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Wasserfreunde Spandau: Tingeln mit dem Klingelbeutel

Die Wasserfreunde Spandau 04 kämpfen um ihre Wahrnehmung in Berlin – und brauchen dafür Geld und den internationalen Wettbewerb.

Im Mai haben dieWasserfreunde Spandau 04 ihren Meistertitel an den Konkurrenten ASC Duisburg verloren. Seit 1979 hatten sie den Titel quasi abonniert, nur 1993 und 2006 Ausnahmen zugelassen. Der dritte Fall hatte allerdings eine andere Qualität – denn er war kein Ausrutscher, Spandau war eindeutig schlechter als Duisburg. Der Ruf nach Veränderungen war der erste Reflex bei den Berlinern und tatsächlich ist in den vergangenen Monaten einiges passiert: Neuer Trainer (der Ungar Andras Gyöngyösi), Karriereende und Abgänge einiger Akteure (Alexander Tchigir, Erik Bukowski), Rückkehr und Verpflichtung neuer Spieler (Moritz Oeler, Torwart Laszlo Baksa, Thomas Kick, Timo van der Bosch) – und zudem wurde über die Strukturen im Klub nachgedacht.

Spandau 04 will seine Hauptrolle im deutschen Wasserball und im Berliner Sport nicht kampflos aufgeben. Im Gegenteil. „Wir werden uns die Titel in Pokal und Meisterschaft aus Duisburg zurückholen“, sagt Manager Peter Röhle. Energisch, so scheint es, geht der Klub auch das Vorhaben an, mittelfristig in die europäische Spitze zurückzukehren, die man in den achtziger Jahren mit vier Europapokalsiegen mit inne hatte. Danach wurde das Ziel zwar weiter gebetsmühlenartig verkündet, aber ernsthaft glaubten wohl nur noch wenige daran. Nun war der Titelverlust gegen Duisburg und vor allem die Art und Weise, wie er zustande kam, offenbar der Weckruf, den die Spandauer gebraucht haben.

Sie wollen dazugehören: in Berlin zu den Topklubs wie Hertha, Union, Alba, Eisbären, Füchse und Volleys, die sich in einer Sportmetropolen-Initiative zusammengetan haben und gegenseitig befördern, national im Wasserball als Nummer eins, international in der Champions League. Als Vizemeister hat Spandau 04 dort einen der beiden deutschen Startplätze, müsste sich aber über drei Qualifikationen quälen, um in die Hauptrunde der besten Zwölf zu kommen, wo die öffentliche Wahrnehmung erst beginnt. Mit der Wild Card, die drei Jahre gilt, ist man für die Hauptrunde gesetzt. Der Europaverband LEN hat dem Wettbewerb ein neues Regelgewand verpasst, das zwar etwas seltsam anmutet, aber den Wasserfreunden eine unverhoffte Möglichkeit bietet. Denn für die Hauptrunde, die in zwei Sechsergruppen ausgetragen wird, gibt es letztlich nur vier sportlich direkt Qualifizierte. Die anderen acht Plätze werden per Wild Card vergeben.

Die bekommt man nicht nur nach sportlichen Kriterien, auch TV- und Zuschauerresonanz, Spielstätte von internationalem Format und finanzielle Vorleistungen spielen eine Rolle. Spandau 04 hat bei der LEN einen entsprechenden Antrag gestellt. „Ich sehe aufgrund der Geschichte des Vereins, seiner Erfolge und der in Berlin ausgetragenen hochkarätigen Events wie das Weltcup-Finale eine gute Chance“, sagt Röhle. Schwierigster Punkt sind die 30 000 Euro Marketingpauschale, die zu entrichten sind und die – so der Manager – „ein nicht gedecktes Loch in unsere Etatplanung reißen“. Das gilt es zu schließen. Eine Alternative aber gibt es laut Röhle nicht, „wenn wir für unsere Sportart zukunftsorientiert handeln wollen“. Und so verkündet denn auch Spandaus Präsident Hagen Stamm gewohnt blumig: „Ich werde jetzt in Berlin mit dem Klingelbeutel rumlaufen, da das neue Format der Champions League auch große Chancen für Sponsoren, die Imagewerbung Berlins und für Wasserball generell eröffnet.“

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