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Eine Untergruppe der PKK droht Touristen in der Türkei.

© dpa

"Freiheitsfalken": PKK-Gruppe droht Türkei-Touristen

Die "Freiheitsfalken Kurdistans" melden sich zurück. Die kurdischen Extremisten, eine Unterorganisation der PKK-Kurdenrebellen, wollen Urlauber erschrecken und die Türkei damit unter Druck setzen.

"Alle Feriengebiete der Türkei sind für uns Angriffs- und Vergeltungsregionen", drohen die unter der Abkürzung TAK bekannten „Falken“. In den vergangenen Jahren tötete die TAK bei Anschlägen mehrere Menschen in den Urlaubsgebieten, doch mit einer Stornierungswelle rechnen Fachleute trotzdem nicht.

Die TAK wird von der PKK immer dann von der Leine gelassen, wenn die Kurdenrebellen eine neue Offensive gegen den türkischen Staat beginnen. Und das ist derzeit wieder der Fall: Die PKK hat ihre Angriffe auf türkische Soldaten in Südostanatolien erheblich verstärkt. Nun soll die TAK im Westen des Landes zuschlagen. 

Eine Art Generalprobe war offenbar der Anschlag auf einen Polizeibus in einem Außenbezirk der Metropole Istanbul am 8. Juni. Eine im Straßengraben versteckte Bombe verletzte 15 Beamte. „Das ist erst der Anfang“, erklärte die TAK jetzt. Auch in den Urlaubsgebieten sei „die Zeit des Handelns“ gekommen. 

Im westtürkischen Kusadasi und im südtürkischen Antalya hatte die TAK in den Jahren 2005 und 2006 insgesamt acht Menschen getötet. Nach Einschätzung von Experten wie Nihat Ali Özcan vom Ankaraner Politik-Institut TEPAV wurde die TAK gegründet, um der PKK die Möglichkeit zu geben, in den westtürkischen Großstädten und den türkischen Feriengebieten Anschläge zu verüben, ohne die internationale und besonders die westeuropäische Öffentlichkeit gegen die Kurdenrebellen aufzubringen. „Wenn man Zivilisten tötet, kommt das heutzutage international nicht mehr gut an,“ sagte Özcan unserer Zeitung. 

Fest steht, dass die Rückkehr der TAK mit dem Beginn einer neuen Gewaltwelle der PKK zusammenfällt. Die Kurdenrebellen greifen in Südostanatolien wieder fast täglich Soldaten der türkischen Armee an, häufig mit Bomben im Straßengraben, so wie die TAK bei dem Polizeibus in Istanbul. Deutlich sei ein „koordiniertes Vorgehen“ von TAK und PKK zu erkennen, sagte Özcan. Von einem selbständigen Handeln der „Freiheitsfalken“ könne keine Rede sein. 

Dass die TAK-Drohung viele Touristen abschrecken wird, ist nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre aber kaum zu erwarten. Nach den tödlichen TAK-Anschlägen der Jahre 2005 und 2006 ging die Zahl der Türkei-Urlauber nicht etwa zurück, sondern stieg 2007 auf mehr als 23 Millionen. Seitdem ging es weiter steil aufwärts. Im vergangenen Jahr kamen kamen 27 Millionen Besucher. 

Terroranschläge in anderen Urlaubsländern wie Tunesien, Ägypten oder Indonesien haben haben den Menschen vor Augen geführt, dass es ohnehin keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Man müsse die TAK-Drohung ernst nehmen, doch bilde der Straßenverkehr eine größere Gefahr für Urlauber, sagte PKK-Experte Özcan. Das Auswärtige Amt in Berlin spricht in seinen aktuellen Reisehinweisen lediglich von einer „abstrakten terroristischen Bedrohung“ in der Türkei. 

Mit der neuen Gewaltwelle will die PKK die türkische Regierung zu Zugeständnissen zwingen. Ankara soll den auch von der TAK als Anführer betrachteten inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan als Gesprächspartner akzeptieren. Daneben verfolgt die PKK noch ein anderes Ziel, meint Özcan. Vor den türkischen Parlamentswahlen im kommenden Jahr solle der Graben zwischen Türken und Kurden durch ein Klima der Gewalt vertieft werden. Denn das nütze den kurdischen Nationalisten in der Kurdenpartei BDP – und schade der Regierungspartei AKP, die im Kurdengebiet stärkste Kraft werden will: „Es ist eine Art blutiger Wahlkampf.“

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