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Durchgesetzt. Alba behauptet sich gegen die scheinbar übermächtigen Münchner.

© imago/Beautiful Sports

Play-off-Viertelfinale im Basketball: Alba Berlin schlägt Bayern und gleicht Serie aus

Überraschung in Berlin: Alba siegt 83:76 gegen Bayern München und zieht in der Viertelfinal-Serie gleich. Die Berliner zeigten eine überzeugende Leistung.

Ein schneller Schritt nach vorne, eine flinke Hand in Richtung Ball, ein paar Dribblings über das Feld, Absprung, Dunking – grenzenloser Jubel. In der Schlussminute des Spiels gegen den FC Bayern München schnappte Albas Nationalspieler Niels Giffey seinem Gegenspieler Nihad Djedovic den Ball weg, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Am Ende eines begeisternden Spiels der Berliner war vieles vergessen: Die bislang so frustrierende Saison, die vielen Verletzungen, die heftige Pleite im ersten Play-off-Viertelfinale gegen die Münchner.

Am Donnerstagabend meldeten sich die schon abgeschriebenen Berliner eindrucksvoll zurück: Alba besiegte den FC Bayern mit 83:76 (23:25, 18:25, 21:8, 21:18) und glich in der Serie nach dem Modus „Best of Five“ zum 1:1 aus. Durch den Sieg haben sich die Berliner ein weiteres Heimspiel am kommenden Dienstag gesichert, das dritte Spiel der Serie findet bereits am morgigen Samstag in München statt.

Auf die sonst bei Play-off-Spielen bisweilen eingesetzten Show-Flammenwerfer hatten die Gastgeber vor Spielbeginn zwar verzichtet. Die Spieler der Berliner brannten aber sichtlich darauf, den Bayern, allen Kritikern und wohl auch sich selbst zu beweisen, dass sie den Favoriten nach der krachenden 68:95-Niederlage im ersten Spiel doch noch ärgern können. Das Team von Trainer Thomas Päch machte sich mit der Wut der Verzweiflung daran, den 11.666 Zuschauern einen packenden Fight zu liefern. Besonders Routinier Tony Gaffney wirkte, als habe er einen Jungbrunnen ausgetrunken: Nachdem der 32-Jährige einen Rebound über zwei Gegenspieler hinweg in den Korb getippt hatte, hüpfte er wie aufgezogen über das Feld und brüllte all seine Emotionen heraus.

Beeindrucken ließen sich die Bayern zunächst aber nicht. Die Gäste spielten mit der Coolness eines Pokerprofis, der sich darauf verlassen kann, das bessere Blatt als alle anderen am Tisch zu haben. Egal wie verbissen die Berliner ihre Münchner Gegenspieler bearbeiteten – die Bayern ließen den Ball geduldig in ihren Reihen wandern. Die kleinlich pfeifenden und nicht immer souveränen Schiedsrichter machten es für Alba nicht leichter, München die Kontrolle des Spiels mit purer Kampfkraft zu entreißen. Bis zur Halbzeitpause hatte sich das Team von Trainer Sasa Djordjevic eine 50:41-Führung erarbeitet.

Die Berliner aber hatten sich als leidenschaftliche Einheit präsentiert – und das sollte sich nach dem Seitenwechsel auszahlen. Die in dieser Saison so löchrige Defensive stand nun wie ein Bollwerk, fünf Minuten lang ließen die Berliner keinen einzigen Punkt der Gäste zu – und mit so heftigem Widerstand schien München dann doch nicht gerechnet zu haben. Von einem Klassenunterschied zwischen beiden Teams war nun nichts mehr zu sehen, Gaffney riss die Zuschauer mit mehreren spektakulären Blocks von den Sitzen, im Angriff trafen Topscorer Giffey (15 Punkte) und seine Mitspieler nun selbstbewusst ihre Würfe. Die Sirene zur letzten Viertelpause – Alba hatte den dritten Spielabschnitt komplett dominiert und 21:8 gewonnen – begleitete das Publikum mit stehenden Ovationen.

Es war beeindruckend, mit welcher Souveränität Alba das Spiel nun kontrollierte, München fand nie mehr zurück in die Partie. Bereits mehrere Minuten vor Schluss herrschte eine so ausgelassene Partystimmung in der Arena am Ostbahnhof wie schon lange, lange nicht mehr bei einem Basketballspiel.

Der Knoten in den Köpfen der Berliner Spieler ist gestern nicht nur geplatzt, sondern weithin hörbar explodiert.

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