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Prinzessin Diana

© imago/ZUMA Press

20. Todestag von Lady Di: Lichtgestalt mit tiefen Schatten

Vor 20 Jahren starb Prinzessin Diana. Bis heute fasziniert sie als Projektionsfigur. Als öffentliche Mutter, eigenwillige und manchmal auch schamlose Prominente schuf sie das Bild einer modernen Power-Prinzessin.

Mit Prinzessinnen läuft das im Märchen normalerweise so: Erst gibt es Komplikationen, Unglück oder Prüfungen. Aber am Ende, wenn der Prinz erst einmal geheiratet ist, kann man sich darauf verlassen, dass „sie glücklich lebten bis ans Ende ihrer Tage“. Was nach dem Happy End kommen kann, das als Märchenhochzeit am 29. Juli 1981 so opulent in St. Paul’s Cathedral unter großer Anteilnahme der gerührten Weltöffentlichkeit zelebriert wurde, das hat Prinzessin Diana öffentlich gemacht. Als schöne, tragische junge Frau an der Seite eines Prinzen, der sich offensichtlich nicht verpflichtet fühlte, sie glücklich zu machen, war sie die personifizierte Katharsis.

Vor 20 Jahren endete ihr Leben in den frühen Morgenstunden des 31. August 1997 in Paris mit dem frühen Unfalltod – mit nur 36 Jahren, ein Jahr nach der endgültigen Scheidung von Prinz Charles. Im Auto mit ihrem Liebhaber Dodi Al-Fayed war sie auf der Flucht vor Paparazzi im Alma-Tunnel in Paris gegen einen Pfeiler geprallt. Später stellte sich heraus, dass niemand in der Limousine angeschnallt war und der Chauffeur Alkohol im Blut hatte.

Bei der Hochzeit hatten 750 Millionen Menschen weltweit zugeschaut. Der Trauerfeier für „England’s Rose“ sollen 2,5 Milliarden gefolgt sein – die Weltgemeinschaft vereint in Diana-Verehrung vor dem Fernseher.

Am 31.08.1997 verunglückte Prinzessin Diana in Paris bei einem Autounfall tödlich.
Am 31.08.1997 verunglückte Prinzessin Diana in Paris bei einem Autounfall tödlich.

© Jerome Delay/AP/dpa

Emotional und selbstbewusst statt Märchenprinzessin

Diana hatte eine unermesslich große Projektionsfläche geboten – auch für einen gravierenden Generationen-Wandel und -Wechsel im Bewusstsein der Öffentlichkeit: als junges Mädchen in royalen Kreisen, als öffentliche Mutter, als selbstbewusste, eigenwillige und manchmal fast schamlose Prominente: Die Vorstellung von der Märchenprinzessin alter Schule verwandelte sie in eine moderne Power-Prinzessin, die tiefe Schatten kennt, sich von denen aber nicht verschlingen lässt. Den Tag der Hochzeit, der im Leben der schönste sein sollte, bezeichnete sie im Nachhinein als den schrecklichsten ihres Lebens.

Prinz Charles soll die zunächst schüchtern wirkende Kindergärtnerin aus bester Familie vor der Hochzeit nur 13-mal gesehen haben. Er liebte schon damals Camilla Parker Bowles, mit der er inzwischen verheiratet ist. Diana kam rasch dahinter, dass der Thronfolger sie betrog. Anstatt das still hinzunehmen, wehrte sie sich mit der Waffe Öffentlichkeit – und wurde zunehmend auch für die britische Königsfamilie zum Albtraum. Die Autorin Penny Junor schreibt in einem neuen Buch von fürchterlichen Szenen, die sie gemacht habe.

Als Lady Di wurde sie prominent. Sie stammte aus einer der ältesten und vornehmsten Adelsfamilien Großbritanniens, weitläufig verwandt nicht nur mit Winston Churchill, sondern auch mit George Washington. Das erklärt zum Teil das Selbstbewusstsein, mit dem sie sich später zur Medienikone stilisierte, aber in der öffentlichen Wahrnehmung spielte das zunächst keine große Rolle. Sie war vor allem die schüchterne junge Frau, die der britische Thronfolger Charles zur Ehefrau erwählt hatte.

Sie kam aus einer geschiedenen Ehe - und wurde für Charles gecastet

Dabei waren die Umstände längst nicht so romantisch: Für die Ehe war sie gewissermaßen gecastet worden – wusste das zunächst selber aber nicht. Charles hatte sie 1977 bei einer Jagd kennengelernt. Da hatte der Prinz es längst verpasst, Camilla einen Heiratsantrag zu machen, die inzwischen Major Andrew Parker Bowles geehelicht hatte. Nach einer geeigneten Braut für den Thronfolger hatte der Hof schon lange Ausschau gehalten, Diana fiel dort positiv auf: Die Abstammung stimmte, das Aussehen sowieso, sie gehörte der Church of England an, war Jungfrau, frei von Lastern und Skandalen und hatte ein angenehmes Auftreten. Ihre Großmütter waren Hofdamen von Queen Mum – man kannte sich.

