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Jetzt gilt’s. Dardai fordert aus den letzten drei Spielen vier Punkte.

© dpa/Stache

Vor dem Auswärtsspiel in Augsburg: Hertha BSC und die Mission Winterspeck

Hertha BSC hat in dieser Saison viele richtungsweisende Spiele verloren – beim FC Augsburg soll sich das am Sonntag ändern.

Bei Hertha BSC ist in diesen Tagen viel über Väter und ihre Söhne gesprochen worden. Jonathan Klinsmann, Sohn des Jürgen, war nach seinem gehaltenen Elfmeter im Europa-League-Spiel gegen Östersund am Donnerstagabend logischerweise ein Thema, ebenso Palko Dardai, Sohn des Pal, der zum ersten Mal bei den Profis in der Startelf stand. Nur über einen Vater hat Pal Dardai, der Trainer des Fußball-Bundesligisten, nicht gesprochen – oder besser gesagt: Gott sei Dank nicht sprechen müssen. Über den eigenen. Vergangene Woche hatte Hertha BSC seinem Cheftrainer noch ein paar außerplanmäßig freie Tage zugestanden, um in der ungarischen Heimat Abschied nehmen zu können, nun ist Pal Dardai Senior in der Nacht zu Freitag nach kurzer schwerer Krankheit mit 66 Jahren verstorben. Wer Pal Dardai mal erlebt hat, wie er über seinen alten Herren sprach, kann sich in etwa ausmalen, welch guten Draht die beiden hatten und wie groß der Verlust für die Familie sein muss. Dardai senior war bis zum Schluss inoffizieller Berater seines Sohnes, bei fußballerischen Belangen und weit darüber hinaus.

Allerdings kennt die Fußball-Bundesliga auf der Zielgeraden des Kalenderjahres 2017 keine Verschnauf- oder Trauerphasen. Bereits am Sonntag muss Dardai wieder seinen beruflichen Verpflichtungen nachkommen, wenn Hertha beim FC Augsburg den 15. Spieltag abschließt (18 Uhr, live bei Sky) und gewissermaßen die Mission Winterspeck startet: In den drei abschließenden Pflichtspielen soll sich die Mannschaft noch ein kleines Polster anfressen und idealerweise vier Punkte holen, um jene Tabellenregionen zu umschiffen, die irgendwann zwangsläufig zu unangenehmen Nachfragen und negativen Gedanken führen. „Vier Punkte – dann haben wir ruhige Weihnachten“, hat Dardai kürzlich gesagt. Angesichts des Restprogramms – beim formstarken FC Augsburg, daheim gegen Hannover 96 und bei RB Leipzig – eine durchaus ambitionierte Forderung. „Für uns ist das ein ganz wichtiges Spiel gegen einen sehr guten, variablen Gegner“, sagt Dardai vor der Dienstreise ins Bayrische.

Dardai wird wieder ordentlich rotieren lassen

Womöglich sollte der Cheftrainer diesen Satz vor seinen Profis nicht allzu oft wiederholen. Bei allem Verständnis für die ungewohnte Doppelbelastung war in dieser Saison stets Verlass darauf, dass die Berliner ihre richtungsweisenden Begegnungen verlieren; Mitte November bot sich ihnen die Gelegenheit, mit einem Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach Anschluss zum vorderen Tabellendrittel herzustellen, mit bekanntem Ausgang: nach einer knappen halben Stunde stand es 0:3, am Ende hieß es 2:4. Am vergangenen Sonntag war der Fall ähnlich gelagert, wenn nicht sogar schlimmer: Nach 90 Minuten gegen höchstdurchschnittliche Frankfurter rätselten alle Beteiligten, wie sie dieses Spiel trotz früher 1:0-Führung noch herschenken konnten. Seither geht der Blick im Berliner Lager wieder Richtung Tabellenkeller, weil der Vorsprung auf den Relegationsplatz nach dem Sieg von Freiburg in Köln nur noch zwei Punkte beträgt.

Dardai hat in dieser Woche alle Mittel ausgeschöpft, um in Augsburg eine konkurrenzfähige, ja, seine beste Elf aufs Feld schicken zu können. „Wir haben viel rotiert, und es schadet sicher nicht, dass wir mehrere Leistungsträger schonen konnten“, sagt der Trainer. Lediglich hinter dem Einsatz von Salomon Kalou (Adduktorenprobleme) steht noch ein dickes Fragezeichen, dafür ist mit einer Rückkehr von Niklas Stark in die Startelf zu rechnen, dessen angeschlagene Wade den Belastungstest gegen Östersund bestanden hat.

Vielleicht sind sie bei Hertha BSC sogar ganz froh darüber, dass es bis auf Weiteres vorbei ist mit der Europa League. Dardais Fazit fällt zwar positiv aus. „Diese Halbserie hat uns einiges gegeben“, sagt er, vor allem habe sie gezeigt, dass es sich lohnt, mit jungen Spielern zu arbeiten. „ Alle, die zum Einsatz gekommen sind, haben gute Sachen gezeigt“, sagt Dardai, „das freut sicher auch den Manager.“ Experimente wird der Cheftrainer am Sonntag trotzdem nicht wagen. Dafür ist der einzig verbliebene von ursprünglich drei Wettbewerben viel zu wichtig.

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