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Ein Bild aus guten Zeiten. Cristian Zaccardo 2015 im Trikot des AC Mailand.

© dpa

Profi im Direktverkauf: Ronaldo als 300-Millionen-Euro-Schnapper per Facebook?

Cristian Zaccardo bietet sich im Internet per Stellengesuch für einen Klub an - was wäre, wenn das Beispiel des Italieners Schule macht? Ein Kommentar

Cristian Zaccardo war mit Italien Weltmeister, wurde mit Wolfsburg in der Bundesliga Meister und ist nun arbeitslos. Mit 35 Jahren kann das im Profifußball passieren und kaum einer würde wohl noch viel über den einstigen italienischen Nationalspieler reden, der unlängst mit Vincenza Calcio in Italiens dritte Liga abgestiegen ist. Doch nun sucht Zaccardo auf ungewöhnliche Art einen Klub, per Inserat und weltweit im Netz: Er bietet sich über das soziale Netzwerk „Linkedin“ an und verspricht: „Wer immer mich nimmt, wird einen großen Deal machen, ich bin ein ernster und starker Profifußballer!“ Ist die Eigenanzeige des Italieners eine Revolution im Profisport, untergräbt Zaccardo die bislang systemimmanenten kapitalistischen Prinzipien des Zwischenhandels?

Macht das Beispiel Schule, könnten bald alle Spielervermittler pleite gehen und sich die Profis selbst vermarkten. Was dann einen neuen Zweig in der Unterhaltungsbranche Profifußball eröffnen würde. Man stelle sich nur vor, dass sich Cristiano Ronaldo demnächst per Facebook anbietet: „Bester und schönster Fußballer der Welt, Superstar des größten Klubs der Welt schon für 300 Millionen Euro pro Saison zu haben. Steuern nicht inbegriffen.“ Der FC Bayern könnte das „liken“, Barcelona könnte Ronaldo kaufen. Oder wer würde nicht einen Thomas-Müller-Tweet „retweeten“, wenn der twittern würde: „Lustiger Stürmer, Schalk und Weltstars im Nacken, Angst um Stammplatz, sucht Klub in Bayern, am besten in München, aber keine Löwen bitte.“ Auf Instagram könnte der Kölner Anthony Modeste seine besten Tricks als Bewerbungsvideo posten, wenn er denn schon kein chinesisch kann. Der meist bietende Klub aus China bekäme dann den Zuschlag.

Zaccardos Stellengesuch.
Zaccardos Stellengesuch.

© linkedin

Cristian Zaccardos Inserat im Internet scheint Erfolg zu haben. Es haben sich etliche interessierte Klubs gemeldet. Irgendwie steckt in dem Verteidiger ein wenig Jean-Marc Bosman (der Belgier klagte einst gegen Beschränkungen im Profifußball und bekam recht) – aber es reicht kaum für eine Revolution. Dafür ist die Branche zu gefestigt, dafür wollen zu viele Menschen an der Ware Spieler verdienen. Schade eigentlich, so wie Zaccardo das gemacht hat, ist es allemal transparenter und unterhaltsamer.

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