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Lief nicht so. Für die USA beim Deutschland Cup am Wochenende.

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Update

Olympisches Eishockeyturnier: Der lächerliche Kampf um Gold

Ein Turnier wie der Deutschland-Cup zeigt, dass sich das olympische Eishockeyturnier nach dem Boykott der NHL von der Relevanz her dem olympischen Fußballturnier annähert. Keine gute Entwicklung. Ein Kommentar.

Der Höhepunkt im internationalen Eishockey in der laufenden Saison ist... die Weltmeisterschaft im kommenden Mai. Denn beim Turnier in Dänemark werden so viele hochklassige Profis auf dem Eis stehen wie bei keinem anderen in dieser Spielzeit. Vielleicht spielt bei den Deutschen der neue Weltstar Leon Draisaitl mit. Gut möglich, dass die Kanadier und die US-Amerikaner<TH>ausschließlich mit Profis aus der National Hockey-League (NHL) antreten. Sollten die Nordamerikaner doch noch einen unterklassigen Spieler brauchen, dann könnten sie den vielleicht schon im Februar bei einem zweitklassigen Wettbewerb casten, beim olympischen Eishockeyturnier. Das nämlich wird nur noch eine Randveranstaltung sein.
In Pyeongchang steht Olympia drauf, aber drin steckt kaum mehr als Deutschland-Cup. Das Augsburger Testspielturnier vom vergangenen Wochenende hat schon mal angedeutet, wie so ein Turnier laufen kann, wenn die Nationalmannschaften ausschließlich mit den Spielern zusammengestellt werden, die gerade Zeit haben. Die Besten der Welt werden im kommenden Februar fehlen. Rund 800 davon sind in der NHL beschäftigt und die dürfen nach dem Olympiaverzicht ihrer Liga nicht nach Südkorea reisen. Ohne sie wird es in Pyeochang eine lustige Eishockeylotterie geben, in der die Nordamerikaner nicht mehr wie so oft in den jüngsten zwei Jahrzehnten ins Finale kommen, sondern fröhlich untergehen dürften. Das Team USA etwa hatte beim Turnier in Augsburg keine Chance: Von der eigenen Liga im Stich gelassen, schlitterte die drittklassige, nur aus Europa-Profis beschäftigte Auswahl sieglos auf den letzten Platz. Reicht eben nicht, wenn nur die Trainer Weltklasse sind. Zum Abschluss gab es ein 1:5 gegen Deutschland 1b, das gerade elf Profis aufbot, die bei der vergangenen WM gespielt hatten. Das hörte sich viel besser an, als es war – denn die andere Hälfte des Teams, das waren fast ausschließlich in Nordamerika beschäftigte Leistungsträger. Aber die dürfen ja nun nicht kommen. Selbst dann nicht, wenn sie in der zweitklassigen American Hockey League (AHL) spielen.

Allein die Russen schaffen es mit ihrer großen Liga sich immer mehr von der NHL zu emanzipieren

Die Relevanz des olympischen Eishockeyturnier nähert sich der des olympischen Fußballturniers an. Da balgen ja alle vier Sommer irgendwelche Nachwuchsteams mit Verstärkung aus dem Seniorenbereich um die Medaillen. Das interessiert kaum einen Fußballfan. Wer ist eigentlich Olympiasieger im Fußball? Richtig, 2016 in Rio de Janeiro hat Brasilien gewonnen. 2012 in London? Mexiko, aber wer weiß das schon noch. 2010 im Eishockey? Einfacher für die Fans, da schoss Sidney Crosby seine Kanadier im Finale von Vancouver mit diesem Wahnsinnstor zu Gold. Allein die Russen stehen mit ihrer Kontinental Hockey League (KHL) dafür, dass die Nordamerikaner die Eishockey-Welt nicht nach Belieben beherrschen. Weil viele starke Spieler in der Heimat spielen, werden die Russen in Südkorea als Topfavorit gehandelt – wenn sie denn mitspielen dürfen. Im Streit um Dopingsperren für russische Athleten droht die KHL damit, ihre Spieler nicht nach Pyeongchang zu lassen. Womit das Turnier dann noch ein bisschen lächerlicher würde als ohnehin schon.

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