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Sport: "Sie ist eine Mutter wie jede andere"

Daniel Ecker, der Sohn von Heide Rosendahl, macht als Stabhochspringer enorme Fortschritte VON ROBERT HARTMANN Leverkusen. Der Sohn von Heide Rosendahl fühlt manchmal schon, wie ihm Flügel wachsen.

Daniel Ecker, der Sohn von Heide Rosendahl, macht als Stabhochspringer enorme Fortschritte VON ROBERT HARTMANN

Leverkusen. Der Sohn von Heide Rosendahl fühlt manchmal schon, wie ihm Flügel wachsen.Daniel Ecker ist erst 19 Jahre alt.Am vergangenen Sonntag in Dortmund sprang er mit dem Stab 5,72 m hoch - und dort oben fängt die Weltklasse bei den Großen allmählich schon an.Es geht bei ihm zu wie beim Zuckerbäcker, ruckzuck.Vor anderthalb Jahren überquerte er erst 4,90 m. Seine Disziplin gehört wegen des breitgefächerten Anforderungsprofils zu den schwierigsten in der Leichtathletik.Deshalb erfordert sie für gewöhnlich auch viel Geduld.Wer nicht überdurchschnittlich sprinten und turnen kann, abgesehen von den alltäglichen Mutproben, sich mit Hilfe der biegsamen Glasfiberstange nach oben katapultieren zu lassen, der sollte lieber die Finger davon lassen.Umso mehr fällt es dann auf, wenn einer so früh schon den unvergleichlichen Höhenrausch empfinden kann: "Wenn es einmal anfängt," schwärmt Ecker, "dann wachsen einem Flügel." Mit 1,92 m besitzt der Leverkusener das gern gesehene Gardemaß.Er ist gewandt und sehr schnell.Schon wenn er sich in Bewegung setzt, zeigt sich das Talent.Es ist einer von diesen seltenen Fällen von reicher sportlicher Begabung.Aber noch ist er ein Lehrling, der sich allerdings am Branchenbesten orientiert, nämlich an dem Ukrainer Sergej Bubka.Der Olympiasieger und fünfmalige Weltmeister hält mit 6,15 m und 6,14 m sowohl in der Halle als auch draußen die Weltrekorde."Danny hat sich seit dem vorigen Sommer auf den letzten zehn Metern bis zum Absprung von 8,97 Meter pro Sekunde auf 9,36 verbessert," stellt sein Leverkusener Trainer Leszek Klima den Vergleich an, der zählt."Wenn man bedenkt, daß Bubka 9,6 erreicht, ist er schon weit." "Du weißt, das Abitur ist wichtiger", wiederholt aber auch Klima für Daniel die Worte von dessen Vater John Ecker.Die Hochschulreife steht gerade vor der Tür.Die Eltern hatten ihre eigenen sportlichen Erfolge, und der Trainer schätzt besonders ihren normalen Umgang mit dem durchaus rasanten Aufstieg ihres Sohnes.John Ecker, ein Amerikaner von überlegter, ruhiger Wesensart, war jahrelang die zentrale Figur in der Leverkusener Basketballmannschaft.Und die Mutter ist Heide Rosendahl.Eine populärere Leichtathletin hat die Bundesrepublik in den letzten fünfzig Jahren nicht gehabt.Zweimal Olympiasiegerin im Weitsprung und mit der Staffel, Weltrekordlerin in Weitsprung (6,84 m) und Fünfkampf, Europameisterin, 42 deutsche Rekorde, 43 deutsche Meisterschaften. "Ich habe ihn darauf vorbereitet, daß er auch mit meiner Vergangenheit leben muß," sagte sie schon vor einem Jahr, als wegen des Sohnes plötzlich eine Pressekonferenz bei den Jugend-Hallenmeisterschaften in Dortmund angesetzt wurde."Sind die verrückt?" lautete ihre Reaktion auf derlei Rummel.Aber an der Prominenz der Mutter führt nun mal kein Weg vorbei."Ältere sprechen mich an und erzählen mir Geschichten von früher," sagt Daniel Ecker.Aber "im Grunde macht mir das nichts aus.Sie ist eine Mutter wie jede andere.Ich sehe in ihr nicht die erfolgreiche Sportlerin." Bis vor drei Jahren teilte er seine Neigungen sozusagen gerecht auf, in der Woche trainierte er dreimal im Basketball und dreimal in der Leichtathletik."Im Stabhochsprung habe ich mehr Perspektive," fand er eines Tages, als er sich für eine Richtung zu entscheiden hatte.In den ebenfalls stabhochspringenden drei Söhnen des Trainers Gerd Osenberg, der schon Heide Rosendahl zu ihren Erfolgen führte, gewann er ältere Freunde, die ihm die Gemeinschaftserlebnisse vermittelten, denen er nach dem Abschied vom Basketball ein wenig nachtrauerte.Klimas Zirkel ist mit den Jahren auch immer größer geworden.Bei den letzten deutschen Titelkämpfen belegten seine jungen Artisten sieben der ersten neun Ränge. Das spezielle Talent hat er übrigens wohl von seiner Mutter.Als Sportstudentin überquerte sie mit Hilfe eines unbiegsamen Metallstabes Ende der sechziger Jahre schon 3,70 m.Das war außergewöhnlich, zumal diese Disziplin den Frauen damals überhaupt noch nicht angeboten wurde.Man sieht: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

ROBERT HARTMANN

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