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Alte Heimat. Cemal Yildiz (links) war bei Tennis Borussia schon Spieler, Assistent von Thomas Herbst (rechts) und Cheftrainer.

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Neuer Trainer von Tennis Borussia Berlin: Cemal Yildiz will mit TeBe wieder nach oben

Cemal Yildiz arbeitet zum fünften Mal für Tennis Borussia und will mit dem Berliner Klub in die Regionalliga aufsteigen.

Cemal Yildiz hat seinen Anorak anbehalten, und er wird ihn in der nächsten Stunde auch nicht ausziehen. Normalerweise müsste er jetzt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt an der Seitenlinie stehen und seine neue Mannschaft im Testspiel gegen den Berlin-Ligisten SD Croatia betreuen. Stattdessen sitzt er im Aufenthaltsraum eines Physio- und Rehazentrums in Charlottenburg. Metallspinde, Wäschespinne mit Handtüchern, im Regal vertrocknet ein letztes Weihnachtsgesteck. Seine Spieler sitzen zur selben Zeit auf dem Ergometer und strampeln. Fußball-Ersatztraining. Oder: Das ganz normale Winterpausenschicksal im Berliner Amateurfußball.

Mitte Januar hat Yildiz, 40, als neuer Trainer und Nachfolger von Daniel Volbert bei Tennis Borussia angefangen, sämtliche Testspiele in der Vorbereitung sind ausgefallen, auch das Nachholspiel am vergangenen Wochenende in Altlüdersdorf. Yildiz und seiner Mannschaft droht am Sonntag im heimischen Mommsenstadion gegen Hertha 06 ein – im Wortsinne – Kaltstart in die Rückrunde der Oberliga-Saison. Eine perfekte Vorbereitung sieht anders aus. Aber was ist schon perfekt in der fünften Liga?

Das Gute ist: Yildiz hat bei TeBe schon ganz andere Zeiten erlebt. 2010 ist er zum ersten Mal als Cheftrainer eingesprungen. Damals war dem früheren Bundesligisten mal wieder der Geldgeber abhanden gekommen, er musste Insolvenz anmelden, und ob es für den Traditionsklub aus dem Berliner Westen überhaupt weitergehen würde, war äußerst fraglich. Weil TeBe kurz vor Saisonbeginn ohne Spieler dastand, musste Yildiz erst einmal eine Art öffentliches Casting anleiten.

Zuletzt war Yildiz Co-Trainer beim BAK

„Wer zu Hause noch ein Paar Fußballschuhe gefunden hat, ist zum Training gekommen“, erzählt er. Jeden Abend spielten 20 Spieler vor, und am Ende gingen mindestens 19 wieder, weil sie nicht im Mindesten die Anforderungen eines Oberligisten erfüllten. Am Ende erreichte Yildiz mit seiner zusammengewürfelten Truppe immerhin den Relegationsplatz, konnte den Abstieg in die Berlin-Liga letztlich aber nicht verhindern.

Verglichen damit ist die aktuelle Situation geradezu paradiesisch – aber für Yildiz noch lange nicht gut genug. Bis zur Winterpause hat er als Co-Trainer beim Berliner AK in der Regionalliga gearbeitet. Dorthin will er auch mit TeBe, je früher desto besser. „Er will noch mal angreifen“, sagt Andreas Voigt, der Geschäftsführer des Vereins. Doch bei neun Punkten Rückstand auf den Tabellenführer VSG Altglienicke ist der Aufstieg in dieser Saison wohl utopisch. Das weiß auch Yildiz: „Altglienicke ist uns zwei, drei Schritte voraus und funktioniert als Mannschaft besser.“

In den Gesprächen mit Yildiz hat Voigt den Eindruck gewonnen, dass der neue Trainer genau weiß, „was bei uns nicht stimmt und wo man die Hebel ansetzen muss“. Und er hat auch klar zu verstehen gegeben: „Wenn ihr so weitermacht wie bisher, wird es schwer, in eine andere Liga zu kommen.“ Yildiz hat in dieser Saison vier oder fünf Heimspiele im Mommsenstadion gesehen – auch aus alter Verbundenheit. Der gebürtige Türke, der seit seiner Kindheit nur Teddy genannt wird, ist zum fünften Mal für TeBe tätig: zweimal als Spieler, einmal als Assistent von Thomas Herbst und eben 2010 als Cheftrainer in der wohl schwierigsten Phase des Klubs überhaupt. „Wir haben mit zehn oder elf Trainern gesprochen“, erzählt Geschäftsführer Voigt über das Auswahlverfahren, „acht haben gesagt, sie hätten ein Herz für Tennis Borussia – Teddy habe ich das wirklich abgenommen.“

Irgendwann will er im Profibereich arbeiten

Yildiz hat so lange als Co-Trainer gearbeitet, dass in der Szene gemunkelt wird, er sei eigentlich nur Platzhalter für seinen früheren Chef Thomas Herbst, der dann im Sommer übernehme. Dagegen spricht, dass Herbst ohne weiteres schon jetzt hätte anfangen können. Vor allem aber spricht dagegen, mit wie viel Verve Yildiz über seine Beförderung redet. „Ich möchte jedem beweisen, dass ich die Qualität habe, Cheftrainer zu sein“, sagt er. Er wolle das schaffen, „was ich als Spieler nicht erreicht habe, weil ich den Ehrgeiz und die Disziplin nicht hatte: Ich will irgendwann im Profibereich arbeiten.“

Spätestens in der kommenden Saison will er seinem Ziel eine Liga näher kommen. Aber Cemal Yildiz sagt auch: „Wenn man in die Regionalliga will, muss man auch so arbeiten.“ Das heißt: unter professionellen Bedingungen, die erfahrungsgemäß vor allem Geld kosten. Andreas Voigt, der Geschäftsführer, lacht. „Da müssen wir noch hart dran arbeiten“, sagt er.

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