zum Hauptinhalt
Auf dem neuen Sportgerät feierte Christiane Reppe rasche Erfolge. Im Straßenrennen verteidigte sie im vergangenen Jahr ihren WM-Titel.

© dpa

Paralympics: Christiane Reppe will mit dem Handbike nach Rio

Christiane Reppe hat die Sportart gewechselt. In London gewann sie zuletzt als Schwimmerin noch Bronze. Bei den kommenden Paralympics in Rio will die beinamputierte Athletin nun als Handbike-Weltmeisterin teilnehmen.

Christiane Reppe hatte immer das Ziel, sich für die Paralympics in Rio im September zu qualifizieren. Bei ihren ersten Spielen 2004 in Athen hatte sie als Schwimmerin zwei Mal Bronze gewonnen, bei ihren bis jetzt letzten in London wurde sie 2012 über 400 Meter Freistil Fünfte. Dann hörte sie mit dem Leistungssport auf. „Wie soll ich das sagen? Ich habe mich mit meinem damaligen Trainer überworfen. Wir wollten in die gleiche Richtung, aber auf unterschiedliche Art und Weise. Wir wollten eigentlich noch nach Rio, aber ich musste erstmal raus.“

Das war Ende 2012 – „und theoretisch wollte ich mit dem Leistungssport ganz aufhören“, erzählt sie heute und muss dabei lachen. Schon während ihrer Zeit als Schwimmerin studierte die Dresdnerin. Und als es dann vorbei war, arbeitete sie in der Firma ihres Vaters, „wie ein normaler Mensch.“ Doch die Erfahrungen, die sie im Sport gemacht hat, konnte sie nicht ausblenden: „Wir haben so viele Kulturen und Länder kennengelernt. Wenn man vom Sport kommt, ist das Arbeiten eine völlig andere Welt. Ich hatte immer das Gefühl, da nicht reinzupassen.“

Getreu dem Motto „Rio – aber nicht im Schwimmen“ tastete sie sich an die Leichtathletik-Szene ran, versuchte sich im Speerwurf und im Kugelstoßen. „Irgendwie dachte ich aber immer, es muss ein Ausdauersport werden.“ Auf Facebook schrieb sie eine Handbike-Gruppe in Südbaden an und fuhr zum Probewochenende hin. Es gefiel ihr, die neue Sportart war gefunden. Durch den Film „Mein Weg nach Olympia“, für den der deutsche Regisseur Niko von Glasow Reppe während der Paralympics in London begleitet hatte, kam sie mit Errol Marklein in Kontakt. Er ist als Leiter des Team Sopur Quickie so etwas wie der Vorreiter und Experte in Sachen Handbikesport. Als im Oktober 2013 der Film in Essen Premiere feierte, kam Marklein dann auf die Bühne und überreichte Reppe ein eigens für sie angefertigtes Handbike – der Start in eine zweite Karriere.

Seit Anfang November bereitet sich Reppe auf die Paralympics vor

Reppe trainierte wieder hart und holte sich schon 2014 im US-amerikanischen Greenville den Weltmeistertitel im Straßenrennen, im Einzelzeitfahren gab es Bronze. In Nottwil in der Schweiz verteidigte sie ihren Titel im vergangenen Jahr, im Kampf gegen die Uhr sprang Silber heraus. Beim Heidelberg-Marathon 2015 schnappte sie sich dann auch noch den Weltrekord.

Als Schwimmerin holte Christiane Reppe (rechts) bei den Paralympics 2004 in Athen zweimal Bronze.
Als Schwimmerin holte Christiane Reppe (rechts) bei den Paralympics 2004 in Athen zweimal Bronze.

© dpa

Erfolge, die sie in dieser Art im Schwimmen nicht vorweisen konnte – und doch hatte ihre alte Sportart einen großen Anteil am neuen Aufschwung. „Ich habe enorm davon profitiert. Die Kraft in den Armen und die Kondition war bereits vorhanden, deshalb ging das so schnell. Obwohl viele anfangs skeptisch waren und meinten, ich wäre zu schwer, schließlich sind meine Konkurrentinnen alle eher zierliche Mädels mit dünnen Beinen. Bei mir sieht man schon einen Unterschied zu den anderen Handbikerinnen.“

Die Zeichen stehen gut für ihre Rio-Teilnahme, Stand jetzt dürfte der Deutsche Behindertensportverband sechs Radsportlerinnen nach Brasilien schicken – außer, die Teamkollegen der 28-Jährigen würden diese Woche bei den Bahnrad-Weltmeisterschaften im italienischen Montichiari noch Startplätze verlieren. Davon geht sie aber nicht aus.

Seit Anfang November bereitet sie sich schließlich schon auf den Saisonhöhepunkt vor und ist seit knapp fünf Monaten auf Lanzarote, dem „Handbike-Paradies“. Nur über Weihnachten war sie zuhause und im Januar für eineinhalb Wochen in Hannover, zur Leistungsdiagnostik in der Höhenkammer bei ihrem Trainer Dr. Ralf Lindschulten.

Reppe hat große Ziele: Im Straßenrennen soll Gold her

Früher war der Trainer stets am Beckenrand. Das hat sich beim Handbiken geändert. „Es ist vergleichbar mit einer Fernbeziehung. Er schreibt mir die Pläne und ich setze sie um. Das war eine Umstellung am Anfang.“ Immerhin: Als Schwimmerin mochte es Reppe nicht, alleine zu trainieren, als Handbikerin bleibt ihr fast nichts anderes übrig, weil sie beim Fahren eine bestimmte Wattzahl aufrechterhalten muss und so das Training in der Gruppe schwierig ist. „Ich finde es aber auch ganz angenehm so alleine, da kann ich dann nachdenken.“

Am 22. März fliegt sie wieder nach Deutschland, im April und Mai finden noch Weltcups statt, bevor es im August ins Höhentrainingslager in die USA nach Flagstaff geht. „Und von dort so ziemlich direkt nach Rio.“ Um ihre Ziele bei den Paralympics macht sie keine Geheimnisse: Im Straßenrennen muss Gold her. Schließlich kommt ihr das flache Streckenprofil entgegen. „Im Zeitfahren sind die Kniebiker noch dabei. Das ist dann deutlich schwerer, aber trotzdem ist auch hier Gold das Ziel.“

Folgen Sie der Sportredaktion auf Twitter:

Zur Startseite