Dabei entstammte Diana einer unglücklichen Ehe. Die jüngste Tochter des 8. Earl Spencer wurde am 1. Juli 1961 geboren und bedeutete für diesen zunächst eine Enttäuschung, weil er sehnlich auf einen männlichen Erben wartete. Der kam erst drei Jahre später zur Welt. Ende der 60er Jahre folgte die Scheidung der Eltern. Die Mutter Frances Shand Kydd heiratete ihren Geliebten – und war früh skeptisch gegenüber der Ehe mit Prinz Charles. Doch das Verhältnis zur Tochter war schlecht. Auch ihre vom Vater heimlich geheiratete Stiefmutter konnte Diana nicht ausstehen. In den Internaten, die sie besuchte, fiel das Mädchen vor allem durch sportlichen Einsatz auf, ihre besten Disziplinen waren Stepptanz und Schwimmen. Intellektuelle Ambitionen zeigte sie nicht, aber ihre Fähigkeit, Menschen zu gewinnen, machte sie schon in der Schule populär.

Prinz Charles liebte längst seine Camilla

Am Tag der Verlobung im Februar 1981 sagte Prinz Charles in einem Fernsehinterview auf die Frage, ob er verliebt sei: „Was auch immer verliebt sein bedeutet. Die Interpretation überlasse ich Ihnen.“ Wähnte er da seine wahre Liebe Camilla vor dem Fernseher sitzend? Die Öffentlichkeit sah zunächst nur die rosigen Seiten, den Verlobungsring mit 14 Diamanten und einem Saphir, die vor Glück strahlende Prinzessin.

Dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits unter Bulimie litt, wurde erst später thematisiert, wie auch ihr teilweise arroganter und sprunghafter Umgang mit Bediensteten, ihre durchaus kalkulierte und manipulative Beziehung zu Medien und Öffentlichkeit, zu Paparazzi und Charity-Engagements. Sie konnte eiskalt sein, empörte sich etwa die Queen, als sie eine Palastangestellte, auf die sie eifersüchtig war, öffentlich einer Abtreibung bezichtigte. Sie selbst soll öfter gesagt haben, man habe ihr eingeredet, dass sie „dumm wie Bohnenstroh“ sei. Kampfgeist aber hatte sie.

Diana prägte Moden und ein neues öffentliches Frauenbild

Mit ihrer Verlobung entwickelte sich Lady Di zu einer Weltikone für die Medien. Ihr Stil, ihre Frisur, ihre Kleidung prägten Moden, ihr besonderes Charisma half ihr, zu einer der wichtigsten Repräsentantinnen des Königshauses zu werden. Die Royals hatten sie unterschätzt: War es früher üblich, sich bei Trennungen, Scheidungen und Streit zusammenzureißen und nichts davon nach außen dringen zu lassen, wehrte sich Diana und quittierte die Untreue des Ehemannes mit eigenen Liebschaften. Sie war eine moderne Frau, die für sich das Recht in Anspruch nahm, nach Glück zu streben, geliebt werden zu wollen. Wenn nicht vom eigenen Ehemann – dann halt vom Rest der Welt.

In den Commonwealth-Ländern Australien und Neuseeland wurde sie umjubelt und beim Staatsbesuch in den USA sehr bewundert für einen Tanz mit John Travolta. Immer wieder gab es teils von ihr selber initiierte Bilder, die ihr karitatives Engagement zeigten. Sie half Menschen, die unter Bulimie oder postnatalen Depressionen litten. Sie besuchte Mutter Teresa in Kalkutta und kämpfte gegen den Einsatz von Landminen. An ihrem 30. Geburtstag war sie das beliebteste Mitglied der Königsfamilie – und wollte den Tag allein verbringen.

Beim Staatsbesuch in Australien 1983 posieren Prinzessin Diana und Prinz Charles mit Baby William.
Beim Staatsbesuch in Australien 1983 posieren Prinzessin Diana und Prinz Charles mit Baby William.

© dpa

Oma Diana? Als Königin der Herzen blieb sie jung im Gedächtnis

Die Söhne William und Harry kamen 1982 und 1984 zur Welt. Damals litt sie stark unter Eifersucht auf Camilla Parker Bowles – und sah auf den meisten Bildern doch strahlend schön aus. Sie kämpfte dafür, den Söhnen eine möglichst unkonventionelle, natürliche Erziehung abseits des starren Hofprotokolls zu ermöglichen. Einen Wendepunkt in ihrer öffentlichen Wirkung markierte Andrew Mortons Buch „Diana – ihre wahre Geschichte“ im Sommer 1992, in dem sie die Öffentlichkeit ausgiebig an ihrem Unglück teilhaben ließ. Die interessieren Enthüllungen bis heute.

Ein berührendes Detail kam zum 20. Todestag von ihren Kindern, den Prinzen William und Harry, die damals 15 und 12 Jahre alt waren. Das letzte Telefongespräch mit ihrer Mutter sei ganz kurz gewesen, weil sie spielen gehen wollten, erzählten sie im Fernsehen: „Bis später“, waren ihre letzten Worte zur Mutter.

„Jetzt gehörst du dem Himmel, und die Sterne rufen deinen Namen“, sang Elton John bei der Trauerfeier für „England’s Rose“ in einem neuen Text für seinen Hit „Candle in the Wind“: „Deine Flamme erlosch, doch deine Legende wird weiterleben.“ Kann man sich Diana als Oma vorstellen, die sie heute wäre? Die Königin der Herzen ist für immer jung geblieben.

Die britischen Prinzen William und Harry am 30. August 2017 am Kensington Palace beim Gedenken an den Todestag ihrer Mutter Prinzessin Diana vor 20 Jahren.
Die britischen Prinzen William und Harry am 30. August 2017 am Kensington Palace beim Gedenken an den Todestag ihrer Mutter Prinzessin Diana vor 20 Jahren.

© Daniel Leal-Olivas/AFP

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