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Argentiniens Retter: Lionel Messi

© AFP/Juan Ruiz

Qualifikation zur Fußball-WM: Überragender Messi zeigt Argentiniens vertrackte Lage

Dank dreier Tore von Lionel Messi hat sich Argentinien mit einem 3:1 in Ecuador doch noch für die WM in Russland qualifiziert. Doch konkurrenzfähig ist das Team nicht.

Na, da werden sie sich aber gefreut haben beim Weltverband Fifa, in Russland und vor allem natürlich daheim in Argentinien. Schönen Dank auch an Lionel Messi! Ist noch mal alles gut ausgegangen. Für den Weltverband, den Ausrichter der kommenden WM und die Fußball-Weltmacht am Rio de la Plata.

Argentinien hat am letzten Spieltag doch noch den Sprung zur Weltmeisterschaft 2018 geschafft. Das fördert das Geschäft und hätte eingedenk der Reputation aller Beteiligten schon einiges Misstrauen provozieren können. Fifa, Russland und Argentinien genießen international nicht die höchste Achtung, wenn es um fairen Wettbewerb geht. Aber am Ende waren sie alle nur Nebendarsteller.

Denkmal für einen großen Spieler

Die alles überragende Persönlichkeit dieses denkwürdigen Finales der Eliminatorias, der WM-Ausscheidung in Südamerika, trug ein blau-weißes Leibchen und ein spätpubertäres Spitzbärtchen zur Schau. Lionel Messi war der Mann der Nacht. Der argentinische Weltstar mit Wohnsitz im rebellischen Katalonien hat spätestens in der Spätphase der Qualifikationsspiele alle verstummen lassen, die immer noch behaupten, der Messi im argentinischen Trikot sei nur ein mäßig talentierter Namensvetter des Messi im Rot-Blau von Barcelona. Drei Tore im Showdown in der Höhenluft Quito sagen genug über die Klasse, aber auch über den Patriotismus dieses Jahrhundertfußballers, der irgendwann mal in Rosario geboren wurde, aber wer weiß das schon noch.

Der 3:1-Sieg im alles entscheidenden Spiel in Ecuador steht als Denkmal für einen großartigen Fußballspieler. Für einen, den Argentinien trotz aller Bewunderung nie richtig geliebt hat. Anders als seinen Vorgänger Diego Maradona, der vor 30 Jahren am liebsten selbst mit der Maschinenpistole in der Hand die Falklands erobert hätte.

Keine Weltmacht mehr

Lionel Messi hat seine im wirtschaftlichen Niedergang befindliche Heimat in der Nacht zu Mittwoch vor einem weiteren Absturz in der Selbstachtung bewahrt. Er hat nach dem frühen und schockierenden Rückstand gemacht, was ein guter Anführer macht: die Ruhe bewahrt und Zeichen gesetzt.

Dieser Mann ist auch jenseits nationalistischer Selbstüberschätzung ein guter Argentinier. Einer, der seine Landsleute glücklich macht und ihr Hoffnung gibt. Und ihnen gleichzeitigt in letzter Konsequenz zeigt, wie vertrackt die Lage ist. Das Argentinien von 2017 ist mit seinem Exportartikel Nummer eins auf höchstem Niveau nur noch konkurrenzfähig, wenn Messi einen guten Tag hat. Das letzte argentinische Tor, das nicht von Lionel Messi erzielt wurde, datiert vom November 2016.

Die einstige Weltmacht mag auf ihren Status als Turniermannschaft hoffen und dabei auf das Beispiel Deutschland verweisen, doch wenn es schon einer Analogie zum Angstgegner der vergangenen Jahre bedarf, dann liegt ein anderer Vergleich näher. Zurzeit ist Argentinien, trotz aller großen Namen, kaum mehr als die CDU im Schatten der ewigen Angela Merkel. Ein Anhängsel, abhängig von den Lauben und der Gabe einer einzelnen Figur. Nähere Details folgen ab Juni 2018 in Russland.

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