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Kampfname: Der Brecher. Karim Rekik wechselt zu Hertha BSC.

© imago/PanoramiC

Update

Neuer Verteidiger für Hertha BSC: Karim Rekik: Talent mit Delle

Seit dem Abgang von John Anthony Brooks bemüht sich Hertha BSC um Karim Rekik. Jetzt haben sich die Berliner mit dessen Klub Olympique Marseille geeinigt.

Karim Rekik hätte in diesem Sommer auch zum PSV Eindhoven wechseln können, zu dem Verein, mit dem er seinen größten Erfolg gefeiert hat. In Eindhoven hat er zudem bleibenden Eindruck hinterlassen, und das nicht nur wegen seiner Vorstellungen auf dem Fußballplatz. Wahrscheinlich müssen sie dort heute noch lachen, wenn sie an Rekiks Auftritt bei der Meisterfeier im Sommer 2015 denken. Der junge Mann stand auf der großen Bühne mit einem Mikrofon in der Hand und gab eine – nun ja – eigenwillige Gesangseinlage zum Besten. Wobei: Von singen konnte eigentlich keine Rede sein. Rekik hörte sich an wie ein volltrunkener Hahn mit Mandelentzündung, und der Text seines Vortrags bestand aus nichts anderem als seinem leicht abgewandelten Namen: „Karim Reki-ki“, krächzte er. Wegen seiner Gesangskünste hat der 22-Jährige ganz sicher nicht das Interesse von Hertha BSC geweckt.

Seitdem John Anthony Brooks vor gut drei Wochen seinen Wechsel zum VfL Wolfsburg bekannt gegeben hat, bemüht sich der Berliner Bundesligist, Rekik als Ersatz für die Innenverteidigung zu verpflichten. Am Freitag wurden in Berlin nun die letzten Formalitäten geklärt. Rekik soll bei Hertha dem Vernehmen nach einen Vierjahresvertrag unterschrieben haben. Die Ablöse soll Medienberichten zufolge 2,5 Millionen Euro betragen, die holländische Zeitung „De Telegraaf“ berichtet sogar von vier Millionen Euro. Wie auch immer: Es sind auf jeden Fall weniger als die fünf Millionen Euro, die Marseille vor zwei Jahren an Manchester City zahlen musste. „Hertha ist ein großer und ambitionierter Verein. Das passt zu mir, ich will immer das Maximum rausholen und viel mit dem Klub erreichen“, wurde der Innenverteidger in einer Mitteilung des Klubs zitiert.

Rekik stand im vorläufigen Kader für die WM 2014

Rekik, Sohn einer Holländerin und eines Tunesiers, galt in seiner Heimat schon früh als großes Talent. 2011 wurde er U-17-Europameister. Unmittelbar danach wechselte er von Feyenoord Rotterdam zu Manchester City. Nicht mal drei Wochen nach seinem 18. Geburtstag debütierte der Verteidiger für City in der Premier League – als jüngster ausländischer Spieler in der Geschichte des Klubs. Und ein halbes Jahr später wurde er von Bondscoach Louis van Gaal sogar erstmals für die holländische Nationalmannschaft nominiert. „Seine Zeit kommt noch“, sagte van Gaal damals. „Er muss nur so weitermachen wie zuletzt.“

Doch genau das war das Problem: Es ging eben nicht so weiter, wie es angefangen hatte. Rekiks Debüt in der Premier League war zugleich sein letztes Ligaspiel für City. Weil er sich nicht durchsetzen konnte, wurde er an Portsmouth, Blackburn und Eindhoven verliehen. Nach der ersten Saison beim PSV kehrte Rekik noch einmal nach Manchester zurück, machte die Saisonvorbereitung mit – und wurde anschließend erneut nach Eindhoven verliehen. Auch in der Nationalmannschaft blieb es bisher bei einem einzigen Auftritt. Im März 2014 debütierte Rekik bei der 0:2-Niederlage gegen Frankreich in der Elftal. Im selben Jahr gehörte er dem vorläufigen Aufgebot für die WM in Brasilien an, wurde von van Gaal allerdings noch aus dem Kader gestrichen.

Paolo Maldini war sein Vorbild

Karim Rekik nennt Manchester City und Real Madrid als seine Lieblingsklubs; sein Vorbild war früher der Italiener Paolo Maldini. Auf dessen angestammter Position als Linksverteidiger kann Rekik zur Not auch spielen. Richtig zu Hause aber ist der Linksfuß in der Innenverteidigung. Rekik wird sich wohl mit Herthas Eigengewächs Jordan Torunarigha, 19, um die Nachfolge von John Anthony Brooks links in der Viererkette duellieren.

In seiner Heimat haben sie Herthas Neuem mal den Kampfnamen „Der Brecher“ verpasst. Er ist hart am Mann und mit einer Länge von 1,86 Metern auch gut im Kopfball. Rekik verfügt allerdings auch über eine ausreichende Spielintelligenz und eine saubere Spieleröffnung – die klassische holländische Schule eben. In Sachen Schnelligkeit aber dürfte ihm Torunarigha deutlich überlegen sein.

In Marseille hat der Holländer zuletzt keine Rolle mehr gespielt. In der abgelaufenen Saison kam er nur noch zu zehn Einsätzen in der Ligue 1; zuletzt hat er Mitte Januar, bei der 1:4-Heimniederlage gegen den späteren Meister AS Monaco, gespielt. Aber es sind gerade solche Dellen in der Entwicklung, die einem Klub wie Hertha erst die Möglichkeit eröffnen, einen Spieler wie Rekik zu verpflichten.

Wäre dessen Karriere so verlaufen, wie es ihm in frühen Jahren prophezeit worden ist, wäre Rekik für die Berliner längst unerschwinglich. Seine Verpflichtung folgt einem Muster, das Hertha zuletzt häufiger angewandt hat. Manager Michael Preetz umschreibt es so: „Für uns geht es darum, Spieler zu finden, in denen wir Dinge sehen, die andere nicht sehen.“ Oder nicht mehr sehen. Das war auch bei Mitchell Weiser, Sinan Kurt oder Davie Selke so und ist nicht zuletzt eine Frage der Fantasie. Bei dem einen – Mitchell Weiser – wird diese Fantasie zur Wirklichkeit; bei dem anderen – Sinan Kurt – erfüllt sich die Hoffnung eher nicht.

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