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Sieht aus wie Funk, ist aber Schloder!

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Über die Verwechslung zweier Eishockey-Idole: "Lenz, das ist doch der Alois"

Die Geschichte eines falschen Fotos zu einem richtigen Geburtstag von Lorenz Funk. Oder warum nun alle bei uns wissen, wie Alois Schloder aussieht.

Es ist schon etwas Besonderes, wenn so ein gewichtiger Mensch wie Lorenz Funk 70 Jahre alt wird. Mein Kollege Sven Goldmann fängt mich am Donnerstag in der Kantine ab. „Du Claus, zum Lenz müssen wir was machen. 70 Jahre und du weißt ja…“ Logisch weiß ich, die Reise nach Bad Tölz zum Lenz hatten wir schon vor Wochen gebucht. Überraschungsbesuch. Damals wusste ich aber noch nicht, dass die Eisbären am Freitag in Mannheim spielen. Schweren Herzens habe ich alles abgesagt. Lenz sagte mir am Telefon: „Wenn das einer versteht, dass ihr nicht kommt, dann ich. Kommt ihr halt später mal.“ Man hat sich ja viel zu erzählen, jahrzehntelang haben wir den Lenz in seiner Berliner Zeit begleiten dürfen. Der Kollege Goldmann sogar noch länger als ich. Aber er hat keine Zeit, also darf ich die Würdigung schreiben.

Einige der jüngeren Kollegen sagen, „Lorenz wer“? Die ältere Fraktion schüttelt mit dem Kopf. Die kennen den großen Lorenz Funk nicht. Man, und das in Berlin! Aber zum Glück sind wir ja da, mit all unserer Erfahrung. Spätestens wenn sie die Würdigung für Lenz lesen, wissen sie, wer das war und ist.

Es bereitet mir natürlich Freude, so ein Stück zu schreiben. Denn der Lenz in Berlin, das war schon etwas Besonderes. Das lief immer herzlich ab alles, endete nicht selten am Biertisch und war selten bierernst. So viel Menschlichkeit… ach lassen, wir das. Fertig ist der Artikel, mit viel Zeit und Liebe. Das erste Bild ist auf der Seite, es ist eine aktuelle Aufnahme. Alte Fotos sind schon bestellt im Archiv, wir heben eines auf die Seite, wie wir sagen. Und wundern uns – zu – kurz. Sven sagt: „Aber das ist ja gar nicht seine Rückennummer.“ Ich sage: „Und Kapitän der Nationalmannschaft war er 1976 auch nicht.“ Sven: „Nein, das war der Schloder.“ Stimmt, sage ich, aber das Bild ist von 1975 und mit „Lorenz Funk“ beschriftet.

So sieht er heute aus - also nicht Schloder , sondern Funk!
So sieht er heute aus - also nicht Schloder , sondern Funk!

© dpa

Alles klar, denken wir. Und so geht der Artikel mit einem Bild von Lenz aber auch einem Bild von Alois Schloder in den Druck. Am nächsten Morgen teilt sich die Erde dann leider nicht, um uns und vor allem mich zu verschlucken. Online ist der Fehler schnell behoben, aber gedruckt ist gedruckt.

Wie bloß vor allem erkläre ich das dem Lenz und natürlich den Lesern? Peinlich. Gut, ich layoute das einfach um und schicke ihm die getunte Version? Da fällt mir plötzlich ein, dass wir mit Lenz mal drüber gescherzt haben, dass sich der Alois Schloder und der Funk Lenz früher ähnelten. Hilft mir zwar auch nicht mehr, aber ich weiß, dass Lenz über die Sache mit dem Foto lachen wird. Er bekommt den Artikel so, wie er ist. Und die jüngeren Kollegen im Büro wissen jetzt nicht nur, wer Lorenz Funk ist und war – den Alois Schloder kennen sie seit heute auch.

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