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Ein Rund zum Streit. Im Olympiastadion wird sich nie eine Atmosphäre entwickeln wie in den engen, modernen Stadien. Hertha BSC hat schon mit einem Umzug nach Brandenburg gedroht.

© picture alliance / dpa

Berliner Olympiastadion: Müllers teurer Traum von der Hertha-Arena

In der Kurve kommen die Fans gegen den Wind nie an. Und wenn schon, sagt Manfred Sangel, das Olympiastadion ist eben einzigartig. Trotzdem will Hertha eine neue Arena bauen. Aber die Berliner SPD hat andere Pläne. Unser Blendle-Tipp.

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Abends um sechs ist die Welt wieder in Ordnung. Wenn die Sonne durch das Marathontor blinzelt, auf das gewaltige Oval aus Naturstein mit seiner elliptischen Laufbahn, die sich tiefblau um den Rasen schmiegt. „Hat schon was“, seufzt Manfred Sangel, den alle Welt nur Manne nennt. Vor gut 50 Jahren ist er zum ersten Mal hier gewesen, an der Hand seines Vaters bei einem Bundesligaspiel von Hertha BSC, an den Gegner kann er sich nicht mehr erinnern, „ist ja schon ein Weilchen her“.

Jetzt ist er fast 60, das Haar grau, der Bauch ein wenig praller. Er geht nicht mehr mit dem Vater zum Fußball, sondern mit seiner Frau, öfter auch mit dem Mikrofon des von ihm gegründeten Fan-Radios „Hertha-Echo“. Aber wenn er dann im Berliner Olympiastadion steht und die Sonne durch das Marathontor scheint, ist es immer noch wie früher.

Manne Sangel war dabei, als Hertha 1969 gegen Köln den Bundesliga-Zuschauerrekord aufstellte, „offiziell 88 000, aber in Wirklichkeit waren mindestens 100 000 da“. 1975 hat er die großen Bayern hier 1:4 untergehen sehen, mit einem Eigentor von Franz Beckenbauer. 1979 stand Sangel beim Uefa-Cup-Halbfinale gegen Roter Stern Belgrad im Regen und 20 Jahre später im Nebel, als der FC Barcelona zu einem Champions-League-Spiel in Berlin gastierte. Das Stadion war in undurchdringliches Grau getaucht, und ein fröhliches Publikum sang in raren Glücksmomenten: „Hurra, wir ha’m den Ball geseh’n!“

Zu groß, zu zugig, zu unpersönlich

Bis vor Kurzem war es fast schon beschlossene Sache, dass der Ball hier nicht mehr lange zu sehen sein wird. Hertha BSC ist das – für die Olympischen Spiele von 1936 gebaute – Stadion zu groß, zu zugig, zu unpersönlich.

Der Vertrag mit der Olympiastadion GmbH läuft noch bis 2025, danach würde der Verein am liebsten in einem Neubau nebenan auf dem Gelände des Sportforums spielen, zur Not auch ein paar Kilometer südlich der Stadtgrenze in Ludwigsfelde, wovon die Leute in der Fankurve aber gar nichts halten. „Hauptsache Berlin, damit können alle leben“ – das bekommt Manne Sangel immer wieder zu hören, wenn er sein Mikrofon für das „Hertha-Echo“ durch die Ostkurve kreisen lässt.

Doch nicht nur dort, wo die treuesten und lautesten Fans stehen, fällt der Standort Ludwigsfelde durch. Die meisten Vereinsmitglieder sind für ein neues Stadion in ...

Den vollständigen Text lesen Sie für 45 Cent im Online-Kiosk Blendle.

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