundlichen Gesellschaft. Kinder haben keine Lobby.“ Besonders bei Bildung sei mehr Unterstützung nötig, sagt Maiwald, nach dem zwei Schulen benannt sind. Wissen ist das A und O, betont der Regisseur.

Die Ideen gehen dem Vater von zwei erwachsenen Kindern nicht aus. „Hier liegen schon wieder Tausend Geschichten, die gemacht werden sollen.“ Früher ging es um Löcher im Käse, Häuser in der Steinzeit oder den Bau eines Flugzeugs. Heute will der Nachwuchs auch wissen: Wie funktioniert der PC? Woher weiß mein Handy, dass ich gerade auf der Domplatte steht? Maiwald: „Die Kinder wollen Erklärungen und wir liefern sie. Es bleibt ein Fulltime-Job.“ (dpa)

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