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Täglich werden Leichen geborgen wie hier in Guinea.

© AFP

Angst in Afrika: Zahl der Ebola-Infizierten steigt immer weiter

Auch wenn die Zahl der Neuinfektionen zwischenzeitlich mal sinkt: Die Seuche ist in Afrika noch längst nicht besiegt. Inzwischen sind fast 5500 Menschen an Ebola gestorben.

Wer in den vergangenen Tagen auf die aktuellen Ebola-Zahlen schaute, der staunte. Obwohl statistisch eigentlich unmöglich, sank die Zahl der Infektionen zeitweise unter den Wert der Vorwoche – um dann wieder anzusteigen. Kein Wunder, dass das Medieninteresse an der Epidemie bei der scheinbaren Besserung der Lage nachlässt.

Dabei besteht für eine Entwarnung kein Anlass. Der Sieg gegen die Krankheit sei „sehr, sehr weit entfernt“, sagte der Chef der UN-Mission für den Kampf gegen Ebola, Anthony Banbury, am Freitag vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Der Kampf gegen das Virus, das bereits fast 5500 Menschen tötete, erfordere eine „erhebliche Verstärkung der Ressourcen vor Ort“, sagte Banbury.

Die Zahl der Ebola-Infizierten in den drei besonders schwer betroffenen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia stieg seit Anfang November von 13.700 auf mehr als 15.000.

Die UN ist zudem zunehmend beunruhigt über die Lage in Guineas Nachbarland Mali

Die UN ist zudem zunehmend beunruhigt über die Lage in Guineas Nachbarland Mali. Der malische Präsident Ibrahim Boubacar Keita habe um Unterstützung durch die UN gebeten, nachdem dort bislang sechs Menschen an der Seuche gestorben seien und fast 500 unter Beobachtung der Gesundheitsbehörden seien, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Freitag in Washington. Aus diesem Grund habe er seine Organisation angewiesen, umgehend in dem westafrikanischen Land tätig zu werden, sagte Ban.

Peter Piot, der zu dem Wissenschaftsteam zählte, das das Ebola-Virus 1976 zum ersten Mal identifizierte, wies darauf hin, dass Ausbrüche scheinbar zum Stillstand kommen, um dann plötzlich wieder aufzuflammen. Immerhin scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen der WHO wohl nicht zu bewahrheiten: Noch im Oktober hatte die Organisation erklärt, dass es bis Anfang Dezember 10.000 neue Fälle pro Woche geben könnte.

Weltgesundheitsorganisation ist für Liberia erstmals „leicht optimistisch“

Einige Experten wie Bruce Aylward von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind zumindest für Liberia erstmals „leicht optimistisch“ gestimmt. So scheint es, als ob die Zahl neuer Ebola-Fälle in dem mit rund 2500 Toten am härtesten betroffenen Land tatsächlich sinkt. Staatschefin Ellen Johnson Sirleaf hat deshalb Ende vergangener Woche den im August verhängten Ausnahmezustand aufgehoben.

Dennoch ist es keineswegs sicher, dass es gelingt, das Virus auf die Länder und ihre unmittelbare Nachbarschaft zu begrenzen. Dies zeigt schon sein kurzzeitiges Eindringen nach Nigeria. Zwar ist ein Ausbruch in einem westlichen Land mit einem robusten Gesundheitssystem weiterhin sehr unwahrscheinlich. Das Virus könnte aber auf andere Länder mit einer ähnlich schwachen medizinischen Infrastruktur wie in Afrika übergreifen – etwa auf Indien und China.

Eklat wegen Ebola beim Fußball-Afrika-Cup

Wie groß die Angst vor Ebola auf dem Kontinent ist, haben anlässlich ihres Qualifikationsspiels für den Afrika-Cup gerade erst die Kicker aus Sierra Leone erfahren. Das Spiel wurde wegen der Ebola-Epidemie auch nicht im eigenen Land, sondern beim Gegner in Kamerun ausgetragen. In Erinnerung bleiben wird weniger das respektable 0:0, sondern die Tatsache, dass die Kicker in Kamerun zum Teil wie Aussätzige behandelt wurden. Beim Betreten des Stadions hallten den Spielern aus Sierra Leone hässliche „Ebola, Ebola“-Rufe entgegen. Zum Eklat kam es, als das Team aus Sierra Leone aus dem gebuchten Hotel ausquartiert wurde, weil Gäste in Panik die Polizei gerufen hatten. Der Grund: eine kollektive Angst vor Ebola.

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