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Reingegrätscht. Kein Foul, entschied Schiedsrichter Zwayer in dieser Situation.

© Imago

Videobeweis im rheinischen Derby: Felix Zwayer entscheidet falsch – und doch richtig

Zum Rückrundenauftakt gab es erstaunlich wenig Aufregung um den Videobeweis. Ausnahme: eine Szene im Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach.

Anfang des Monats sind die deutschen Schiedsrichter ins Trainingslager nach Mallorca geflogen. Wichtigster Programmpunkt: der Videobeweis und seine Anwendung. Offenbar haben die Schiedsrichter gut geübt. Denn anders als vor der Winterpause gab es zum Auftakt der Rückrunde wenig Aufregung um die Videoassistenten – bis zum Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach am Sonntag. Fünf Minuten vor dem Ende, beim Stand von 1:1, gab es eine womöglich spielentscheidende Szene, in der Schiedsrichter Felix Zwayer nach Ansicht der Videobilder eine Entscheidung traf, die mal wieder heftige Debatten auslöste.

Gladbachs Jonas Hofmann war im Strafraum zum Schuss gekommen, der Ball flog zwar am langen Pfosten vorbei, doch noch bevor er ins Aus rollte, wurde Hofmann von Kölns Innenverteidiger Jorge Meré zu Boden gegrätscht. Für Hofmann ein eindeutiges Foul und damit auch „ein ganz klarer Elfer“. Das Argument, dass der Ball im Moment des Fouls schon gespielt war, ist für die Bewertung der Szene irrelevant. Foul ist Foul – und im Strafraum entsprechend mit einem Strafstoß zu ahnden. Wird zum Beispiel ein Spieler nach einer Ecke im Strafraum zu Boden gerungen, gibt es selbst dann einen Elfmeter, wenn der Ball meterweit über ihn hinwegfliegt und er keine Chance hat, ihn zu erreichen.

Es wird auch künftig kompliziert bleiben

Trotzdem steht die Szene in Köln exemplarisch für die Probleme, die es vermutlich auch in Zukunft mit dem Videobeweis geben wird. Die Situation ist grenzwertig. Dass Zwayer auf dem Feld nicht auf Elfmeter entschieden hatte, war vermutlich falsch, weil ein Foul Merés vorgelegen hatte. Dass er seine Entscheidung nach Ansicht der TV-Bilder nicht revidierte, war hingegen vermutlich richtig. Weil es nicht um die Frage ging, ob seine Entscheidung richtig war, sondern darum, ob der Videoassistent überhaupt eingreifen darf. Es sind zwei unterschiedliche Ebenen, die für den normalen Fan nur schwer miteinander in Einklang zu bringen sind. Merés Angriff war zumindest ballorientiert, die Situation für den Schiedsrichter schwer zu beurteilen. Ein klarer offensichtlicher Fehler – die Voraussetzung für eine Intervention des Videoassistenten – lag demnach nicht vor.

In der Kolumne "Genau gesehen" erklären wir in der Print-Ausgabe des Tagesspiegels jeden Dienstag strittige Szenen des zurückliegenden Bundesliga-Spieltags.

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