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Michael Nimczyk wurde bereits fünfmal Deutscher Meister.

© Lingk

Trabrennbahn Berlin-Mariendorf: Heute beginnt die EM der Trabrennfahrer

Trabrennfahrer Michael Nimczyk unterlaufen kaum taktische Fehler, er ist die große deutsche Hoffnung bei der EM am Freitag in Mariendorf.

Sogar im schwer überschaubaren Pulk über die Piste rasender Pferde und ihrer bunt gekleideten Sulkyfahrer ist ein Trabrennfahrer immer zu erkennen: Michael Nimczyk. Denn der 30-Jährige, der am Niederrhein in Willich lebt, trägt einen goldfarben glitzernden Sturzhelm – das Zeichen des amtierenden Deutschen Meisters. Nur der erfolgreichste Sulkyfahrer Deutschlands darf den goldenen Helm überstülpen. Nimczyk holte den Titel, für den die Anzahl der Saisonsiege ausschlaggebend ist, trotzdem schon fünf Mal.

An diesem Freitag (15 Uhr) steht Nimczyk vor seiner bisher schwersten Aufgabe. Als deutscher Vertreter startet er bei der Europameisterschaft der Trabrennfahrer, die zum ersten Mal seit 2006 wieder auf der Mariendorfer Piste ausgetragen wird. Die EM bildet den Auftakt des aus acht Renntagen bestehenden wichtigsten Berliner Pferdesport-Meetings, das am 7. August in das Finale des 121. Deutschen Traber-Derbys mündet und mit insgesamt 1,5 Millionen Euro Preisgeld dotiert ist.

Vor allem in Schweden, Frankreich und Italien hat der Sulkysport hat Stellenwert

Nimczyk, der in Deutschland seit geraumer Zeit Maßstäbe setzt, ist diesmal ausnahmsweise nur einer unter vielen. Denn das Starterfeld der EM besteht aus den Landesmeistern der zwölf führenden Traber-Nationen des Kontinents. Vor allem in Schweden, Frankreich und Italien hat der Sulkysport einen herausragenden öffentlichen Stellenwert, der mit dem hiesigen Schattendasein nicht zu vergleichen ist. Die sechs mit jeweils 10.000 Euro Preisgeld dotierten Wertungsläufe der EM werden live auf Fernsehkanälen dieser Länder übertragen.

Der Austragungsmodus unterscheidet sich deutlich von den normalen Rennen. Während die Fahrer ihre Traber für gewöhnlich sehr gut kennen, werden die Pferde den Landesmeistern bei der EM zugelost. Sie haben im Vorfeld also keine Gelegenheit, ihre Pferde näher kennenzulernen. Doch gerade das macht den besonderen Reiz aus. Schließlich soll derjenige Fahrer gewinnen, der sich am schnellsten auf die Gegebenheiten einstellt und das beste Gespür für die Pferde entwickelt.

Gut möglich, dass Nimczyk unter die besten drei der EM kommt

Das könnte ein Vorteil für Nimczyk sein, der bereits im Alter von 16 Jahren sein erstes Rennen gewann – und mittlerweile mehr als 1700 Mal siegreich war. Denn er steuert häufig fremde Pferde und begeht nur selten taktische Fehler. Seine systematische Herangehensweise gleicht der eines Schachcomputers. Er vermeidet riskante Aktionen und wartet auf die Fehler seiner Gegner, um sie mattzusetzen.

Gut möglich also, dass Nimczyk unter die besten drei der EM kommt. Dafür spricht auch der Heimvorteil, denn die Mariendorfer Bahn kennt er aus dem Effeff. Hier hat er in der vergangenen Saison 37 Rennen gewonnen, also einen beträchtlichen Anteil seiner 155 Jahressiege. In diesem Jahr stimmt seine Erfolgsbilanz in Mariendorf ebenfalls, bislang steuerte Nimczyk über 70 Prozent seiner Starter entweder auf Sieg oder Platz.

Mit seiner Karrierebilanz von 3,7 Millionen Euro an gewonnenen Rennprämien gehört er im europaweiten Vergleich trotzdem zu den Geringverdienern. Solche Summen verdienen Sulky-Stars wie der Schwede Björn Goop oder der Italiener Enrico Bellei, der bereits 2010 und 2012 den EM-Titel holte, Jahr für Jahr. Immerhin sind Nimczyks gefährlichste Konkurrenten nicht so gut zu erkennen wie der Mann mit dem goldenen Helm.

Heiko Lingk

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