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Familiensache. Renate und Helmut Döring vor ihrem Haushaltswarenladen am Kaiserdamm.

© Thilo Rückeis

Berlin-Charlottenburg: Bei Eisen Döring gibt's fast alles – seit 110 Jahren

Es ist eines der letzten Geschäfte seiner Art: Eisen Döring feiert sein 110. Jubiläum. Ein Besuch im Familienbetrieb am Kaiserdamm.

Wer sich in den drei Etagen von Eisen Döring am Charlottenburger Kaiserdamm 17 umschaut, fragt sich bald, was es in dem 110 Jahre alten Geschäft eigentlich nicht gibt. Zum Sortiment gehören Messer, Töpfe, Blumenzwiebeln, Küchengeräte, Wäschetrockner, Hollywoodschaukeln, Gartenstühle und Plastik-Swimmingpools, Sanitärbedarf, Schubkarren, aber auch Rodelschlitten und Rollatoren sowie Schlüssel, von denen manche noch in Türen aus der Gründerzeit passen. Auch klassische Glühbirnen gibt es noch, weil Familie Döring große Restbestände eingelagert hat. „So nah, so gut und hat alles...“, lautet ihr Werbeslogan, der natürlich nicht ganz stimmt, aber doch treffend ist.

Gegründet in Rixdorf

An diesem Wochenende feiern Renate, Helmut und Frank Döring das Jubiläum ihres Eisen- und Haushaltswarenladens. Mit 110 Jahren ist dieser ebenso alt wie der Kaiserdamm. Allerdings entstand der Familienbetrieb nicht dort, sondern wurde 1906 von Otto Döring in Rixdorf – dem heutigen Neukölln – gegründet. Sein Sohn Bruno führte in den 1950er Jahren auch eine Filiale mit landwirtschaftlichen Geräten. 1962 eröffnete das Geschäft am Kaiserdamm, Helmut Döring übernahm es 1971 – zusammen mit seiner Frau Renate, die er drei Jahre zuvor kennengelernt hatte. Sie hatte im Büro eines Kartoffelgroßhändlers gearbeitet und „nicht geahnt, dass ich mal einen Laden führen würde“.

Bald feiert man auch das Kaiserdamm-Jubiläum

Inzwischen ist Helmut Döring 71 Jahre alt, seine Frau 69. Seit 2012 führt ihr Sohn Frank, 47, das Geschäft als Teilhaber. Aber auch die Seniorchefs stehen in der Regel noch täglich hinter dem hölzernen Jugendstil-Verkaufstresen. Helmut Döring leitete lange auch die IG Kaiserdamm mit rund zwei Dutzend Mitgliedern, nun ist er Vize-Vorsitzender. Seine Idee waren die Seifenkistenrennen auf dem Kaiserdamm. „Leider werden sie nicht mehr genehmigt“, sagt er. Denn für Aufbauarbeiten habe man die Fahrbahn in Richtung Avus je drei Tage lang sperren müssen.

Zu den Aktivitäten der Straßengemeinschaft gehört die Bepflanzung von Baumscheiben am Gehwegrand – und die Vorbereitung eines Kaiserdamm-Geburtstagsfests am 29. und 30. Oktober mit verkaufsoffenem Sonntag, Führungen, einem „Rätselparcours“, Musik und weiteren Attraktionen. Geplant ist auch eine historische Fotogalerie in allen Schaufenstern und Foyers der Häuser. Dafür steuert Helmut Döring alte Fotos der Straße bei. Eine Auswahl zeigt er bereits zum Firmenjubiläum im Geschäft.

Der Umsatz ist gesunken

Nicht nur die Chefs halten dem Laden die Treue, auch die zwei Angestellten arbeiten dort schon seit 20 und zehn Jahren. Obwohl der Kaiserdamm heute stark vom Verkehr geprägt ist, sagen Renate und Helmut Döring, sie seien „stolz, an der schönsten Prachtstraße unserer Stadt unser Geschäft zu haben“. Die Eheleute wohnen auch im selben Haus, das Dörings Vater einst gekauft hatte. Deshalb mussten sie nie Mietererhöhungen für den Laden fürchten. Außerdem ist die Vermietung einiger Wohnungen in dem Altbau eine willkommene Einkommensquelle. Denn das Geschäft läuft nicht mehr so gut wie früher. Das liege zum Teil am Onlinehandel, sagen Renate und Helmut Döring. Statt gleich vorbeizukommen, „rufen viele Kunden erst einmal an, fragen nach Preisen und surfen im Web“.

Spürbare Folgen hatte auch die Eröffnung einer „Bauhaus“-Filiale in Halensee vor rund drei Jahren. Besonders bei Gartengeräten mache der Baumarkt dem Traditionsbetrieb starke Konkurrenz, klagt Familie Döring. Ein Wettbewerbsvorteil des Baumarktes ist dessen großer Parkplatz – am Kaiserdamm hingegen ist es tagsüber schwierig, eine Parklücke zu finden.

Helmut Döring und seine Frau genießen es, nun auch mal Zeit für Reisen zu haben. Denn als sie den Laden noch alleine führten, hatten sie kaum Freizeit. „Was ist denn Urlaub?“, habe der Schwiegervater sie einst gefragt, erinnert sich Renate Döring.

Haushaltswarenläden sind heute eine Rarität

Eine ähnlich bekannte Eisen- und Haushaltswarenhandlung in Charlottenburg ist C. Adolph am Savignyplatz. Dieser Laden ist noch sogar noch acht Jahre älter – aber auch viel kleiner. Beide Geschäfte ziehen Kunden aus ganz Berlin an. Denn wo sonst wird man bei Bedarf ausführlich beraten oder bekommt Schrauben noch einzeln und nicht nur im Hunderterpack? Haushaltswarengeschäfte sind stadtweit rar geworden, und Kaufhäuser haben ihre entsprechenden Abteilungen verkleinert oder aufgegeben. Daran denken die Dörings noch lange nicht.

Das Firmenjubiläum feiert Eisen Döring (www.eisen-doering.de) am 1. Oktober (9- 18 Uhr) und 2. Oktober (10-18 Uhr, Verkauf ab 13 Uhr) am Kaiserdamm 17 mit Musik, Essen und Getränken, Sonderpreisen, einer Fotoausstellung und Produktvorführungen. Informationen zum Kaiserdamm-Jubiläumsfest am 29. und 30. Oktober gibt es unter www.kaiserdamm-berlin.de.

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