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Nach dem Bau eines neuen Stadions würde Hertha nur noch die Topspiele im Olympiastadion austragen.

© Kay Nietfeld/dpa

Pläne für Neubau im Olympiapark: Wie Hertha BSC ein neues Stadion finanzieren könnte

Ein neues Stadion müsste Hertha BSC ohne staatliche Zuschüsse bezahlen. Seit einem halben Jahr ist die Führungsriege auf der Suche nach einem zweiten Investor – vor allem in Asien.

Es wird noch Jahre dauern, ehe Hertha für einen Großteil der Heimspiele in eine neue, reine Fußballarena in direkter Nachbarschaft zum Olympiastadion ausweichen wird können. Wie der Tagesspiegel berichtete, plant der Berliner Bundesligist offenbar einen Neubau neben dem Reiterstadion im Olympiapark zu errichten, der Platz für 40.000 bis 45.000 Zuschauer bieten soll. Hertha dementierte den Bericht am Sonntag, unabhängig von der Zuschauerkapazität und dem Standort werden die Stadionpläne aber konkreter. Die Ergebnisse einer von Hertha in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie werden Ende März erwartet. Sollte ein neues Stadion wie von Fans und Verein favorisiert in Berlin geplant werden, gilt es jedoch, zuerst den Senat für das Bauvorhaben zu gewinnen – auch wenn der Verein die Finanzierung nach Tagesspiegel-Informationen ohne den Zuschuss von Steuergeldern plant. Bis eine Baugenehmigung erteilt, der Bau beginnen und Projekte in dieser Größenordnung in der Hauptstadt fertiggestellt sind, wird es ein Weilchen dauern.

Für die Finanzierung eines solchen Bauvorhabens gibt es mehrere Möglichkeiten. Als wahrscheinlich gilt, dass der US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts & Co. L.P. (KKR) seine Anteile an Hertha BSC nicht ewig halten wird, ja nicht einmal bis zum Ende der Partnerschaft. Ende Januar 2014 hatte KKR für knapp 20 Millionen Euro 9,7 Prozent der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien, kurz Hertha BSC KGaA, erworben.

In diese hatte der Verein vor 16 Jahren den Profibereich seiner Fußballabteilung ausgliedert. KKR überwies den Berlinern damals rund 61 Millionen Euro, neben der Summe für die Anteile war der übergroße Teil Hertha als eine Art Vorfinanzierung künftiger Einnahmen zugeflossen. Hierfür bezahlt Hertha dem Finanzinvestor eine jährliche Dividende, die in ihrer Höhe geringer ausfällt als die Zinsen, die der Klub bis dahin für Kredite bei Banken zahlte. Von den Geld führte Hertha den zinstragenden Teil seiner Schulden zurück und kaufte diverse Rechte zurück, etwa die an Catering und Logen sowie Business-Seats im Olympiastadion.

Hertha sucht zweiten Investor in Asien

Die Partnerschaft mit KKR ist auf sieben Jahre angelegt, ein ungewöhnlich langer Zeitraum für einen Finanzinvestor, der gerne schon nach wenigen Jahren sein Investment samt satter Rendite wiedersehen will. Zudem kann KKR eine Option ziehen, wonach das Gesamtinvestment umgewandelt wird und die Anteile auf 33 Prozent aufgestockt werden – ohne dass frisches Geld fließt.

Das ist dann der Fall, wenn Hertha nicht gewillt ist, die Gesamtsumme von 61 Millionen Euro an KKR zurückzubezahlen, oder es schlicht nicht kann. Dem Vernehmen nach könnte KKR frühestens im Jahr 2019 die Wandlungsoption ziehen. Für ein solches Bauvorhaben, wie es Hertha wohl anstrebt, ist das kein langer Zeitraum. Bekanntlich hatte der Berliner Klub erst im vergangenen Jahr den Nutzungsvertrag für das Olympiastadion mit dem Senat bis ins Jahr 2025 verlängert.

Das neue Stadion soll in unmittelbarer Nähe des Olympiastadions entstehen.
Das neue Stadion soll in unmittelbarer Nähe des Olympiastadions entstehen.

© Tsp/Bartel

Seit einem halben Jahr arbeitet Hertha intensiv daran, einen zweiten Investor für sich zu gewinnen. Bereits im Herbst waren Herthas Geschäftsführer Michael Preetz (Sport) und Ingo Schiller (Finanzen) in Fernost, um die Chancen des Einstiegs eines asiatischen Investors auszuloten. Wie zu hören ist, werden sie in zehn Tagen ein weiteres Mal nach Asien reisen.

Möglich ist, dass ein neuer Investor die Anteile von KKR zu einem bestimmten Zeitpunkt übernimmt, oder aber neue Anteile an Hertha erwirbt, was nicht zwingend im Interesse von KKR sein dürfte. Der neue Investor könnte das neue, offenbar rund 150 bis 190 Millionen Euro teure Fußballstadion vorfinanzieren. Sollte Hertha weitere Anteile an seiner Profiabteilung veräußern, würde den Berlinern der Gegenwert als Eigenkapital zufließen. Hertha könnte das Bauvorhaben so auch selbst finanzieren und hätte die Möglichkeit, Geld zu generieren – etwa über den Verkauf der Namensrechte einer neuen Arena.

Wert der Marke Hertha BSC steigt

Für KKR könnte sich ein Verkauf der Rechte alsbald lohnen. Als der US-Investor vor gut drei Jahren einstieg, wurde der Wert der Marke Hertha BSC mit rund 200 Millionen Euro taxiert. Seitdem ist er gestiegen, weil Hertha durch den KKR-Einstieg Spieler mit Wertsteigerungspotenzial wie John Anthony Brooks, Marvin Plattenhardt, Mitchell Weiser und zuletzt Niklas Stark langfristig an sich binden konnte.

Aber auch der neue, von der Deutschen Fußball-Liga im Vorjahr geschlossene, milliardenschwere Fernsehvertrag trägt zur Wertsteigerung bei. Ab der kommenden Spielzeit darf Hertha bis 2021 mit jährlichen Mehreinnahmen von 20 Millionen Euro rechnen. In der laufenden Saison, in der Hertha mit einem Gesamtumsatz von rund 103 Millionen kalkuliert, dürften die TV-Einnahmen bei 30 Millionen Euro liegen. KKR könnte also bei einem Verkauf seiner dann 33-prozentigen Anteilsbeteiligung rund 100 Millionen Euro erlösen. So hätten die Amerikaner ihr Investment in relativ kurzer Zeit fast verdoppelt.

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