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Kraftvoll. Auch Martina Willing ist in Berlin dabei.

© Manfred Thomas/Tsp

Paralympischer Sport: Im Wettbewerb vereint

An diesem Wochenende starten die besten Paralympics-Leichtathleten in Berlin.

Welch eine illustre Liste: Dubai, Tunis, Sao Paulo, Rieti, Tempe, Peking, Paris, Nottwil – und schließlich Berlin: Die diesjährige internationale Tour des „World Para Athletics Grand Prix“ macht Station im Bezirk Prenzlauer Berg. Erstmals ist auch ein größeres Team des Internationalen Paralympischen Komitee mit Sitz in Bonn bei dem Show-Wettkampf im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark dabei, auch um den Testlauf für die kommende Paralympics–Leichtathletik-Europameisterschaft vom 20. bis 26. August im nächsten Jahr in Berlin mitzuerleben.

Erfahrungsgemäß ist die Kulisse auch bei internationalen Wettkämpfen der Top-Athleten mit Behinderung außerhalb der Paralympics meist eher bescheiden. So muss man sich eine tosende Menge von bis zu 90 000 Menschen im ausverkauften Stadion wie in London oder Peking dazu denken, um diese typische paralympische Gänsehaut zu bekommen. Sehenswert und hochklassig wird es trotzdem in Berlin: Zu den 200 Startern der Leichtathletik-Wettkämpfe gehören auch 22 Medaillengewinner der Paralympischen Spiele in Rio 2016, die sich jetzt am 17. und 18. Juni nochmal vor der nahenden Leichtathletik-WM in London messen.

Das Besondere am Grand Prix in Berlin ist laut Klaas Brose, dem Geschäftsführer des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Berlin, die Art der Präsentation: Die Weltelite-Athleten treten unabhängig von der Behinderung zusammen und nicht in wie sonst getrennten Sportklassen an. Damit verringert sich die Zahl der Wettbewerbe, aber es gibt mehr Zeit, etwa auf der Videowand etwas zum Hintergrund des Athleten und seiner Sportart zu berichten.

Einige Paralympicssieger gehen in Berlin an den Start

Im Hochsprung will der Sieger der Paralympics in Rio, der Pole Maciej Lepiato, seine herausragende Höhe von 2,19 Metern im Hochsprung auch dem Berliner Publikum präsentieren (Sonnabend, 15 Uhr). Es gibt zudem ein Spitzentreffen der weltbesten Kugelstoßer: Rio-Goldmedaillengewinner Niko Kappel und Silbermedaillensieger Bartosz Tyszkowski aus Polen sind dabei. Sodann Sebastian Dietz – und der Wahlberliner Thomas Ulbricht, 100-Meter-Sprinter in der Klasse T12 und Bronzeträger in Rio (Sonnabend, 10 Uhr). Es sind – zumeist auf eigene Kosten – auch Sportler aus Ecuador und Thailand, aus Hong Kong und Mauritius angereist. Mit dem Inder Devendra kommt der Weltrekordhalter im Speerwurf der Klasse F46.

Mit der Weite von 59,77 Metern in der Startklasse F42 erlebt das Berliner Publikum mit dem Isländer Helgi Sveinsson einen weiteren Weltrekordhalter. Auch der Goldmedaillengewinner von Rio in der Klasse F38, Leichtathlet Reinhard Hamman aus Südafrika, sowie Lokalmatadorin Martina Willing – mehrfache Welt- und Paralympicssiegerin des Brandenburgischen Präventions- und Rehabilitationssportvereins – sind da. Die Wettbewerbe im Speerwurf starten Sonntagnachmittag. Auch Italienerin Martina Caironi, Weitspringerin, präsentiert sich in Berlin. Der blinde US-Amerikaner Lex Gillette, Weitspringer und Sprinter, tritt an. Mit dem Südafrikaner Hilton Langenhoven (T12) geht ein weiterer Paralympicssieger von 2016 an den Start.

Die Ex-Rollstuhlbasketball-Nationalspielerin und Trägerin der deutschen Fahne bei der Abschlussfeier in Rio, Annika Zeyen, ist für die Weltmeisterschaften in London qualifiziert – in Berlin testet sie im Wettkampfmodus ihre Leistung im Rennrollstuhl. Auch als Idol für die teilnehmenden Nachwuchstalente wie Hanna Wichmann, Lindy Ave, Leonie Düring und Moritz Hoffmann.

Grand-Prix-Organisationsleiter Klaas Brose ist überzeugt, dass „dieser internationale Vergleich der weltbesten Para-Leichtathleten eine gute Werbung für unseren Sport“ ist und freut sich über die Unterstützung des Berliner Senats. Seiner Kenntnis nach wird der Jahnpark zur inklusiven Sportarena ausgebaut. Neu entsteht der Peter-Panter-Park, laut dem Pfeffersport Berlin e.V. der erste inklusive Sportpark Berlins, zusammen mit der Kurt-Tucholsky-Oberschule Pankow, hinter dem Schulgebäude an der Neumannstraße 11. Es bewegt sich was im Berliner Behindertensport.

Der Eintritt zum Para-Grand-Prix ist an beiden Tagen frei, ab 17. Juni, 10 Uhr; Internet: www.grandprixathletics.berlin, www.pfeffersport.de

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