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Donald Trump in Erklärungsnöten während der Debatte.

© dpa/Jim Lo Scalzo

TV-Debatte der Republikaner zur US-Wahl: Trump muss mehr einstecken, als er austeilen kann

Kurz vor der Vorwahl in South Carolina wird es für Trump gefährlich, für Kasich menschlich und für Bush eng.

Donald Trump gerät in ungewohntes Terrain: Er muss mehr einstecken, als er austeilen kann. Seine Neigung, keinem Streit aus dem Weg zu gehen, nicht einmal mit dem Papst, und sich selbst ein unfehlbares Urteilvermögen in der Außenpolitik zu bescheinigen, erwies sich in der TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten in der Nacht zu Freitag als beträchtliches Risiko.

Der Papst nennt Trump "nicht christlich"

Papst Franziskus hatte auf der Rückreise von Lateinamerika nach Rom auf die Frage eines Reporters nach Trumps Umgang mit Mexiko gesagt: „Eine Person, die immer nur an den Bau von Mauern statt von Brücken denkt, ist nicht christlich.“ Trump nannte diese Äußerung „schändlich“ und „unglaublich“. Üblicherweise vermeiden US-Spitzenpolitiker eine so harte Konfrontation mit dem Oberhaupt einer großen Glaubensgemeinschaft, um nicht Wähler dieser Konfession zu verlieren.

Für Trump rächte sich zudem seine Behauptung, dass er den Irakkrieg von Anfang an abgelehnt habe. Inzwischen haben die Medien ein Interview mit ihm aus dem Jahr 2002 gefunden, in dem er auf die Frage, ob er den Irakkrieg unterstütze, antwortet: „Ja, ich glaube schon.“  Nun musste Trump sich korrigieren: „Es könnte sein“, dass er den Krieg 2002 unterstützt habe. Er fügte hinzu: „Ich bin da wohl zum ersten Mal danach gefragt worden.“ Und: „Ich war damals kein Politiker.“ Als der Krieg 2003 begann, sei er jedenfalls dagegen gewesen.

Widersprüche um den Irakkrieg

Auch hier ergibt sich neben dem faktischen Widerspruch ein zusätzliches Risiko aus Trumps Wortwahl und einer Tonlage, die keinen Zweifel zulässt. Im Bemühen, die Unterstützung des früheren Präsidenten George W. Bush im Wahlkampf für seinen Bruder Jeb, der mit Trump um die Kandidatur konkurriert, zu neutralisieren, hatte Trump den Irakkrieg als „großen fetten Fehler“ bezeichnet; er sei immer dagegen gewesen. Ein so hartes Urteil ist riskant in einem Staat wie South Carolina, in dem viele Militärangehörige und Irak-Veteranen leben. Dort stimmen die Wähler am Sonnabend über ihren Wunschkandidaten ab.

Der Auftritt der drei Bewerber John Kasich, Jeb Bush und Trump in der Nacht zu Freitag war der zweite Teil der Debatte im so genannten „Townhall“-Format. Dabei sind die Kandidaten nicht gleichzeitig auf der Bühne, sondern stellen sich nacheinander den Fragen des Moderators und des Publikums. In der Nacht zu Donnerstag hatten Ben Carson, Marco Rubio und Ted Cruz den Auftakt gemacht.

Kasich und Bush lehnten es ab, in der Kontroverse zwischen Trump und dem Papst Partei zu ergreifen. Kasich sagte, generell sei er „pro Papst“, denn „dieser bescheidene Mann“ habe „Hoffnung in die Leben vieler Menschen gebracht“. Bush, der selbst Katholik ist, sagte, er persönlich würde Personen „ihr Christentum nicht absprechen“. Der Glaube sei eine Beziehung des Einzelnen zu Gott. Nur „Trump weiß, was sein Glaube ist“.

Kasich umarmt unter Tränen

John Kasich profitierte in der Debatte von einer Begegnung mit einem jungen Mann bei einer seiner Wahlkampfauftritte früher am Tag, bei der dieser unter Tränen gesagt hatte, Kasich gebe ihm die Hoffnung zurück, nachdem er Angehörige verloren und „durch eine dunkle Phase meines Lebens gegangen“ sei. Im Kontrast zu den anderen Republikanern bemüht Kasich sich um eine positive Botschaft und vermeidet negative Äußerungen über den Zustand Amerikas, Präsident Obama und seine Konkurrenten. Nach einem überraschend starken zweiten Platz in New Hampshire ist Kasich im Aufstieg. South Carolina gilt jedoch als sehr konservativ und ist kein günstiger Staat für einen moderaten Republikaner.

„Wir müssen öfter mal innehalten“, warb Kasich in der Debatte „und uns mit den Menschen freuen, die einen Erfolg erzielt haben. Oder uns die Zeit nehmen, um mit den Menschen zu weinen, die in Not sind.“  Der Gouverneur von Ohio erzählte von dem Tag, an dem er seine Eltern durch einen Autounfall verlor: „Sie waren nochmals zu Burger King gefahren, weil es damals den zweiten Becher Kaffee umsonst gab. So waren die Lebensverhältnisse für meinen Vater, der Postbote war, und seine Frau.“ Ihr Tod habe ihn „in ein schwarzes Loch gestürzt“. Bald darauf habe er „zu Gott gefunden. Aber der Schmerz ist immer noch da.“ Diese Erfahrung habe es ihm ermöglicht, zu dem weinenden jungen Mann bei der Wahlkampfveranstaltung zu gehen und ihn zu umarmen. Das Video der Szene verbreitete sich am Donnerstag rasch.

Bushs Anhänger werden langsam nervös

Jeb Bushs Auftritt löste weniger Emotionen aus. Er versuchte das Publikum zu überzeugen, dass er in South Carolina im Aufwind sei, „gemessen an dem starken Andrang bei meinen Veranstaltungen“. Seine Unterstützer werden langsam nervös, weil der in den Umfragen für South Carolina nur an vierter Stelle liegt. Schlagzeilen hatte der gemeinsame Auftritt mit seinem älteren Bruder George W. Bush gemacht. Es war zugleich die Rückkehr des früheren Präsidenten in die Öffentlichkeit nach Jahren der Zurückhaltung.

Auch Bush bemühte sich um eine persönliche Note. Auf die Frage aus dem Publikum, welchen Einfluss seine Frau auf sein Verhalten als Spitzenpolitiker habe, wandte er sich an die aus Mexiko stammende Columba, die in der ersten Reihe saß: „Liebling, das wird Dein Geschenk zum Hochzeitstag.“ Dann erzählte er, wie er sie kennen gelernt habe: „das schönste Mädchen, das mir je begegnet ist.“ Das war, „als habe mich der Blitz getroffen.“

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