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Bereit für Bielefeld. Pogatetz (l.) hat in dieser Saison nicht viel gespielt.

© dpa

Union vor dem Spiel gegen Bielefeld: Emanuel Pogatetz: Gewissenhaft und aggressiv

Unions Verteidiger Emanuel Pogatetz bekommt im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld wohl seine Chance.

Die vergangenen Monate zählen nicht zu den angenehmsten in der Karriere des Emanuel Pogatetz. Woche für Woche saß er auf der Ersatzbank, dieser Hüne von einem Mann, 1,93 Meter groß, 87 Kilo schwer, umgezogen und bereit und durfte doch nur zuschauen, wie seine Mitspieler vom 1. FC Union Berlin die Zweite Liga aufmischten. Wie sie von Sieg zu Sieg eilten, meistens. Wie sie Rückschläge einsteckten und sich wieder erholten, wie sie jubelten, sich ärgerten, wie sie Fußball spielten. Das alles durfte Pogatetz nur aus der Perspektive eines Reservisten verfolgen. Nah dran zwar an der Mannschaft, aber doch nicht richtig mit dabei. Abgesehen von den Langzeitverletzten Raffael Korte und Maximilian Thiel kam kein Berliner Feldspieler in dieser Saison weniger zum Einsatz als Pogatetz. Seine Einsatzdauer beträgt exakt 66 Minuten, so viel Zeit war ihm gegen Erzgebirge Aue vergönnt. Seinerzeit im Erzgebirge musste er früh den rotgefährdeten Abwehrchef Toni Leistner ersetzen.

Am Sonntag, wenn der 1. FC Union den Abstiegskandidaten Arminia Bielefeld im Stadion An der Alten Försterei empfängt, wird es wieder so sein, Pogatetz muss Leistner ersetzen. Letzterer ist dieses Mal nach fünf Gelben Karten von vorneherein gesperrt. Unions Trainer Jens Keller wollte die Personalie nicht bestätigen, aber allzu viele Optionen bleiben ihm nicht. Fabian Schönheim hat nach längerer Verletzungspause zu wenig mit der Mannschaft trainiert, als dass er eine echte Alternative wäre. Bleibt als Nebenmann für Roberto Puncec nur noch Allroundkraft Michael Parensen, aber den sieht Keller eher im defensiven Mittelfeld und vertraut dem körperlich robusteren Pogatetz.

Wohl dem, der bei Verlust seines Abwehrchefs einfach einen Abwehrchef-Vertreter aus den Tiefen seines Kaders heben kann. Abwehrchef, Wortführer, das war Pogatetz sehr oft und sehr lange während seiner Karriere. Anweisungen geben, dirigieren, reden – all das gehört zu den Stärken des ehemaligen Nationalspielers Österreichs.

Keine Aussage

Nur öffentlich will er sich gerade nicht äußern, aber was soll er auch sagen? Dass es ihn schmerzte, selbst im hohen Fußballeralter von 34 Jahren noch, diese bisher so erfolgreiche Saison nur von außen zu erleben? Dass er sich diese Spielzeit, die seine letzte sein könnte, anders vorgestellt hatte nach regelmäßigen Einsätzen in der vergangenen Rückrunde? All das versteht sich von selbst.

Emanuel Pogatetz, dieser Charakterkopf, der nicht immer als handzahm galt während seiner Karriere, hätte genug Gründe gehabt, seine Enttäuschung offen kundzutun. Tat er aber nicht. Stattdessen trainierte er weiter, immer weiter. Wer innerhalb der Mannschaft nachfragt, der bekommt nur Positives über Pogatetz’ Arbeitseinstellung zu hören, und so ist seine Nominierung für Bielefeld auch ein Stück weit als Dank zu verstehen. Trainer Keller weiß, dass er dem Österreicher seine Abwehr anvertrauen kann.

Die funktionierte zuletzt immer besser, aktuell haben nur wenige Mannschaften weniger Gegentore bekommen als Union. Dieser traditionell problembehaftete Mannschaftsteil hat sich unter Keller stabilisiert, auch weil Unions Trainer ganz hinten einer eingespielten Formation vertraut. Trotz wenig Spielpraxis nicht wie ein Fremdkörper zu wirken, darauf wird es für Pogatetz gegen Bielefeld ankommen. Gegen Aue im Oktober war das kein Problem. Eine Erkenntnis, die dieses Spiel brachte, lautet: Wenn Pogatetz gebraucht wird, ist auf ihn Verlass.

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