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Die Bilanz des Schattenmanns. „Als ich im Fifa-Hauptquartier in Zürich ankam, da fand ich ein altes Haus vor und ein bisschen Geld in einer Schublade. Als ich 24 Jahre später meinen Posten räumte, besaß die Fifa mehr als vier Milliarden US-Dollar.“

© dpa

Zum Tod des Ex-Fifa-Präsidenten: Joao Havelange - Pate des Fußballs

Joao Havelange machte die Fifa mit zweifelhaften Methoden reich – nun starb er im Alter von 100 Jahren.

Sein Name ist gerade jeden Tag zu hören und zu lesen. In Verbindung mit sportlichen Höchstleistungen. Das Olympiastadion in Rio de Janeiro trägt seinen Namen. Es wurde nach ihm benannt, als er noch als große Persönlichkeit des Weltsports galt. Dieser Ruf hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Am Montag ist Joao Havelange im Alter von 100 Jahren gestorben.

Was Juan Antonio Samaranch für die olympische Bewegung war, das war Joao Havelange für den Fußball. Der Brasilianer übernahm 1974 die Fifa und ist bis heute der einzige Präsident des Weltverbands, der nicht aus Europa kam. In seiner Regentschaft bis 1998 baute er die Fifa zu einem Weltkonzern auf.

Ins Amt kam Havelange mit den Tricks, die seitdem jeder erfolgreiche Kandidat angewendet hat: mit dem Versprechen, die Teilnehmerzahl der Weltmeisterschaft aufzustocken und Förderprogramme aufzulegen, um sich die Stimmen der kleineren Verbände zu sichern. Es war auch Havelange, der Joseph Blatter einstellte, der ihn später im Amt und in seinen Methoden beerben sollte. Blatter regelte als Generalsekretär das Tagesgeschäft, Havelange fädelte die großen Deals ein.

Für seine ehrenamtliche Arbeit wollte Havelange nur eine Aufwandsentschädigung haben. Doch es floss einiges an Geld. Denn Havelange war in einen der größten Korruptionsskandale des Weltsports verstrickt. Der um die Sportvermarktungsagentur ISL. Die Agentur ISL, 2001 in die Insolvenz gegangen, hatte über Jahre hinweg einflussreiche Funktionäre des Weltsports, insbesondere der Fifa bestochen. Als Gegenleistung für Millionen von Schmiergeld erhielt ISL demnach Vermarktungs- und Fernsehrechte. Einer der Begünstigten soll Havelange gewesen sein. Als die ISL pleite ging, kam einiges aus dem Sumpf ans Licht der Öffentlichkeit. Havelange kaufte sich daraufhin bei der Staatsanwaltschaft für 5,5 Millionen Franken frei. Dennoch trat der Brasilianer 2010 wegen weiterer Korruptionsvorwürfe aus dem IOC zurück und 2013 als Ehrenpräsident der Fifa.

Im Internationalen Olympischen Komitee war Havelange bis zu seinem Rücktritt das dienstälteste Mitglied. Seit 1963 gehörte Havelange dem IOC an, er hatte zweimal an Olympischen Spielen teilgenommen, 1936 in Berlin im Schwimmen, 16 Jahre später in Helsinki dann im Wasserball. Jeweils schied er in der Vorrunde aus. Im Fußball schaffte er es als Funktionär bis an die Spitze.

Der organisierte Fußball verdankt ihm einen Teil seiner Größe – und einen Teil seines zweifelhaften Rufes. Joseph Blatter, der inzwischen gesperrte Expräsident, schrieb zu Havelanges Tod: „Der Fußball schuldet ihm einen großen Dank und ich verneige mich vor ihm und bedanke mich bei ihm, dass er diese Initiative ergriffen hat und mit so viel Geist und Esprit vorwärts gegangen ist.“

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