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Ein Mann für die Berge. Fabio Aru will Christopher Froome weiter angreifen.

© dpa

Tour de France: Fabio Aru ist Christopher Froomes neuer Herausforderer

Nach dem Sturz von Richie Porte und Nairo Quitanas Formschwäche ist der Italiener Fabio Aru zum härtesten Konkurrenten von Christopher Froome aufgestiegen.

Wenn die Tour de France am Donnerstag die Pyrenäen erreicht, werden alle Augen auf Christopher Froome und Fabio Aru gerichtet sein. Das ist nur logisch, wenn den Ersten und Zweiten in der Gesamtwertung nur 18 Sekunden trennen und eine möglicherweise vorentscheidende Bergetappe bei der Tour ansteht. Doch nach den Vorkommnissen am vergangenen Sonntag stehen die beiden Topfahrer unter besonderer Beobachtung.

Was war passiert? Aru hatte auf dem Anstieg zum Mont du Chat just in dem Moment attackiert, als Froome ein technisches Problem meldete und seinen Arm hob. Der Italiener brach damit ein ungeschriebenes Gesetz im Radsport, das besagt, dass der Mann im Gelben Trikot bei einem Defekt nicht attackiert werden darf. Aru kam bei seinem Angriff nicht weit, auch weil er keine Unterstützung von den anderen Fahrern erhielt.

Sofort wurden Erinnerungen wach an Szenen mit Jan Ullrich und Lance Armstrong, die 2001 und 2003 bei vergleichbaren Szenen jeweils aufeinander warteten – was gerade im Falle von Ullrichs Zögern so mancher deutsche Fan damals nicht nachvollziehen konnte.

„Ich habe die Attacke sofort abgebrochen, als ich von seinem Problem hörte“, erklärte Aru später im Ziel. Und auch Froome hielt sich mit Kritik an seinem Kontrahenten zurück. Vielleicht auch deshalb, weil es nur wenig später eine Aktion gab, bei der der Brite nicht die beste Figur abgab. Als Froome auf seinem Ersatzrad wieder an die Spitze der Gruppe fuhr, rempelte er Aru fast in die Zuschauer. „Er hatte die Balance verloren und mich dabei touchiert. Das passiert bei solchen Anstiegen schon mal“, gab sich Aru ganz versöhnlich.

Aru hat 2015 die Spanien-Rundfahrt gewonnen

Die Wahrheit ist wohl, dass weder der Angriff des Sarden noch das Manöver von Froome besonders fein waren, aber dass beide Fahrer wenig Lust verspürten, darüber noch groß zu plaudern. Man sieht sich schließlich wieder, womöglich schon am Donnerstag im direkten Duell bei der ersten Pyrenäen-Etappe von Pau nach Peyragudes über 214,5 Kilometer mit einem zackigen Profil gerade in der zweiten Rennhälfte.

Aru erweist sich inzwischen als ernsthafter Konkurrent für den dreimaligen Tour-Sieger Froome. Auf der fünften Etappe hatte der 27-Jährige den Führenden beim Anstieg nach La Planche des Belles Filles abhängen können und sich erstmals als Herausforderer in Stellung gebracht. Damals galt Froomes Hauptaugenmerk noch eher Richie Porte und Nairo Quintana. Doch der eine ist nach seinem schweren Sturz nicht mehr dabei, der andere in diesem Jahr nicht in der Form von 2015 oder 2016.

Aru hingegen profitiert jetzt auch davon, dass er in dieser Saison verletzungsbedingt auf den Giro d’Italia verzichten musste und anders als etwa der Kolumbianer Quintana noch über ausreichend Reserven verfügt. Dass er große Rennen gewinnen kann, hat er zudem schon mit dem Sieg bei der Spanien-Rundfahrt 2015 bewiesen.

„Ich habe Fabio noch nie so gut in Form gesehen“, sagt sein Sportlicher Leiter Giuseppe Martinelli vom Astana-Team. Mit seinem offensiven Fahrstil erinnert Aru ein wenig an Marco Pantini. Und er wird im Gebirge weiter attackieren müssen, denn im Zeitfahren ist Froome der klar Stärkere. Dass es in den nächsten Tagen dabei noch einmal zu einer ähnlichen Aktion kommt wie am letzten Sonntag, ist kaum zu erwarten. Aru dürfte seine Lektion gelernt haben.

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