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Mit Edmonton hat Draisaitl in diesem Jahr große Ziele, Olympia findet aber leider ohne ihn statt.

© picture alliance / Peter Jonelei

NHL-Star Leon Draisaitl: "Das viele Geld wird mich nicht verändern"

Zum Saisonstart der NHL spricht Deutschlands bester Eishockey-Profi Leon Draisaitl über seinen Star-Status in Nordamerika und das Leben als Multimillionär mit 21.

Herr Draisaitl, in Kanada ist Eishockey fast Religion und Sie gelten dort als einer der größten Jungstars dieser Sportart. Können Sie eigentlich in Edmonton noch auf die Straße gehen oder werden Sie von Ihren Fans verfolgt?

Es ist tatsächlich alles ganz anders als zu Hause. Viel größer. Die Menschen erkennen dich als Spieler auf der Straße, sprechen dich an, fragen nach Fotos. Anfangs ist das ungewohnt, aber man wächst da relativ schnell rein.

Als Sie sich in der Sommerpause in Ihrer Kölner Heimat fit gehalten haben, ist Ihnen das wahrscheinlich nicht so häufig passiert. Würden Sie sich eine solche Begeisterung für Ihren Sport auch für Deutschland wünschen?

Die Begeisterung ist ja da, nur eben ein paar Nummern kleiner. Natürlich hoffe ich, dass der Sport auch in Deutschland noch größer wird. Aber ich allein kann da nichts ausrichten.

Wenn Sie sehen, wie es in der nordamerikanischen Hockey-Liga NHL funktioniert: Haben Sie einen Rat für die Vermarkter der deutschen Liga?

Es fällt schwer, da Ratschläge zu geben. Und außerdem steht es mir nicht zu. Aber grundsätzlich gesagt: Die Menschen hier wachsen mit diesem Sport auf, so wie in Deutschland die Leute mit Fußball. Das ist eine ganz andere Kultur. Man kann es einfach nicht gleichsetzen.

Sie selbst haben in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nie gespielt, sind schon mit 16 Jahren nach Nordamerika gewechselt. Abgesehen vom Sportlichen: Gibt es etwas, das Sie aus der Heimat vermissen?

Freunde und Familie, natürlich. Auch irgendwie den Lebensstil, selbst wenn ich nicht weiß, wie ich den in Worte fassen soll. Aber Europa und Nordamerika sind einfach verschieden. Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Menschen lieben Eishockey und es ist großartig, das zu erleben. Es macht Spaß, in den vollen Hallen zu spielen. Man wird als Spieler förmlich verehrt. Man wird umworben.

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Genießen Sie diese Art von Heldenstatus?

Ich brauche das nicht fürs Selbstbewusstsein, wenn Sie das meinen. Aber ich habe auch nichts dagegen. Ich mache einfach nur, was mir Spaß macht und was ich liebe. Das habe ich mit den Menschen in Kanada gemeinsam.

Sie sind für diese Karriere sehr früh sehr weit von zu Hause weggegangen, haben Freunde und Familie hinter sich gelassen.

Trotzdem haben meine Eltern eine sehr große Rolle in meiner Entwicklung gespielt. Allen voran natürlich mein Vater.

Peter Draisaitl, der ehemalige Spieler der Kölner Haie, ein populärer Nationalspieler und heutiger Trainer. In Deutschland kennen ihn viele noch ...

Er hat selbst so lange und so erfolgreich gespielt, dass er weiß, worauf es ankommt. Aber gedrückt hat er mich nie in irgendeine Richtung. Er hat mich immer nur bei dem unterstützt, was ich selbst wollte. Und die NHL, das war das, was ich immer wollte.

Gab es irgendwann mal einen Moment, an dem Sie Zweifel hatten, ob Sie es so weit bringen?

Gar nicht. Der Konkurrenzdruck ist in Nordamerika natürlich ungleich größer. Viel mehr Spieler wollen hier spielen und für alle ist die NHL das Ziel. Da passiert es dem Einzelnen auch mal, dass es nicht läuft. Aber bei mir lief es eigentlich immer sehr gut. Ich hatte auch immer gute Leute um mich herum. Und der Druck hat mich eigentlich immer mehr gepusht als mir Angst gemacht.

Würden Sie sagen, das hat Sie verändert?

(Lacht.) Ich bin älter geworden. Ich habe dazugelernt. Auf dem Eis, aber auch als Mensch. Ich wohne allein, muss nach mir selbst schauen, das ganze Jahr. Das musste ich eben schon recht früh. Ich denke, ich habe das bis jetzt ganz gut hinbekommen.

"Die Play-offs sind das Minimum. Wir wollen besser sein als letzte Saison."

Sie gelten im Alter von 21 Jahren bereits als einer der weltbesten Spieler auf der Centerposition. Worin wollen Sie sich noch weiterentwickeln?

Ganz ehrlich? In eigentlich allem. Ich will der beste Spieler sein, der ich persönlich sein kann. Und ich will irgendwann Titel gewinnen.

Bei den Oilers haben Sie im Sommer einen Achtjahresvertrag unterschrieben. Was macht Sie so sicher, dass Edmonton für Ihre Ambitionen die richtige Adresse ist?

Da spielen ja viele Faktoren eine Rolle. Die kann man gar nicht alle aufzählen. Aber ich glaube, wir haben hier eine sehr gute Mannschaft. Wir verstehen uns und sind alle noch recht jung. Wir sind schon sehr gut, aber können uns noch immer weiterentwickeln. Da hofft man natürlich, gemeinsam etwas aufbauen zu können.

In der vergangenen Spielzeit haben die Oilers erstmals seit zehn Jahren wieder die Play-offs erreicht und eine neue Arena bezogen. Die letzte der fünf Meisterschaften wurde 1990 gewonnen. Was, glauben Sie, ist in dieser Saison möglich?

Die Play-offs sind das Minimum. Wir wollen besser sein als letzte Saison.

Trauen Sie dem Team irgendwann den Stanley Cup zu?

Das hoffe ich natürlich. Aber ich weiß auch, es wird schwer. Es sind viele gute Teams – und die Play-offs sind jedes Mal unberechenbar.

In Ihrem neuen Arbeitspapier ist ein Jahresgehalt von rund 8,5 Millionen Dollar festgeschrieben. Sie sind nun einer der bestbezahlten Spieler der Liga – und der bestbezahlte Deutsche in der Geschichte der NHL.

Das gehört dazu in dem Geschäft.

Bis zum Vertragsende 2025 sind das 68 Millionen Dollar. Da sind Sie erst Ende 20 ...

Für mich ändert das nichts. Ich bleibe derselbe.

… und dann ist Ihre Karriere wahrscheinlich noch lange nicht zu Ende. Was macht man mit so viel Geld?

Darüber spreche ich nicht. Das ist allein Sache von mir und meiner Familie. Aber es wird mich nicht verändern. Ich wurde von meinen Eltern anders erzogen.

Kann so ein millionenschwerer Vertrag nicht auch eine Last sein?

Offen gestanden, bin ich da ziemlich gleichgültig. Ich mache mir um so was keinen Kopf.

Ihr Vater hat früher das Trikot der deutschen Nationalmannschaft getragen. Die NHL verbietet ihren Spielern, im kommenden Jahr an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang teilzunehmen. Schmerzt es Sie, auf das Turnier verzichten zu müssen?

Es ist schon schade, keine Frage. Ich wäre gerne für Deutschland aufs Eis gegangen.

Die nordamerikanische Basketball-Liga NBA hat das Gleiche im vergangenen Jahr bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro gemacht. Der Qualität des Basketballturniers hat das nicht unbedingt gutgetan ...

Es wäre auch für das Event besser, auf so ein Verbot zu verzichten – schließlich will jeder Fan eines Sports die Besten spielen sehen, mich eingeschlossen.

Aus deutscher Perspektive betrachtet sind Sie der Beste. Bei der Weltmeisterschaft im Mai haben Sie in ihrer Heimatstadt Köln für Deutschland spielen können. Welche Rolle spielt die Nationalmannschaft abseits des olympischen Turniers in Ihren Planungen?

Das habe ich schon ein paar Mal gesagt. Die Nationalmannschaft wird mir auch in Zukunft immer wichtig sein, solange zeitlich und gesundheitlich alles passt. Ich hoffe, dass ich dann in vier Jahren bei Olympia dabei sein kann.

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